Antwort von Koni Rohner, Psychotherapeut FSP:

Diese Spannung gibt es in vielen Familien. Bei kleineren Kindern kann man mit Verboten und Kontrollen noch Erfolg haben. Bei Jugendlichen braucht es einen anderen Ansatz. Man muss sich für das interessieren, was sie sich anschauen, und auch einmal ihre Games gemeinsam spielen. Auf dieser Basis kann man dann über die Qualität des Konsumierten und allfällige Gefahren sprechen. Wenn das gelingt, kommt es nicht zu einer unfruchtbaren Trotzreaktion mit Mehrkonsum.

Ohne Zweifel spielen neue Medien im Leben der Heranwachsenden eine zentrale Rolle. Die Hälfte der 6- bis 12-Jährigen und fast alle der 13- bis 19-Jährigen besitzen ein eigenes Handy oder Smartphone. Drei von vier Jugendlichen verfügen über einen eigenen Computer und immer mehr Kinder auch einen eigenen Fernseher. Ausgang, Sport und Treffen mit Freunden sind gemäss Umfragen zwar immer noch attraktiver, aber die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen allein sind Surfen im Internet, Fernsehen und Gamen.

«Geben Sie mit Ihrem eigenen Medienkonsum ein gutes Vorbild ab.»

Koni Rohner, Psychotherapeut FSP

Panik über die Schädlichkeit der neuen Medien ist nicht angebracht. Doch es gibt tatsächlich Gefahren. Denen kann man nur begegnen, wenn Kinder und Jugendliche eine Medienkompetenz entwickeln, die sie verantwortungsvoll und kontrolliert mit Fernseher, Computer und Handy umgehen lässt. Das ist in erster Linie eine Erziehungsaufgabe der Eltern. Aber auch die Schule übernimmt ihren Teil mit dem Modul Medien und Informatik, das im neuen Lehrplan 21 einen festen Platz hat.

Wie wirkt sich das auf das Lernen aus?

Die Psychologen Martina Zemp und Guy Bodenmann haben Studien zu den Gefahren des Medienkonsums ausgewertet und Hilfen für die Eltern formuliert (siehe Buchtipp). Drei Bereiche stehen im Vordergrund: Können Videospiele oder Filme mit Gewaltinhalten ansteckend sein und aggressives Verhalten fördern? Wie wirkt sich exzessiver Medienkonsum auf die Schulleistungen aus? Und wie gross ist die Suchtgefahr?

Medien, in denen Gewalt eine zentrale Rolle spielt, können tatsächlich aggressives Verhalten fördern. Aber nur, wenn Heranwachsende in der Familie selber Gewalt erfahren oder die Eltern Gewalt vorleben.

Tatsächlich zeigt sich auch ein Zusammenhang zwischen übermässigem Medienkonsum und schlechten Schulleistungen – allerdings bloss bei Kindern, die täglich mehr als drei Stunden fernsehen. Der Umgang mit dem Fernseher und den neuen Medien ist stimulierend und macht es Heranwachsenden schwer, das richtige Mass zu finden. Man geht heute davon aus, dass zwischen ein und vier Prozent der Jugendlichen ein eigentliches Suchtverhalten entwickeln, das zu Isolation, Rückzug und einem Abfall der Schulleistungen führt. Dann braucht es therapeutische Hilfe von Fachleuten.

Es ist wichtig, dass die Eltern das Thema ernst nehmen und ihre Kinder nicht dem Einfluss der Medien überlassen, sondern sie bis ins Jugendalter beim Medienkonsum interessiert begleiten und sich selber auch vorbildlich verhalten.

Tipps für Eltern zur Medienerziehung

 

  • Zeigen Sie Interesse für die Mediennutzung des Kindes und informieren Sie sich über die Inhalte.
     
  • Diskutieren Sie mit älteren Kindern und Jugendlichen darüber.
     
  • Geben Sie mit Ihrem eigenen Medienkonsum ein gutes Vorbild ab.
     
  • Stellen Sie für Kinder bis etwas 13 Jahre klare Regeln bezüglich Zeiten und Inhalt auf (je nach Alter 30 bis 90 Minuten täglich).
     
  • Beziehen Sie Jugendliche im Gespräch mit ein, aber vereinbaren Sie ebenfalls klare Regeln (nicht mehr als drei Stunden pro Tag).
     
  • Fördern Sie Offline-Freizeitaktivitäten der Kinder. Achten Sie auf Warnsignale für problematischen Medienkonsum (Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Schulleistungsabfall).
Buchtipp
Digital-Life-Balance
Digital-Life-Balance

Weiterführende Informationen

Martina Zemp, Guy Bodenmann: «Neue Medien und kindliche Entwicklung. Ein Überblick für Therapeuten, Pädagogen und Pädiater»; Verlag Springer, 2015, 44 Seiten, CHF 14.90.-

Internet

www.cybersmart.ch
www.jugendundmedien.ch