Die Hundehilfe Schweiz in Huttwil BE hat sich der «Linderung des Hundeleids in Europa» verschrieben. Ein edles Motiv, nur sind die Methoden illegal. Die Hundehilfe importiert laut eigenen Angaben jährlich bis zu 450 Strassenhunde aus Rumänien, Ungarn und Südeuropa und platziert sie in der Schweiz. Für diesen Handel braucht es laut Tierschutzgesetz eine Handelsbewilligung vom Kantonstierarzt. Über eine solche verfügt Heidi Kleber, die Leiterin der Hundehilfe, nicht.

«Viele denken, sie kämen bei der Hundehilfe günstig zu einem Hund - und bleiben dann auf hohen Arztrechnungen sitzen», sagt Max Lipp, der den Verein verliess. Denn viele Hunde seien krank. «Als ich feststellte, dass lastwagenweise Hunde importiert werden, stieg ich sofort aus.»

Auch gefährliche Hunde im Angebot
Es sei eine «Einmannshow», kritisiert Aussteiger Lipp weiter. «Frau Kleber macht alles, führt die Kasse, niemand ist orientiert über den Geldfluss.» Pro vermittelten Hund verrechnet die Hundehilfe mindestens 400 Franken, kastrierte Tiere sind teurer. Das ergibt einen Umsatz von 180'000 Franken jährlich. Noch nicht eingerechnet sind die Spenden. Eine andere Aussteigerin meint, es handle sich um «ein ziemlich lukratives Geschäft».

Abnehmer der Hunde werden offenbar nicht auf ihre Eignung überprüft. So wurde einer magersüchtigen, nur 32 Kilo schweren Frau ein vermeintlich pflegeleichter, gutmütiger Welpe angedreht. «Aber er ist gewachsen und gewachsen», sagt sie Tierfilmer Mark Rissi in die Kamera, der über den Verein recherchiert hat. Des Pudels Kern war dann kein Haushund wie erwartet, sondern ein Hirtenhund, der viel Auslauf braucht und die Halterin komplett überfordert. Einer weiteren Hundeliebhaberin wurde auf einem Autobahnparkplatz morgens um ein Uhr ein Dogo Argentino übergeben, ein Kampfhund. Es sei doch «brandgefährlich», wenn jeder x-Beliebige sich auf diese Weise einen solch gefährlichen Hund beschaffen könne, ärgert sie sich.

Die Hundehilfe war schon letztes Jahr aktiv, aber im Thurgau, wo ihr Kantonstierarzt Paul Witzig den Hundehandel verbot. Darauf wechselte Kleber den Kanton. Laut Witzig «müsste eigentlich der Kanton Bern jetzt das Hundehandelsverbot durchsetzen». Witzig bestätigt, dass die «Hundehilfe» auch Kampfhunde vermittelte.

Ordentliche Buchhaltung fehlt
Wieso kann der Verein im Kanton Bern einfach weitermachen? Kantonstierarzt Christian Huggler wollte zum Fall nicht Stellung nehmen, mit der Begründung, es werde in dieser Sache ermittelt. Derweil sorgen sich auch die Huttwiler: «Ab und zu bricht ein Hund aus. Schon mehrmals ist jemand gebissen worden», berichtet Gemeinderat Hansjörg Muralt.

Erstaunlich auch, wie einfach es offenbar ist, Hunde über die Grenze in die Schweiz zu schaffen. Die Hundehilfe importiert bis zu 40 Hunde pro Ladung. «Wer Hunde importiert, muss an der Grenze lediglich eine Zolldeklaration ausfüllen», erklärt Heinz Lienhard, Präsident des Schweizer Tierschutzes (STS). «Deshalb fordern wir eine Bewilligungspflicht für den Import.» Eine Motion mit dieser Forderung liegt unerledigt im Parlament. Der Bundesrat lehnt aber eine generelle Bewilligungspflicht für die Hundeeinfuhr ab.

Heidi Kleber antwortet dem Beobachter, die 400 Franken pro Tier deckten gerade mal die Kosten. «Überschüsse» gingen an ausländische Tierheime. Eine saubere Jahresrechnung allerdings legte sie dem Beobachter nicht vor. Ferner habe sie in Bern um eine Bewilligung für den Hundehandel ersucht. Ihr Gesuch sei aber ein Jahr lang unbeantwortet geblieben. Sie vertreibe keine kranken Hunde, und die Hundeabnehmer würden immer überprüft.

Tierschützer sind skeptisch: «Der Import von Hunden in die Schweiz hat wenig mit Tierschutz, aber viel mit Geschäftemacherei zu tun», sagt STS-Präsident Lienhard. Sinnvoller wäre Hilfe vor Ort.

Unverdrossen macht die Hundehilfe Schweiz weiter. Der nächste Transport aus Ungarn ist bereits für Ende Juli auf der Homepage angekündigt.