Der kleine Krake Hippihopp hat ein Problem. Mit seinen acht langen Armen passieren ihm allerlei Missgeschicke, wofür er oft «fürchterlich ausgeschimpft» wird. Zum Glück weiss Ärztin Schildkröte Rat. Hippihopp leidet wie der Zappelphilipp aus dem «Struwwelpeter» am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS). Anders als der Klassiker von 1845 kennt das Bilderbuch «Krake Hippihopp» die Lösung: «eine kleine weisse Tablette».

Herausgeber der Geschichte für Kinder zwischen sechs und elf Jahren ist der Novartis-Pharma-Verlag in Nürnberg. Novartis stellt das ADS-Medikament Ritalin her. Auf der Tablettenschachtel, die Hippihopp erhält, ist der Name des Pharmakonzerns denn auch deutlich zu lesen.

«Ursprünglich hatte die Autorin Ritalin erwähnt», sagt Sven Schellberg, medizinischer Experte für Psychiatrie bei Novartis. «Wir haben jedoch auf die Nennung des Produktnamens im Buch verzichtet.»

Aus gutem Grund: Laienwerbung für Medikamente dieser Art – der Inhaltsstoff Methylphenidat unterliegt der Betäubungsmittelkontrolle – ist verboten.

Andere Therapien als die per Medikament werden in dem Buch kaum erwähnt. «Die Begleittherapien, die eine medikamentöse Behandlung immer ergänzen müssen, sind Kindern oft leichter zu vermitteln», meint Schellberg. Das Buch solle nun Ärzten, Pädagogen und Eltern als Hilfsmittel dienen, den Kindern die medikamentöse Behandlung zu erklären. «Es geht uns nicht darum, den Ritalin-Absatz anzukurbeln», betont er.

Für Dieter Bürgin, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik Basel, ist «Krake Hippihopp» nicht viel mehr als Reklame. «Kinder, die Ritalin einnehmen müssen, brauchen vor allem eine gründliche und sorgfältige psychosoziale Betreuung», meint er. «Eine Darstellung, die nur gerade die medikamentöse Behandlung erfasst, halte ich für sehr heikel.»