Viele Anfragen zur Firma ecotariff sind Anfang 2016 bei Schweizer Konsumentenschutzorganisationen eingegangen – so auch beim Beobachter-Beratungszentrum. Die Ausgangslage war immer dieselbe: Weil man zuvor bei einer Telefonumfrage Fragen zu Krankenkassen beantwortet hatte, erhielt man als «Dankeschön» einen zweiwöchigen Gratis-Zugang zum Online-Vergleichsportal ecotariff.ch.

Bereits zwei Tage später lag ein Schreiben des Unternehmens im Briefkasten, in dem man als Neumitglied bei ecotariff begrüsst wurde. Besonders stossend daran: Ohne Widerruf innerhalb von 14 Tagen wandelt sich der offerierte Gratis-Zugang in eine kostenpflichtige Mitgliedschaft mit einer Mindestlaufzeit von zwölf Monaten um – zum Preis von 69 Franken.

«Eigentlich muss man nichts unternehmen, da kein Vertrag abgeschlossen wurde und somit keine Forderungen geltend gemacht werden können», sagt Beobachter-Beraterin Doris Huber. Um aber zu vermeiden, dass es zu langwieriger Inkassokorrespondenz kommt, lautet Hubers Rat in diesem Fall, mit einer kurzen Antwort abzusagen und die Löschung aller Daten zu verlangen.

Verfassen Sie eine eMail an kuendigung@ecotariff.ch mit Ihren persönlichen Angaben und folgendem Inhalt:

Ich beziehe mich auf Ihr Schreiben vom … und halte fest, dass ich zu keinem Zeitpunkt einer Mitgliedschaft zugestimmt habe und dass es deshalb auch keinerlei Grundlage für eine Forderung oder einen Vertrag gibt. Obwohl ich deshalb auch nichts widerrufen müsste, sende ich dieses Schreiben und fordere Sie auf, alle meine Daten zu löschen.

Als Geschäftsführer der erst wenigen Wochen davor, im Januar 2016 gegründeten ecotariff GmbH ist Sami Gashi aus Hochdorf LU im Handelsregister eingetragen. Dieser hält auf Anfrage des Beobachters fest, dass die Willkommensbriefe lediglich an jene Personen versandt wurden, die einer Zustellung zugestimmt haben. «Sollte jemand unerwünscht ein Schreiben von uns erhalten haben, löschen wir diese Person unverzüglich und kommentarlos aus unserem System», so Gashi.

Auf eine in der Folge von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) gegen ecotariff eingereichte Strafanzeige wurde mittlerweile eingegangen. Wie die SKS mitteilt, verurteilte die Staatsanwaltschaft Zug im August 2016 den Geschäftsführer von ecotariff wegen betrügerischem Geschäftsgebaren zu einer Geldstrafe.

Musterbrief

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Unklar ist indes die Verbindung zwischen ecotariff-Geschäftsführer Sami Gashi und der Firma Inkassolution. Über dieses Inkassobüro berichtete der Beobachter in den vergangenen Jahren regelmässig: Im Sommer 2015 trieb Inkassolution angebliche Schulden bei Verstorbenen ein, 2013 versandte es kuriose Mahnbriefe sowie Rechnungen für Zeitschriftenabos, die niemand bestellt hatte.

Gashis Name tauchte bis kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels im Impressum eines Online-Inkassovergleichsportals auf, dessen Domain der Inkassolution GmbH gehört. Eine Verbindung zwischen ihm und Inkassolution dementiert Gashi aber: «Der Eintrag stammt von einer früheren Zusammenarbeit, die nicht mehr existiert.» Fälle von nicht bezahlten Jahresgebühren bzw. nicht widerrufenen Mitgliedschaften bei ecotariff würden nicht an die Inkassolution GmbH übergeben.

Auch Inkassolution bestreitet einen Zusammenhang mit ecotariff vehement. Laut Geschäftsführer Milan Milic hatte Sami Gashi einst «als Verkäufer» für die Firma gearbeitet. Heute bestehe aber keine Verbindung mehr. Milic hält fest: «Die Inkassolution GmbH distanziert sich in aller Form von ecotariff und Sami Gashi.»