Wieso einen Sommerhit kaufen und Speicherplatz belegen, wenn der Song einem sowieso rasch verleidet? Mit Streaming kann man auf rund 30 Millionen Musiktitel in der Datenwolke zugreifen und sie sich anhören. Und das unbegrenzt. Man zahlt einen pauschalen Betrag pro Monat; wer Werbung akzeptiert, wird gratis berieselt.

Pionier Spotify

Streaming gibt es seit den späten neunziger Jahren. Das Angebot an Titeln befriedigte aber lange nicht, die Klangqualität war schlecht, die Bedienung umständlich. Erst der schwedische Anbieter Spotify änderte das 2008 und bewirkte so eine Verlagerung von den Downloads zum Streaming.

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Mittlerweile sind in der Schweiz zwölf Streamingdienste aktiv. Am beliebtesten ist Youtube; wegen seiner Ausrichtung auf Videos und einzelne Songs ist er für Musikfreunde aber keine Option, da weder Klangqualität noch Komfort befriedigen.

Andere Anbieter orientieren sich am Marktführer Spotify. Das gilt beispielsweise für Google, aber auch für Apple: Der Konzern hat zwar mit dem Downloadshop iTunes den Onlineverkauf von Musik revolutioniert, aber den Streamingtrend bisher verschlafen.

Das soll sich ändern. Allein schon die Ankündigung von Apple, den Streamingdienst Apple Music aufzuschalten, löste bei den Konkurrenten Betriebsamkeit aus. In kurzer Zeit führten sie neue Features und Abotypen ein. So gibt es neben dem üblichen und dem werbefinanzierten Dienst auch teurere Hi-Fi-Abos mit höherer Qualität. Zudem verlängerten einige Anbieter die Probeabos, die allerdings in der Regel kostenpflichtig weiterlaufen, wenn man sie nicht kündigt (was man via Profil tun kann).

Keine Songs der Beatles – nirgends

Die meisten Streamingdienste preisen sich mit exklusiven Angeboten an. Die Realität ist allerdings, dass sich ihr Repertoire stark gleicht, da die Verwertungsrechte meist ohne Unterschied an sämtliche Streamingdienste vergeben werden. Oder eben gar nicht, weil Künstler oder Musiklabels das grundsätzlich ablehnen.

So sucht man das Repertoire der Beatles bei allen Anbietern vergeblich, ebenso jenes der Toten Hosen, von Polo Hofer oder 77 Bombay Street. Einzig Apple Music (Taylor Swift) und Tidal (Lil Wayne) können sich rühmen, dass gewisse Aufnahmen von Stars nur bei ihnen gestreamt werden können.

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Klang in CD-Qualität ist teurer

Die Klangqualität der meisten Anbieter ist mittlerweile gut, einzig bei den Gratisabos teilweise nur befriedigend. Wer klassische Musik oder Jazz hört, stellt oft höhere Ansprüche. Deshalb kann man bei Qobuz und Tidal Musik in CD-Qualität streamen. Der Unterschied ist vor allem bei klassischer Klaviermusik, aber auch bei Bands wie Led Zeppelin eindrücklich.

Die bessere Klangqualität kommt allerdings nur bei guten Kopfhörern und Hi-Fi-Systemen zur Geltung. Und die Abos sind fast doppelt so teuer. Qobuz bietet zusätzlich Downloads in noch besserer Hi-Resolution (24 Bit und 96 kHz) an, die neu gestreamt werden können. Aber Achtung: Durch die höhere Qualität fallen wesentlich mehr Daten an, was beim Hören unterwegs zu Unterbrüchen führen und je nach Datenabo teuer werden kann. Man sollte auf der Website des Streaminganbieters zudem prüfen, welche Funktionen vom Netzwerkadapter der Hi-Fi-Anlage unterstützt werden.

Kein Musikspass ohne Abo

Bei den meisten Anbietern kann man die Stücke auf einem oder mehreren Endgeräten wie Handys abspeichern. Damit können zusätzliche Kosten fürs Datenstreaming vermieden werden, die vor allem beim Roaming im Ausland schnell hoch ausfallen können. Da der Speicher des Handys begrenzt ist, kann man bei einigen Anbietern die Klangqualität und so die Dateigrösse der zu speichernden Offlinesongs wählen. Wenn man das Streamingabo kündet, kann man diese Stücke aber nicht mehr abspielen.

Zum Standard der Streamingdienste gehört, dass man eigene oder fremde Playlists von Songs schaffen kann. Es können meist auch zur eigenen Stimmung passende «Radio»-Kanäle gewählt werden.

Ebenso üblich ist die Möglichkeit, eine Musikauswahl über soziale Netzwerke mit Freunden zu teilen. Von den Anbietern hervorgehoben wird, dass man Empfehlungen für Musik erhalte, die einem gefallen könnte. Deshalb wird man teilweise schon bei der Registrierung nach stilistischen Vorlieben und Lieblingskünstlern gefragt.

Je mehr Musik man als Favoriten markiert, desto besser sollen die Vorschläge sein, versprechen die Dienste. Die Qualität hält sich gemäss eigener Erfahrung noch in engen Grenzen, da die Empfehlungen meist naheliegend sind. Das deutsche Branchenmagazin «Musikmarkt» brachte es mit einer ironischen Empfehlung auf den Punkt: «Weil Ihnen Lady Perry gefällt, könnte Ihnen auch Katy Gaga gefallen!» Doch inskünftig sollen sogar die Daten von Health-Apps einbezogen werden, um etwa die zum aktuellen Puls passende Musik herauszufinden.

Weitere Informationen

Auf dieser Seite finden Sie eine Auflistung aller in der Schweiz verfügbaren legalen Online-Musikdiensten: www.ifpi.ch