Heute gelesen, morgen vergessen, übermorgen beim Altpapier – so ergeht es vielen Texten, die irgendwo publiziert werden. Doch es gibt auch journalistische Arbeiten, die etwas bewirken: «Ein dunkles Kapitel» beispielsweise, die Aufarbeitung über das Schicksal von Opfern schweizerischer Administrativjustiz, erschienen am 3. September 2010 im Beobachter. Dafür haben die beiden Beobachter-Redaktoren Dominique Strebel und Otto Hostettler nun den renommierten Zürcher Journalistenpreis 2011 in der Kategorie Zeitschriften erhalten.

In ihrem Artikel schilderte das Autorenteam, wie Sozial- und Vormundschaftsbehörden bis hinein in die 1980er Jahre mit unangepassten Jugendlichen umsprang – sie wegsperrte, ausnutzte, misshandelte, zwangssterilisierte. Die Journalisten wollten aber nicht nur eindringliche Geschichten erzählen, sondern verlangten auch eine politische Auseinandersetzung mit dem Thema. Der Text rüttelte eine breite Öffentlichkeit auf und ebnete den Weg zu einer schrittweisen Wiedergutmachung für die Opfer. «Die journalistische Arbeit zeigte Wirkung und mündete erfolgreich in einen politischen Prozess», strich die Jury in ihrer Laudatio denn auch besonders hervor.

Die Beobachter-Redaktion freut sich mit Dominique Strebel und Otto Hostettler über ihre Auszeichnung: Herzliche Gratulation!