Kurt Marti ist Investigativjournalist in Brig-Glis. Er ist hartnäckig, unnachgiebig und standfest. Als Redaktor der Zeitung «Rote Anneliese» deckte er über Jahre zahlreiche Missstände und Fälle von Günstlingswirtschaft im Wallis auf. Wo er überzeugt ist von einer Sache, wo er Ungerechtigkeiten entdeckt, hält er den Finger drauf und lässt nicht locker, bis er die Wahrheit ans Licht gebracht hat.

Nun mag man sagen, das ist doch die Aufgabe jedes Journalisten. Es ist sein Job, Missstände aufzudecken. Je besser er das tut, desto besser sein Ruf, desto grösser sein persönlicher Erfolg. Doch im Wallis wurde er damit zum Aussenseiter, zum Nestbeschmutzer, zur unerwünschten Person.

Kurt Marti hat Parteifilz angeprangert, Korruption aufgedeckt, gegen einen Polizeichef angeschrieben, der sich an einer 13-Jährigen vergangen hat. Er ist Politikern und Richtern an den Karren gefahren, die Partei- und Klassenjustiz betrieben haben. Er wurde mit Klagen eingedeckt, vor Gericht gezerrt, in seinem Wohnort geschnitten, von den Walliser Medien totgeschwiegen. Doch immer erwiesen sich seine Recherchen als richtig, auch wenn er dafür bis vor Bundesgericht kämpfen musste.

Er selber sagt von sich, er sei nur «Stellvertreter der Bürgerinnen und Bürger» im Kampf um Gerechtigkeit. Doch er ist mehr als das. Er hat Zivilcourage bewiesen, weil er persönliche Anfeindungen und Nachteile in Kauf nahm für die Suche nach der Wahrheit, weil er den Mut hatte, unbequem zu sein, weil er eine Haltung zeigte, die für demokratische Werte steht. 

Natürlich müssen Journalisten immer mit Anfeindungen rechnen. Gute Journalisten müssen nicht geliebt, sie sollen respektiert werden. Das muss ihnen Antrieb sein. Doch wer als kritische Stimme über Jahre angefeindet und ausgegrenzt wird, wie es Kurt Marti in seinem Buch «Tal des Schweigens» beschreibt, braucht mehr als diesen Antrieb aus Berufsstolz. Er braucht Beharrlichkeit. Auch darin zeigt sich Zivilcourage: in der Beharrlichkeit, sich immer wieder zu wehren gegen Ungerechtigkeiten, immer wieder gegen die gleichen Mauern anzurennen, auch wenn es bequemer wäre, nachzugeben.

Es ist ein schönes und wichtiges Zeichen, wenn die Leserinnen und Leser des Beobachters einen Journalisten für genau diese Beharrlichkeit mit dem Publikumspreis des Prix Courage 2013 ehren. Es ist ein Zeichen, das gerade heute für die ganze Medienbranche wichtig ist. Ein Zeichen, dass die Bevölkerung mehr wünscht als die tägliche Gratisberieselung durch Aktualitätsschlagzeilen, mehr als Meinungs- und Verlautbarungsjournalismus.

Die Auszeichnung für Kurt Marti und seine couragierte Arbeit zeigt, dass sich die Menschen einen Journalismus wünschen, der seine Aufgabe als vierte Gewalt wahrnimmt und den Mächtigen auf die Finger schaut, auch gegen alle Widerstände. Sie wollen einen Journalismus, der tiefer bohrt, Missstände entlarvt, korrigierend wirkt und Zivilcourage beweist, so wie Kurt Marti es getan hat.

Kurt Martis Videoportrait