Nach aussen ist das Bild perfekt: Lyoness nennt sich «Einkaufsgemeinschaft», bietet bei Firmen ermässigte Preise, verspricht verschiedene Boni und Rabatte – und ist karitativ tätig. So präsentierten sich Lyoness-Verantwortliche um Firmengründer Hubert Freidl bei einem Spendenprojekt stolz mit Nobelpreisträger Nelson Mandela.

Doch hinter Lyoness verbirgt sich ein schwer durchschaubares Geschäftsmodell. Mitglieder können sich mit erzielten Rabatten auf Einkäufen «Einheiten» gutschreiben lassen, um weitere Prämien zu erreichen. Weil das zu lange dauert, wird den Mitgliedern in Seminaren empfohlen, solche «Einheiten» mit «Gutscheinanzahlungen» zu kaufen und dank neu geworbenen Mitgliedern und deren zugekauften «Einheiten» in der Hierarchie aufzusteigen und so noch höhere Prämien zu erreichen.

Eine ganze Reihe bisheriger Mitglieder glaubt nicht mehr an das Modell. Etwa Christian Koller*. Er hatte Lyoness innert eines Jahres 38’000 Franken überwiesen. Heute reibt er sich die Augen: «Ich darf gar nicht daran denken, wie naiv ich war.» Wie viele ist er überzeugt, vom System profitiere vor allem der enge Kreis um den österreichischen Firmenchef Hubert Freidl. Inzwischen fordern 54 Ex-Mitglieder investierte Gelder zurück – total über 420’000 Franken. Obwohl Lyoness die Rückzahlung schriftlich zusicherte, zahlte sie nur 75 Prozent der gesamthaft investierten Gelder aus. Jetzt fordert Koller seinen noch offenen Teil auf gerichtlichem Weg ein.

Ein neues Zweiklassensystem

Ungemütlich wird die Situation für Lyoness auch wegen der verschärften Gesetzgebung in der Schweiz. Seit April können Firmen mit schneeballähnlichen Geschäftsmodellen wirkungsvoller belangt werden. Flugs hat nun Lyoness die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geändert. Auffällig: Verschwunden ist genau jener Artikel, der Mitgliedern bisher Ausstieg und Rückerstattung investierter Gelder ermöglichte. Lyoness Schweiz betont gegenüber dem Beobachter, Kulanzregelungen seien weiterhin möglich: «Wir können Ihnen versichern, dass wir für jedes Mitglied eine Lösung finden.»

Neu gibt es gar zwei Sorten Geschäftsbedingungen: Mitglieder kommen erst in den Genuss aller Lyoness-Vorteile, wenn sie die «erweiterten» Nutzungsbedingungen akzeptieren. Erst hier wird auch das eigentliche Geschäftsmodell erklärt: Wer neue Mitglieder rekrutiert, steigt auf und kassiert mehr. Wer das höchste «Karrierelevel» 8 erreicht, dem winkt ein monatlicher Bonus von 75’000 Franken – zumindest in der Theorie.
Neuen Ärger kommt nun noch von einer anderen Seite: Die Revisionsfirma von Lyoness Europe und Lyoness International legte ihr Mandat nieder, wie die Handelszeitung schreibt.

*Name geändert