Giorgio hat keinen Blick für die wilde Schönheit, die ihn umgibt. Schweren Herzens lässt er Sonogno hinter sich, sein Dorf weit oben im Verzascatal. Die Eltern haben ihn aus Not nach Mailand verkauft. Dort wird er wie andere Tessiner Spazzacamini in den Häusern der Noblen die Kamine fegen. Bald wird der Bub bei Lavertezzo vorbeikommen – das Ungewisse in der fremden Stadt rückt näher…

Über den «schwarzen Brüdern», einer Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, die sich auf wahre Begebenheiten stützt, schwebt ein düsterer, bedrohlicher Ton. Doch wer heute an einem milden Spätsommertag das erste Wegstück der Kaminfegerjungen nachvollzieht, erlebt das Gegenteil: traumhafte Idylle.

Der Ausflug beginnt ausgangs von Sonogno und führt abwechselnd durch lichte Wälder und über saftige Moorwiesen, vorbei an verlassenen Rusticosiedlungen oder mitten durch das Gebiet eines Bergsturzes. Dabei schlängelt sich der steinige Weg stets in Flussnähe talwärts – die smaragdgrüne Verzasca, die im Laufe der Zeit tiefe Wannen in den Felsen geschliffen hat, lockt zum kühlenden Bad.

Das letzte Stück bildet der «Sentiero per l’arte», ein Skulpturenweg mit 34 Objekten und Landschaftsinstallationen. Es empfiehlt sich, das Marschtempo zu drosseln, denn die Kunstwerke, ein bunter Mix von Materialien und Techniken, sind oft erst beim zweiten oder dritten Hinsehen auszumachen: Alle haben sie Patina angesetzt – passend zur urwüchsigen Landschaft, von der sie umgeben sind.

Quelle: Aurora/Keystone

Anreise

Mit dem öffentlichen Verkehr über Bellinzona und Tenero/Locarno (S-Bahn-Linie 20) nach Sonogno (Postauto).

 

Wanderung

Der Weg führt von Sonogno über 14 Kilometer flach bis abfallend nach Lavertezzo. Wanderzeit ohne Badehalt: gut 4 Stunden.

 

Skulpturenweg

Der «Sentiero per l’arte» mit 34 Kunstwerken (lila eingezeichnet) befindet sich auf der 4,5 Kilometer langen Passage zwischen Brione (Fraktion Ganne/Bushaltestelle) und dem Zielort Lavertezzo.

 

 

Essen und Unterkunft

Picknickplätze und Grotti – wie die Osteria Sassello in Gerra. Übernachtungstipp: Osteria Vittoria in Lavertezzo (www.osteriavittoria.ch).

 

Literatur

Lisa Tetzner und Kurt Kläber: «Die schwarzen Brüder» – die Geschichte des Tessiner Spazzacamino Giorgio