Die Toten, so geht das Gerücht in Beringen SH, lagen im ehelichen Schlafzimmer, neben sich je eine Pistole. Marco und Nicole Cuomo* hatten sich selber getötet. Seit die Leichen am 4. Juni entdeckt wurden, beschäftigt sich Untersuchungsrichterin Monika Jehli mit dem «aussergewöhnlichen Todesfall». Ihr Kollege Thomas Rapold untersucht derweil die Geschäfte der Verstorbenen.

Er ist die letzte Hoffnung für zahlreiche besorgte Kundinnen und Kunden des Ehepaars. Dieses betrieb in Beringen die CB Beratungen AG, ein auf Anlage- und Versicherungsberatung spezialisiertes Kleinunternehmen. Seit mehreren Jahren schon machte Cuomo seinen Kunden eine Anlage bei der Premium Capital Corporation Establishment im liechtensteinischen Schaan schmackhaft.

Er versprach vier bis fünf Prozent Zins – eine gute, aber nicht verdächtig hohe Rendite: «Bei zehn Prozent wäre ich stutzig geworden», sagt Erika Z. Sie hat Cuomo seit 2006 insgesamt 400'000 Franken anvertraut, das Vermögen ihres verstorbenen Mannes und ihre ganze dritte Säule. Die Verträge, die sie dafür unterzeichnete, waren auf Briefpapier der Premium Capital abgefasst. Cuomo unterschrieb als deren «Repräsentant ausserhalb FL».

Bis Ende 2009 erhielt Erika Z. die versprochenen Zinszahlungen pünktlich, seither blieben sie aus. Andere Anleger warten seit Monaten auf die Rückzahlung der angelegten Gelder, die ihnen nach Vertragsablauf zugestanden hätten – vergeblich.

Niemand weiss, wo das Geld gelandet ist

Sie alle bangen um ihr Geld, und ihre Sorgen sind berechtigt. Einiges deutet darauf hin, dass die einbezahlten Gelder – mehr als 40 Personen dürften insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag überwiesen haben – von Cuomo nicht oder jedenfalls nicht sicher angelegt wurden. Sein Konstrukt begann genau dann zusammenzubrechen, als bei mehreren Anlegern kurz hintereinander die vertraglich vereinbarten Rückzahlungen fällig wurden. Er sei wohl einem «Mini-Madoff» auf den Leim gekrochen, sagt einer der betroffenen Anleger bitter. Der US-Investor Bernard L. Madoff hatte bis 2008 Anlagegelder in der Höhe von rund 65 Milliarden Dollar vernichtet. Neue Einlagen hatte er jeweils dazu verwendet, fällige Rück- und Zinszahlungen an andere Kunden zu tätigen.

Die Kunden der CB Beratungen wissen nicht einmal, wem sie ihr Geld überhaupt anvertraut haben. Die Einzahlungen für die Anlage mussten sie auf ein Konto der Vorarlberger Volksbank in Rankweil einzahlen, das nicht etwa auf Premium Capital, sondern auf die CB Beratungen AG lautete. Was dort mit dem Geld geschah oder wohin es transferiert wurde, ist unklar.

Bei der Premium Capital jedenfalls will man damit nichts zu tun gehabt haben. Man habe sehr wohl mit Cuomo zusammengearbeitet, sagt Verwaltungsrat Fritz A. Amport. Cuomo sei zwar der alleinige Besitzer der Premium Capital gewesen, er habe aber ab dem Jahr 2003 für die Firma keine Handlungsvollmacht mehr gehabt. Damals seien die Bestimmungen im liechtensteinischen Bankengesetz so geändert worden, dass Cuomos Anlagemodell nicht mehr erlaubt gewesen sei. Seither habe die Premium Capital nur noch als «Zahl- und Buchhaltungsstelle» für diejenigen Verträge fungiert, die vor 2003 abgeschlossen worden seien.

Die Premium Capital ist in Liechtenstein nicht als Vermögensverwaltungsgesellschaft registriert. Trotzdem dürfte sie in mindestens zwei Fällen von 2008 und 2009 in die Geschäfte mit den angelegten Geldern involviert gewesen sein. Dem Beobachter liegen zwei Zahlungsquittungen vor, die Überweisungen an Anleger belegen. Absender: Premium Capital Corporation Establishment, 9494 Schaan.

*Namen geändert