Im Frontallappen, einem Gehirnbereich unmittelbar hinter der Stirn, haben Fähigkeiten wie Selbstkontrolle, Urteilsvermögen und Organisation ihren Sitz. Beim Erwachsenen wirkt der präfrontale Kortex wie ein «Aufpasser», er dämpft Impulse und steuert das logische Denken. Weil dieser Teil des Gehirns im Pubertätsalter einen zweiten Wachstumsschub erlebt und erst etwa im 20. Lebensjahr fertig ausgebildet ist, fehlt den Jugendlichen diese emotionale Bremse – was zu ihrem oft unberechenbaren Verhalten führt.

Teenager: «Die Lehrerin hat heute so ein unfreundliches Gesicht gemacht, die kann mich nicht ausstehen.»
Mutter: «Das hat doch nichts mit dir zu tun. Sie war heute einfach nicht gut drauf, vielleicht hat sie der Direktor vorher angeschrien.»

  • Ohne einen vollständig funktionierenden präfrontalen Kortex zum Erkennen von Zusammenhängen liegen Jugendliche in der Interpretation von Gemütszuständen oft völlig daneben.


Vater: «Kiff und trink nicht so viel. Das ist gefährlich!»
Teenager: «Das geht dich nichts an! Ich muss mich auch mal entspannen können.»

  • Beim Erwachsenen bremst der präfrontale Kortex Impulse wie rasche Suchtbefriedigung.
  • Da diese Impulsdämpfung bei Jugendlichen fehlt oder noch nicht weit ausgebildet ist, sind sie besonders suchtempfänglich: Erst ein Vollrausch gibt ihnen den «Kick».


Mutter: «Mach deine Aufgaben. Wenn du in der Schule weiter so schluderst, kriegst du später nie einen Job!»
Teenager: «Hä? Was soll das jetzt? Ist doch meine Sache, wann ich die blöden Aufgaben mache!»

  • Da der Frontallappen bei Jugendlichen noch nicht voll funktionsfähig ist, denken Teenies oft nicht über die Konsequenzen ihres Tuns nach und handeln impulsiv.
  • Als Eltern sollte man nicht die Fernziele der Kinder (Job), sondern greifbare Vorteile betonen: «Für eine gute Note bekommst du eine neue DVD.» Eltern müssen sich also manchmal so verhalten, als wären sie der präfrontale Kortex ihrer Kinder.


Vater: «Bring bitte den Kehrichtsack raus.»
Teenager: «Spinnst du? Wieso immer ich? Sicher nicht – du Depp.»

  • Bei Jugendlichen sind emotionale Erfahrungen und kognitive Prozesse, also das verstandesmässige Denken und Wahrnehmen, noch nicht gut verknüpft im Gehirn; diese Verbindungen müssen erst angelegt werden.
  • Teenager neigen zu impulsiven Gefühlsausbrüchen, die mit dem Geschehen kaum zusammenhängen.