www.universitaet.ch lautet selbstbewusst die Webadresse der Freien Universität Teufen AR. Das klingt offiziell, ist es aber nicht. Denn diese «Universität» ist in der Schweiz nicht anerkannt. Dennoch tragen «Hunderte von Persönlichkeiten aus 30 Nationen» die Titel des «Instituts» – so steht es zumindest auf der Website. Schweizerinnen und Schweizer sind keine darunter zu finden: Die können sich in Teufen nicht einschreiben – angeblich will man die Schweizer Hochschulen nicht konkurrenzieren.

Auch sonst verweist die Uni auf ihrer Website gern auf das «internationale» Umfeld: Die Bildungseinrichtung entspreche der «internationalen Hochschulgesetzgebung». Nur, eine solche gibt es nicht. Und auch die «International Association of Universities and Colleges» ist unauffindbar.

Namen von Dozenten, Fakten und Zahlen zu den Studiengängen sucht man dafür vergebens. Kein Wunder, denn diese gibt es nicht. Die Uni verleiht Doktor- und Professorentitel auf unbürokratische Weise: «Wir anerkennen Ihr erworbenes Wissen und Ihre beruflichen Fähigkeiten.» Was so viel heisst wie: hingehen, einschreiben, zahlen, und schon ist man Doktor. Kosten: rund 20'000 Franken.

Erscheinen müssen die «Studenten» und «Doktoranden» – die meisten stammen aus Österreich und Deutschland – auch nur zweimal in Teufen: für die Anmeldung und für die Abschlussprüfung. Ein paar Büroräumlichkeiten reichen für einen solchen «Universitätsbetrieb» natürlich aus. Zudem betont man, dass es sich um eine Fernuniversität handle.

Kanton bleibt untätig
Rund 80 Institute machen hierzulande mit falschen Titeln gutes Geld. Schon 1994 kritisierte eine Arbeitsgruppe des Europarats die Schweiz und empfahl ihr, die Gesetzeslücke zu schliessen. Und auch der Beobachter hat mehrmals über die «Titelmühlen» berichtet – geschehen ist bisher wenig.

Unis wie jene in Teufen haben zweierlei Kundschaft: Die einen wollen den «Dr.» im Lebenslauf, in der Hoffnung, dass keiner den Schwindel entdeckt; die anderen fallen schlicht auf das Angebot herein. Immer wieder erhält Michael Urech, Sekretär der Erziehungsdirektion Appenzell Ausserrhoden, Anfragen von Geprellten: «Natürlich müssen wir die Leute enttäuschen, denn diese Titel sind auch in Deutschland oder Österreich nicht zugelassen.» Urech bleibt nur, davor zu warnen. Für ihn ist klar: Die Universität Teufen ist eine «Titelmühle», die erhaltenen Diplome haben wenig mit seriöser Studienarbeit zu tun. Rechtlich gibt es keine Handhabe gegen die Universität.

Obwohl in Herisau noch eine weitere dubiose Universität tätig ist, will der Kanton Appenzell Ausserrhoden nicht von sich aus einschreiten. «Die Institute schaden dem guten Ruf der Schweizer Hochschulen und nützen ihn auch aus. Aber in dieser Frage muss der Bund aktiv werden», sagt Urech – und schiebt damit den schwarzen Peter weiter. Wenn sein Kanton ein solches Gesetz erlasse, ist Urech überzeugt, ziehe die Uni einfach einen Kanton weiter.

Fakt bleibt: Das Schulwesen ist Sache der Kantone. Der Kanton Zürich hat in seinem neusten Universitätsgesetz einen ersten rudimentären Ansatz, um die falschen Titel zu bekämpfen. Aber auch hier stellt sich die Bildungsdirektion auf den Standpunkt: «Die Bekämpfung solcher Universitäten ist Sache des Bundes.»

Qualitätskontrolle ab 1. Oktober
Ein gesamtschweizerisches Gesetz ist nicht in Sicht. Immerhin: Ab 1. Oktober nimmt das «Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung» seine Arbeit auf. Es wurde vom Bund und den Universitätskantonen ins Leben gerufen. Das Organ wird in Zukunft darüber entscheiden, welche Schweizer Universitäten die internationalen Standards erfüllen.

«Wir sind aber keine Sanktionsstelle. Wir werden eine Positivliste herausgeben, an der sich die Interessierten orientieren können», betont Direktor Rolf Heusser. Für die Sanktionierung der luschen Universitäten seien die Kantone verantwortlich. Womit wir wieder gleich weit wären: Kantone und Bund schieben sich das Problem gegenseitig zu.

Auf die Fragen des Beobachters hat die Universität Teufen nicht reagiert. Die Sekretärin bat um eine E-Mail: «So können wir Ihnen leichter antworten.» Wer oder was denn der Beobachter sei, fragte sie freundlich. Sie wird ein Exemplar dieser Ausgabe erhalten – zum Studium der Schweizer Presse- und Hochschullandschaft.