Es ging ganz schnell. Einmal den Koffer gehoben, und etwas Grosses, Schwarzes huschte unters Bett. Es sah verdächtig nach Skorpion aus, und ein vorsichtiger Blick bestätigte die Befürchtung. Was nun, dachten wir und machten uns auf zur Réception des kleinen Hotels. Der Geschäftsführer wüsste bestimmt, was zu tun wäre. Und tatsächlich: «Ach, machen Sie sich keine Sorgen», sagte er, «Skorpione sind sozusagen unsere Haustiere.» Zusätzlich beruhigen wollte er uns vermutlich mit der Bemerkung, seine Tochter sei auch einmal gestochen worden, es sei nicht so schlimm.

Costa Rica ist nichts für Zimperliche, aber ein Paradies für alle, die gern Tiere beobachten – riesige Leguane am Swimmingpool, einen fetten Frosch im Spülkasten des Hotel-WCs, Schlangen am Wegrand, zahme Affen am Frühstücksbuffet, Waschbären in der Lobby, tellergrosse Schmetterlinge und Tausende bunter Vögel.

Überall kreucht und fleucht und wuselt es – das verzaubert nicht nur Erwachsene; auch Kinder zieht die Schönheit dieses grossen Zoos in den Bann. Costa Rica heisst «reiche Küste», und mit zwei Küsten und Ozeanen, verschiedenen Klimazonen, dazu aktiven Vulkanen sowie Regen- und Nebelwäldern ist das Land in Zentralamerika reich beschenkt.

Fast ein Jahr Vorbereitung

Bevor wir unsere Auszeit in dieser bunten Welt antreten konnten, brauchte es einiges an Vorbereitung. Begonnen haben wir damit fast ein Jahr davor.

Was wir immer im Auge behalten mussten: Für die Kinder sollte die Reise ebenfalls zum Abenteuer werden – also musste sie auch auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sein. Daher berücksichtigten wir für die Wahl des Reiseziels folgende Faktoren:

 

  • Es sollte sicher und ausreichend sauber sein.
     

 

  • Es sollte über ein ausreichendes Spasspotential verfügen: spannende, vielfältige Flora und Fauna, Unterhaltung und kindgerechte Badegelegenheiten.
     
  • Es sollte eher klein sein – die Sehenswürdigkeiten sollten innerhalb eines bescheidenen Radius liegen (eine tägliche Reisedauer von maximal drei Stunden).
     
  • Die Dauer von Hin- und Rückflug sollte sich einigermassen in Grenzen halten.
     

Die Wahl fiel auf Costa Rica, weil die «Schweiz Mittelamerikas» alle genannten Kriterien erfüllte. Zudem wurde es uns im Bekanntenkreis als ideales Familien-Reiseland empfohlen. Und es gab ein finanzielles Argument: Die Hauptsaison in Costa Rica läuft in der Trockenzeit und dauert von Ende November bis April. Nach Ostern kommt man vielerorts in den Genuss erheblicher Preisnachlässe.

Wir entschieden uns früh dafür, auf eine Pauschalreise zu verzichten und unsere Route von Wetter, Lust und Laune abhängig zu machen. Einziger Fixpunkt war der Flughafen San José.

Dort wartete schon der Geländewagen, den wir vor der Abreise gebucht hatten. Er wurde in den folgenden Wochen zum unentbehrlichen Begleiter: Auf Urwaldstrassen läuft nichts ohne Allradantrieb. Dieser machte uns die Schönheit und Unversehrtheit der Natur in den vielen Nationalparks und Schutzgebieten zugänglich: Ein Viertel des Landes steht unter Naturschutz.

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Deutsche Wanderlieder im Nebelwald

Seit den sechziger Jahren hat die Regierung – erst zaghaft, dann auch aus Überzeugung – Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz unternommen und damit den Grundstein für den touristischen Erfolg dieses Staates gelegt, der 1,2-mal so gross wie die Schweiz ist, aber nur rund vier Millionen Einwohner hat.

Als ebenso unverzichtbar wie der Geländewagen entpuppte sich ein weiteres Gadget, das wir von der Schweiz aus für vernachlässigbar hielten: das Navigationsgerät. Ohne GPS ist es schlicht unmöglich, irgendwelche Adressen zu finden, da im ganzen Land weder Strassen noch Hausnummern angeschrieben sind.

Bei der Frage des Budgets erweist sich Costa Rica ebenfalls als dankbare Wahl: Unsere Hochrechnung führte zu einem Tagesbudget von knapp 200 Franken für die ganze Familie, exklusive Flug- und Automietkosten. Für Kinder bis zu sechs Jahren zahlt man in den meisten Hotels keinen Aufpreis.

Einige Tage verbrachten wir ausserdem kostenlos in einem Landhaus im Landesinnern, das wir gegen unsere Stadtwohnung in Zürich mit einer Familie aus Costa Rica über die Internetplattform Homeexchange.com getauscht hatten. Das erlaubte uns natürlich einen besseren Einblick ins dortige Leben, als ein Aufenthalt in einem Hotel jemals gewährleisten kann.

Und auch sonst erweiterten wir unseren Horizont: Wir lernten, dass man mit kleinen Kindern nicht an Gruppenausflügen teilnehmen sollte. Als wir nämlich im geschützten Nebelwald Monteverde im Schlepptau eines Guides unterwegs waren, stimmten unsere Kleinen lauthals Wanderlieder an. Ihr mit Inbrunst vorgetragenes «Das Wandern ist des Müllers Lust» ärgerte nicht nur die anderen Touristen, sondern schlug auch die Tiere im weiteren Umkreis erfolgreich in die Flucht.

Vorbereitung einer längeren Familienreise

 

  • Bei schulpflichtigen Kindern: abklären, wie es um eine längere Absenz steht – jede Gemeinde oder Schulpflege regelt es anders.
     
  • Ein familientaugliches Reiseland auswählen. Dabei hilft unter anderem auch www.eda.admin.ch/reisehinweise – hier finden sich Infos und allfällige Warnungen für verschiedene Länder.
     
  • Abklären, wie viel Geld zur Verfügung steht.
     
  • Ein realistisches Reisebudget erstellen.
     
  • Das Ablaufdatum der Kreditkarte prüfen.
     
  • Einen kleinen Notgroschen in bar separat mitführen.
     
  • Für Transitflüge durch die USA oder einen Aufenthalt dort ist eine Einreisegenehmigung nötig, die man spätestens drei Wochen vor Abreise online beantragen sollte: https://esta.cbp.dhs.gov.
     
  • Es kann ein biometrischer Pass nötig sein; Infos dazu gibts unter www.schweizerpass.admin.ch/
     
  • Wer in den Dschungel oder in Malariagebiete will, sollte abklären, ob Impfungen oder Prophylaxe nötig sind. Das Schweizer Tropeninstitut gibt Auskunft und führt Impfungen durch.
     
  • Moskitonetze sind in den meisten Hotels verfügbar. Insektenspray nicht vergessen.
     
  • Eine Reiseapotheke sollte man von zu Hause mitnehmen.
     
  • Es empfiehlt sich, ein internetfähiges Gerät dabeizuhaben, da es je nach Land kaum noch Internetcafés gibt, jedoch oft WLAN-Zugang.
     
  • Keine Gruppenausflüge mit Kleinkindern – sie können anderen Touristen auf die Nerven gehen. Mit einem privaten Guide sind junge Familien besser unterwegs.

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Quelle: Thinkstock Kollektion