Die Nase irrt selten. Sie beeinflusst sogar die Partnerwahl, denn wir können riechen, ob jemand zu uns passt oder nicht. Zumindest in einem eher unerotischen Bereich: dem Abwehr- oder Immunsystem des Körpers. Das nutzen Firmen und bieten Tests an, die die Chance bei der Partnersuche erhöhen sollen. Der Test soll eine Entscheidungshilfe bieten, ob man eine Person treffen soll oder nicht – etwa beim Online-Dating. Gleich zwei Firmen in der Schweiz sind in diesem umstrittenen Business tätig: Basisnote und Genepartner.

Reiz getragener T-Shirts

Der Evolutionsbiologe August Hämmerli von der ETH Zürich ist Mitgründer der Firma Basisnote, die seit Herbst 2009 einen Speicheltest anbietet, der zu Hause durchgeführt wird. Grundlage des Verfahrens sind Experimente des Biologen Claus Wedekind aus den 90er Jahren an der Uni Bern. Wedekind hielt Frauen T-Shirts unter die Nase, in denen Männer geschlafen hatten, und fragte, welcher Geruch angenehm sei. Es zeigte sich, dass diejenigen T-Shirts bevorzugt werden, deren Träger ein von der Beschnupperin abweichendes Immunsystem haben.

Seither wurde Wedekinds Befund in weiteren, teils abgewandelten Studien wiederholt – und in den meisten Fällen bestätigt: Menschen bevorzugen den Geruch von Leuten, die ein Abwehrsystem aufweisen, das sich vom eigenen möglichst differenziert. Der chemische Träger des Geruchs, den unsere Nase wahrnimmt, ist bis heute aber nicht identifiziert. Der Test basiert deshalb nicht auf Geruchsstoffen, sondern auf den genetischen Faktoren des Immunsystems.

Hämmerli erklärt es so: «Analysiert man die Gene des Immunsystems bei Paaren, so ist der Unterschied in den Erbfaktoren im Mittel höher als bei zufällig ausgewählten Personen, die nicht befreundet sind.»

August Hämmerli, Mitgründer der Firma Basisnote

Perfekt oder ungünstig?

Für Basisnote entwickelte Hämmerli ein auf 16 Gengruppen basierendes System, das zeigt, wie nahe sich zwei Leute stehen. Analysiert werden von Erbfaktoren hergestellte Eiweissstoffe im Speichel, die zum Immunsystem gehören. Wer den Test durchführt, wird einer von 16 Kategorien zugeordnet und kann sich auf dem Dating-Portal swissfriends.ch mit anderen vergleichen, die er sympathisch findet. Basisnote ordnet die Paarungen einer von vier «Übereinstimmungsqualitäten» von «perfekt» bis «ungünstig» zu. Ein ähnliches System bietet Genepartner an; dort basiert der Test auf DNA-Vergleichen massgeblicher Immungene.

Laut Evolutionsbiologen ist die grosse Vielfalt der Immunfaktoren bei Paaren sinnvoll. Die Diversität führe bei den Kindern zu einem wirksameren Abwehrsystem. Sie vermuten, dass sie einem ursprünglichen Wahrnehmungssystem auf die Schliche gekommen sind, das bei Säugetieren wie etwa Mäusen die Partnerwahl bestimmt. Ob Geruchserkennung beim Menschen noch eine Rolle spielt, ist unter Biologen umstritten. Bei Fischen und Mäusen wurden die Geruchsstoffe identifiziert.

Die Gene sind nicht alles

Während die biologischen Grundlagen der Immundiversität weiter erforscht werden, stösst die Vermarktung zum Zweck der Partnersuche auf Kritik. US-Neurobiologe und Liebesforscher Larry Young meint, man mache es sich zu einfach, wenn man glaube, man könne so den perfekten Partner finden. Die Firmen nutzten die Leichtgläubigkeit der Menschen aus und verbreiteten ein vereinfachtes biologisches Bild der Liebe.

Dieter Ebert, Professor für Evolutionsbiologie an der Universität Basel, weist darauf hin, dass es sich um einen statistischen Zusammenhang handelt, den man nicht überbewerten sollte. Studien zeigen, dass man trotz ähnlicher Immungene eine glückliche Partnerschaft führen kann.

«Wir behaupten nicht, der Test führe zur Liebe des Lebens, aber der Partnersuchende kann die Information als zusätzliches Kriterium nutzen», kontert Hämmerli die Kritik. In der Werbung von Basisnote heisst es allerdings vollmundig, dank dem Test finde man zielsicherer den richtigen Partner. Die Analyse kostet 66 Franken und wurde seit letztem November rund 1000-mal bestellt. Ob und wie viele Paare sich über den Test gefunden haben, so Hämmerli, werde zurzeit ausgewertet.