Frage von Joël M.: «Meine Kollegen finden viel leichter Anschluss als ich. Wenn ich versuche, mit jemandem Kontakt aufzunehmen, guckt die Person weg oder weicht aus. Woran liegt das?»

Sie bemerken, dass Menschen Ihnen ausweichen. Der Blick wendet sich ab, Kontakt wird vermieden. Es ist nicht einfach, eine Ursache dafür zu finden. Denn es ist von verschiedenen Faktoren abhängig, ob sich Menschen öffnen oder eben nicht. Die Stimmung des Gegenübers, seine Wünsche und sein Kontaktbedürfnis beeinflussen seine Reaktion. Auf diese Umstände haben Sie keinen Einfluss.

Sie haben jedoch Einfluss darauf, wie Sie auf andere wirken. Die Ausstrahlung spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Anfang von Kontakten ist das Gefühl von gegenseitiger Sympathie, das wir in den ersten Sekunden eines Zusammentreffens empfinden. Hier spielt der erste Eindruck mit, den wir uns in wenigen Augenblicken automatisch vom anderen bilden. Dieser erste Eindruck entscheidet darüber, wie wir ihm gegenüber reagieren. Finden wir ihn sympathisch und offen, öffnen auch wir uns. Wirkt er aggressiv, wehren wir innerlich ab. Wenn wir uns kein stimmiges Bild machen können, wenn er nicht einzuordnen oder nicht einschätzbar ist, sind wir verunsichert. Dann reagieren wir zurückhaltend, vermeidend.

Die Körpersprache spricht Bände

Wir können am Eindruck, den wir hinterlassen wollen, arbeiten. Insbesondere wenn es um wichtige Momente geht, lohnt es sich zu überlegen, wie man auftreten will, um Interesse zu wecken. Denn der erste Eindruck ist ein Türöffner.

Ein gepflegtes Erscheinungsbild (etwa Kleidung, Statur, allgemeines Aussehen) hilft dabei, wohlwollender aufgenommen zu werden. Gepflegt muss nicht bedeuten, dass man aussieht wie aus dem Ei gepellt. Viel wichtiger ist, ob die Erscheinung harmonisch wirkt, ob sie zeigt, dass wir Sorge zu uns tragen, und ob sie das Gegenüber zu einer stimmigen Einschätzung kommen lässt.

Die Körpersprache (Haltung, Gang, Mimik und Gestik) ist ebenfalls sehr bedeutsam. Meist wird als sympathisch beurteilt, wer eine lockere, gerade, ruhige und sichere Haltung einnehmen kann. Wer verdruckst zu Boden schaut, gebeugt oder verkrampft ist, kann unangenehm und verunsichernd wirken. Ein ruhiger Blick in die Augen des Gegenübers, allerdings nicht zu lange, signalisiert: Ich schaue in die Welt und bin offen. Und ein Lächeln, nicht automatisiert, sondern etwas verzögert nach dem Blickkontakt, signalisiert: Ich bin freundlich gesinnt.

Eine angenehme, ruhige Stimme und Sprache runden den ersten Eindruck ab.

Es gibt nicht ein grundsätzliches Falsch oder Richtig: Sympathisch heisst nicht, dass man perfekt wirken muss, sondern offen, interessiert am Gegenüber und authentisch. Wichtig ist ebenso, dass man sich wohl fühlt, so wie man sich zeigt. Denn unsere Körpersprache widerspiegelt unsere Gedanken, Empfindungen und Einstellungen. Aber auch umgekehrt gilt: Unsere Kleidung, Haltung und Mimik können unsere Gefühle verändern. So fühlt man sich schon viel sicherer und positiver, wenn man mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, tief einatmet und geradehinaus in die Welt schaut.

Tipps, wie man sympathischer erscheint

  • Eine positive Stimmung hilft, positiv zu wirken. Versuchen Sie sich in eine positive Stimmung zu versetzen, die Sie ausstrahlen möchten. Zum Beispiel: «Ich bin gern mit anderen Menschen zusammen. Ich freue mich, andere Menschen zu sehen.»

  • Beobachten Sie im Spiegel, wie Sie wirken. Bauen Sie bewusst kleine Übungen in den Alltag ein, die helfen, in für Sie schwierigen Situationen offen und ruhig zu bleiben. Nehmen Sie eine gerade und lockere Haltung ein. Nehmen Sie Blickkontakt auf, lächeln Sie eine Ihnen sympathische Person freundlich an, ohne sie jedoch lange anzustarren.

  • Versuchen Sie, nicht auf Reaktionen zu achten, die Sie verletzen und verunsichern. Je stärker Sie auf diese warten, desto eher werden Sie sie auch finden. Versuchen Sie daher, den Fokus auf jene Menschen zu richten, die Ihnen neutral oder positiv begegnen. Achten Sie dabei darauf, ob jemand zurücklächelt. Diese Wahrscheinlichkeit ist hoch, denn auch das ist ein Automatismus.

Buchtipp

Don Gabor: «Menschen für sich gewinnen. Wie Sie ins Gespräch kommen, Kontakte knüpfen und Beziehungen aufbauen»; Verlag Redline Wirtschaft, 2012, 240 Seiten, CHF 24.90