Massgeblich zu dieser Aufarbeitung beigetragen hat Jean-Louis Claude, der im Institut wiederholt sexuell missbraucht wurde. Er ging mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit und erhielt deshalb 2013 den Prix Courage des Beobachters.

Der damals kontaktierte Bischof Charles Morerod erklärte zunächst, die Vorwürfe könnten leider nicht mehr geprüft werden. Schliesslich gab der Bischof von Genf, Lausanne und Freiburg doch noch eine Studie in Auftrag.

Das Ergebnis ist erschütternd

Die untersuchenden Historiker trugen Namen von 21 Schülern des Pensionats zusammen, die zwischen 1929 und 1955 Opfer von «Misshandlungen sowie schwerwiegenden und wiederholten sexuellen Missbräuchen» wurden. Die Täter wählten die Opfer gezielt unter denjenigen Kindern aus, die aus besonders heiklen sozialen und familiären Verhältnissen stammten.

Unter den elf nachweisbaren Tätern waren zwei aufeinanderfolgende Priesterdirektoren und zwei Institutsgeistliche. Nur gerade in zwei Fällen kamen die Täter vor Gericht – ein Institutsgeistlicher und ein Laienaufseher.

Im Pensionat herrschte damals ein erbarmungsloses Disziplin- und Strafsystem, zeigt die Untersuchung. Kinder wurden unter anderem mit der Peitsche traktiert. Es gab Macht- und Einschüchterungsmechanismen. Wenn die Gerüchte über Priester öffentlich wurden, versetzte die Kirche diese einfach.

 

Für Jean-Louis Claude ist die nun veröffentlichte Arbeit eine späte Genugtuung: «Endlich erkennt man, was dort passiert ist.» Claude kam als Achtjähriger ins Institut nach Montet, nach einer Verfügung durch die Vormundschaftsbehörden des Kantons Bern.

Jean-Louis Claude erhielt den Prix Courage, weil er den Missbrauch angeklagt hatte. (Bild: Adi Bitzi)

Quelle: Thinkstock Kollektion