Das Brot ist hart geworden, der Pfirsich ist eingedrückt oder das Poulet ging im Kühlschrank vergessen: Wohl jedem von uns ist es schon einmal passiert, dass wir Lebensmittel wegwerfen mussten, weil sie uns nicht mehr gut genug waren.

Lebensmittelverschwendung ist in der Schweiz enorm verbreitet: Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel landen im Abfall – das sind insgesamt zwei Millionen Tonnen pro Jahr oder rund 320 Gramm pro Tag und Person – ein ganzes Menü. Fast 1000 Franken pro Haushalt werden jährlich für Lebensmittel ausgegeben, die nicht gebraucht werden. Das ist volkswirtschaftlicher und ökologischer Unsinn.

Nicht immer liegt die Schuld bei den Konsumenten: Ein beträchtlicher Teil Lebensmittel werden schon in der Landwirtschaft, in der Produktion oder beim Transport aussortiert – entweder weil das Gemüse zum Beispiel schlicht nicht geniessbar ist, weil es verloren geht oder weil es nicht den gängigen Normen entspricht. Dort, wo wir Konsumenten jedoch Einfluss nehmen können – zuhause, beim Einkauf oder im Restaurant – gibt es noch viel Verbesserungspotenzial.

Ein aktueller Überblick, wie es zu «Food Waste» kommt und was dagegen unternommen wird:

Privathaushalte: Mit Köpfchen einkaufen

Fast die Hälfte aller Lebensmittel wird zuhause entsorgt. Am häufigsten landet noch essbares Gemüse im Abfall – dazu Salate, Kartoffeln und Brotreste. Die Gründe sind vielfältig: falsche Lagerung, unüberlegtes Einkaufen oder überhöhte ästhetische Ansprüche.

Haltbarkeit von Lebensmitteln: So gehen Sie auf Nummer sicher

Klicken Sie auf das Bild oder diesen Link, um die Grafik in voller Grösse anzuschauen. (Quelle: Beobachter Extra 22/2014)

Quelle: Thinkstock Kollektion

So vermeiden Sie «Food Waste»

  • Vor dem Einkauf einen Blick in den Kühlschrank werfen.
  • Menu planen und Einkaufsliste erstellen.
  • Speisereste verwerten.
  • Lebensmittel luftdicht verschlossen und kühl aufbewahren.
  • Frischprodukte lieber häufiger, dafür gezielter einkaufen statt grosse Wocheneinkäufe tätigen, die dann nicht verwertet werden können.
  • Zuerst testen, ob abgelaufene Produkte wirklich nicht mehr geniessbar sind.
  • Grüngut wenn möglich in Biogasanlagen oder Kompostsammelstellen der Gemeinde bringen.
  • Essensabfälle nicht im Abwasser entsorgen – das Herausholen in der Kläranlage braucht zusätzliche Energie.


Quelle:
WWF Schweiz
Weitere Informationen: www.foodwaste.ch

Nur fünf Prozent trägt der Detailhandel insgesamt zum «Food Waste» bei – das meiste davon sind abgelaufene Produkte, die von Gesetzes wegen nicht verkauft werden dürfen. «Bei uns landen sogar nur 0,2 Prozent aller Lebensmittel im Müll», betont Coop-Sprecher Urs Meier auf Anfrage des Beobachters. «Durch Offenverkauf, das Anbieten unterschiedlicher Verpackungsgrössen sowie den reduzierten Preis bei Produkten, die bald das Haltbarkeitsdatum erreichen oder nicht der Norm entsprechen, tun wir viel dafür, damit möglichst wenige Lebensmittelabfälle entstehen.»

Dennoch ist der Detailhandel mitverantwortlich, dass in den privaten Haushalten viel Essen entsorgt wird. Besonders für Single-Haushalte ist es anspruchsvoll, nachhaltig einzukaufen: Kleinere Portionen sind im Verhältnis bedeutend teurer als grössere.

Zum Beispiel Brot: 500 Gramm Ruchbrot kosten im Coop fast so viel (CHF 1.20) wie ein Semmeli (CHF 0.85 für 80 Gramm). Da greift der Kunde gerne zum grösseren Brot, auch wenn dessen Reste nach zwei Tagen entsorgt werden müssen.

Ein neuer Ansatz ist, nicht mehr ganz frische Lebensmittel gratis abzugeben. Obenstehendes Facebook-Posting der deutschen Supermarkt-Kette Rewe hat zahlreiche positive Reaktionen ausgelöst, die Kunden waren begeistert.

Wäre so etwas nicht auch in der Schweiz möglich? Auf diese Frage meint Coop: «Bei uns gibt es ein solches Angebot bereits seit vielen Jahren. Einwandfreie Lebensmittel – darunter auch Früchte und Gemüse – werden gratis an die beiden Organisationen 'Schweizer Tafel' und 'Tischlein deck dich' abgegeben.»

Gastronomie und Hotellerie: Kleinere Portionen

Die meisten Restaurants und Hotels werfen die Essensreste ihrer Gäste nicht in den Abfall, sondern verarbeiten diese zu Biogas oder verwerten diese zu Tierfutter weiter. Neuerdings gibt es auch Versuche, den Gästen kleinere Menüs vorzusetzen (siehe Beitrag im «Kassensturz» von SRF), um so Reste zu vermeiden. Massnahmen wie diese lohnen sich: Wenn die Gäste ihre Teller leer essen, dann sinken auch die Kosten für die Gastronomie.