Ein Waldmorgen in einem Kindergarten bei Luzern, Thema Schnecken. Plötzlich steht ein Bub auf und zertritt mit Getöse eine grosse Weinbergschnecke. Entsetzen, die anderen Kinder weinen. Als die Kindergärtnerin später den Vater des Knaben auf den Vorfall anspricht, entgegnet dieser bloss: «Mein Sohn ist halt kein verzärteltes Weichei.»

Kinder, die schubsen, anderen immer wieder ein Bein stellen, lärmend durch den Kindergarten rennen oder sich total verweigern – und Eltern, die das entschuldigen: Brigitte Fleuti kennt das Phänomen bestens. Die Präsidentin des Verbands Kindergarten Zürich ist seit 30 Jahren Kindergärtnerin und sagt: «So schlimm wie heute war es noch nie.» Natürlich habe es schon immer schwierige und freche Kinder gegeben, aber «jetzt ist ein Mass erreicht, das so nicht mehr geht, der Unterricht wird teilweise massiv gestört». Ihr tun besonders die anständigen Kinder leid, die oft viel zu kurz kommen, wenn sich immer alles um die Störenfriede dreht.