Soll ich jetzt Euro kaufen?

Wenn Sie bald in den Euroraum in die Ferien fahren oder einkaufen gehen wollen und darum die Euros effektiv brauchen: Ja, die Gelegenheit ist günstig, auch wenn der Kurs in den nächsten Wochen vielleicht noch um ein paar Rappen sinken kann. Für eine langfristige Anlage hingegen sind die strukturellen Probleme in der Eurozone weiterhin zu gross.

Ich habe jüngst in der Schweiz ein Auto bestellt, geliefert wurde es noch nicht. In Deutschland wäre der Kauf nun viel günstiger. Kann ich vom Vertrag zurücktreten?

Nein, Vertrag ist Vertrag, Sie sind daran gebunden und haben nur dann ein Rücktrittsrecht, wenn der Händler es gewährt. Das gilt auch dann, wenn Sie bei einem Schweizer Händler gekauft haben, der das Produkt jetzt selber billiger in Deutschland beziehen kann. Sie haben auch kein Recht darauf, dass Ihnen der Händler die Wechselkursdifferenz vergütet. 

Ich habe am 15. Januar meinen Einkauf mit Kreditkarte bezahlt. Welcher Kurs wird mir verrechnet?

Je nach Kreditkartenfirma wird der Kurs nur einmal pro Tag festgelegt, und je nachdem, ob das vor oder nach der Freigabe des Mindestkurses der Fall war, wird Ihnen der alte oder der neue Kurs verrechnet. Darauf haben Sie keinen Einfluss.

Sinken nun die Preise aller importierten Waren?

Sicher ist: Importeure profitieren schon beim nächsten Einkauf von den besseren Konditionen. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis sie die Preisvorteile an die Konsumenten weitergeben. Die Erfahrungen von 2011, als der Eurokurs vor der Einführung der Untergrenze stark schwankte, zeigen: Es brauchte mehrere Monate – allerdings je nach Branche unterschiedlich lange. Generell gilt: Je mehr Wettbewerb in einer Branche herrscht, -desto schneller werden die Preise purzeln. Einzelne Tankstellen haben den Benzinpreis bereits am Tag eins nach dem Mindestkurs gesenkt, Grossverteiler haben Preissenkungen zumindest angekündigt. Wenn die Preise nicht so rasch fallen, haben Konsumenten immer noch die Möglichkeit, selber im Ausland einzukaufen – via Internet oder direkt vor Ort, etwa in Konstanz. Beachten Sie dabei die Einfuhrlimiten und Zollbestimmungen. 

Soll ich jetzt Ferien buchen und bezahlen?

Wenn Sie ohnehin in der Eurozone Ferien machen wollten: ja, unbedingt. Einzelne Schweizer Reiseanbieter haben bereits die Preise gesenkt, um mit der ausländischen Konkurrenz mithalten zu können.

Sind Arbeitsplätze gefährdet?

Ferien in der Schweiz werden für alle Europäer rund 20 Prozent teurer und somit für viele unerschwinglich. Gleichzeitig machen viele Schweizer im Ausland Ferien, weil es günstiger ist. Im Tourismus sind deshalb Arbeitsplätze gefährdet. Stark betroffen sind auch exportorientierte Branchen wie die Uhren- und die Maschinenindustrie, daneben Autozulieferer sowie Pharma und Chemie. Allerdings können viele der Firmen Rohstoffe und Halbfabrikate aus dem Ausland günstiger einkaufen, was einen Teil der Verluste wettmacht. Das Wirtschaftswachstum wird sich auf jeden Fall abschwächen. Das Forschungsinstitut BAK Basel etwa prognostiziert, dass die Arbeitslosigkeit von derzeit 3,1 Prozent auf 3,6 bis 3,8 Prozent steigen wird. Auch Kurzarbeit und/oder längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn werden sicher ein Thema.

Sinken jetzt die Löhne?

In den erwähnten Branchen kommen sie sicher unter Druck, in den übrigen Branchen werden die Gehälter nominal stagnieren. Gleichzeitig sinken aber die Lebenshaltungskosten, denn Textilien, Nahrungsmittel, Autos und Benzin werden günstiger. Dadurch steigt der real verfügbare Lohn.

Bremst der Euroentscheid die Zuwanderung?

Das ist nicht sicher, aber möglich. Eine der Branchen, in denen ein Arbeitsplatzabbau droht, ist der Tourismus. Dort ist der Anteil der ausländischen Angestellten besonders hoch. Es ist deshalb plausibel, dass die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften tendenziell abnimmt.

Werden die Zinsen weiter sinken?

Die Zinsen auf Konten und für Kassenobligationen werden durch den Zinsentscheid der SNB weiter sinken. Tiefere Zinsen haben auch Auswirkungen auf die Renditen in der Vorsorge. So müssen auch AHV und Pensionskassen mit immer tieferen Renditen rechnen. Dadurch ist der Grossteil der Bevölkerung betroffen. Anders als Firmen müssen Privatkunden trotzdem kaum mit Negativzinsen rechnen, zumindest nicht kurzfristig. Falls die Massnahmen der Währungshüter nichts nützen, könnten sie die Zinsen noch weiter senken. 

Wie werden sich die Hypothekarzinsen entwickeln?

Die Hypothekarzinsen sind schon vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses auf ein historisch tiefes Niveau gesunken. Da die Nationalbank die Leitzinsen erneut gesenkt hat, verbilligen sich auch die Hypotheken nochmals. Zehnjährige Festhypotheken werden jetzt teilweise schon für weniger als 0,9 Prozent angeboten. Kürzere Laufzeiten und Libor-Hypotheken sind noch günstiger. Da die Zinsen wahrscheinlich geraume Zeit auf dem tiefen Stand verharren dürften, ist keine Eile geboten, laufende Festhypotheken vorzeitig zu erneuern. 

Was heisst das für die Mieten?

Wohnungsmieten sind abhängig von der Entwicklung des Referenzzinssatzes. Dieser Zins wird vierteljährlich durch die Nationalbank berechnet. Der Referenzzinssatz wird aufgrund sämtlicher laufenden Hypotheken berechnet, also auch aufgrund der Festhypotheken. Die Migros-Bank rechnet deshalb mit einer baldigen Senkung von 2 auf 1,75 Prozent. Mieter können dann eine Senkung vom Vermieter verlangen. 

Mein Wertschriftendepot hat massiv an Wert verloren – was soll ich tun?

Kühlen Kopf bewahren und keine Panikverkäufe tätigen. Klar: Die Referenzwährung Franken lässt das Portfolio schlecht aussehen – insbesondere dasjenige mit Fremdwährungspositionen. Immerhin können global tätige Schweizer Konzerne mit Produktionsstätten und Absatzmärkten in verschiedenen Währungsräumen den Devisenschock gut verdauen. 

Die Kurse sind tief gefallen – ist das ein günstiger Zeitpunkt, um einzusteigen und Aktien zu kaufen?

Da der Franken nun deutlich kaufkräftiger ist, können Schweizer Anleger Aktien oder Obligationen von ausländischen Firmen und Importgüter wie Edelmetalle viel günstiger erwerben. Ob das für Sie in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von Ihrer Risikofähigkeit. Vor einem Entscheid sollten Sie die spezifische Branche und die jeweilige Firma genauer analysieren.