Ein Klick, ein Klacks. Pfingsten, Doppelzimmer für sieben Tage. In zwei Minuten ist die Bleibe am griechischen Strand gebucht. So komfortabel wie günstig. 619 Franken zieht der Marktführer Booking.com von der Kreditkarte ab – keine Sorge: mit Bestpreisgarantie. Millionen buchen so ihre Ferien und glauben den Versprechen der Ferienportale.

Ein Indianerehrenwort ist das aber noch nicht. Wer sich direkt ans Hotel wendet, schläft bis zu 20 Prozent günstiger. Eine E-Mail reicht, und die «Superior Suite» in Griechenland kostet nur noch 495 Franken die Woche. Der Beobachter machte die Probe bei 16 zufällig ausgewählten Hotels in Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien. Jedes zweite war bereit, den Preis von Booking.com um 10 bis 20 Prozent zu senken.
 

Die Portale verdienen kräftig mit

«Natürlich kommt es vor, dass Hoteliers die Preise von Booking.com trotz Bestpreisgarantie unterbieten», sagt Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern. Die Hoteliers hoffen, dass Booking sie nicht sanktioniert. Die Abhängigkeit ist gross. Booking hält 60 Prozent Marktanteil für Hotelbuchungen in Europa. Die Konkurrenten HRS, Expedia und Hotel.de kommen auf knapp 25 Prozent.

Wer auf Google nach einer Unterkunft fahndet, landet zuerst bei Booking.com. Ein Hotel muss also auf der Plattform präsent sein, um bei der Suche nicht im Nirgendwo zu verschwinden. Das Fatale daran: «Die Hotels bezahlen Kommissionen, die Booking.com weiter in seine Marktdominanz investiert», so Stettler. Ein Teufelskreis. Booking.com verdient an jeder Buchung 15 bis 25 Prozent. Wer dagegen direkt beim Hotel anfragt, dem wird die Provision meist als Rabatt weitergegeben.

Wenn Hotels keinen Preisnachlass gewähren, versprechen sie bei Direktanfrage meist Zusatzleistungen wie ein Viergangmenü oder den Gratiseintritt für den Wellnessbereich. «Beim direkten Buchen hat der Gast immer einen unmittelbaren Kontakt zum Anbieter. Auf Wünsche kann so direkt, vertraulich und effizient eingegangen werden», sagt Thomas Allemann vom Branchenverband Hotelleriesuisse.

Vier bekannte Buchungsportale im Vergleich

 

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Booking.com: Der Platzhirsch

Booking dominiert mit einem Anteil von über 60 Prozent den Markt der Buchungsplattformen.
Vorteil: Schnell, übersichtlich, grosses Angebot.
Nachteil: Hoteliers leiden unter der Dominanz.

 

 

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Tripadvisor: Das Vergleichsportal

Tripadvisor startete als Bewertungsportal. Mittlerweile kann man dort auch direkt Unterkünfte buchen.
Vorteil: Schnell, übersichtlich, viele Bewertungen.
Nachteil: Angebot kleiner als bei Booking.

 

 

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MySwitzerland: Die Alpenalternative

Myswitzerland ist die Hotelsuchmaschine von Schweiz Tourismus, Hotelleriesuisse, Swiss und SBB. Bahn und Fluglinien nutzen die Datenbank auf ihrer Webseite.
Vorteil: Fair für die Hoteliers.
Nachteil: beschränkt sich auf den Schweizer Markt. Eher teuer.

 

 

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Kayak: Die Allwissende

Kayak ist eine sogenannte Meta-Suchmaschine. Sie durchforstet also Hunderte von Buchungsportalen.
Vorteil: noch mehr Vergleiche.
Nachteil: Die Übersichtlichkeit leidet etwas unter den vielen Angeboten.

Auf Booking.com sind weder Website, Telefonnummer noch Mailadresse der Gastbetriebe hinterlegt, man muss die Kontaktdaten des Hotels googeln. Das gelingt nicht immer. Vor allem kleinere Betriebe sind nicht immer leicht zu finden. Einfacher geht das über die Vergleichsplattform Tripadvisor. Sie arbeitet mit diversen Buchungsplattformen zusammen. Auf Tripadvisor finden sich Adresse, Website und E-Mail. So lassen sich Schnäppchen einfacher jagen.

«Für weniger Preissensible sind Plattformen wie Booking durchaus ein Segen», sagt Jürg Stettler. «Sie bieten tolle Bilder, die Anzahl freie Zimmer und ausführliche Informationen zum Reiseziel. Zudem den direkten Vergleich zur Konkurrenz.»

In Deutschland entschied das Bundeskartellamt jüngst, dass das Portal auf das Tiefstpreisversprechen verzichten muss, weil dies den Wettbewerb gefährde. Die Hotels könnten sich nicht mehr über den Preis definieren, wenn die Onlineportale immer günstiger sein wollen.

Auch Österreich straffte die Zügel für Booking und Co. Neu dürfen österreichische Hoteliers auf verschiedenen Plattformen verschiedene Preise anbieten und müssen sich nicht an die Bestpreisgarantie halten. In der Schweiz rabattieren die Hoteliers in einer rechtlichen Grauzone. Die Wettbewerbshüter erlaubten ausdrücklich die Bestpreisgarantie von Booking. Trotzdem haben die Schweizer Hotels wenig zu befürchten, wenn sie den Preis unterbieten.

Jetzt kommt Alphabet

Dazu Tourismusexperte Jürg Stettler: «Booking steht wegen des Urteils in Deutschland unter Druck. Daher sind sie auch in der Schweiz zurückhaltend. Wahrscheinlich aber dürfte es sich selten lohnen, gegen ein kleines Hotel vorzugehen.»

Tatsächlich ist der Kampf der Hotels gegen Onlinekonzerne wie Booking.com nur ein Vorgeplänkel. Künftig geht ein ganz anderes Kaliber mit Schleppnetzen auf Kundenfang in der Hotelbranche: Alphabet, der Dachkonzern von Google. Er hat die Hotelsuche mittlerweile direkt auf Google integriert. Auf die Anfrage «Hotel in Barcelona» hin listet der US-Konzern die günstigsten Preise für Übernachtungen auf – und nutzt dazu mehrere Plattformen. Damit begibt sich der Gigant Alphabet in direkte Konkurrenz zum Booking-Konzern Priceline.

Schweizer Alternativen zu Booking.com

Verschiedene Schweizer Firmen haben sich mit Gutscheinsystemen neben Booking.com & Co. positioniert.

Die Baarer Firma Freedreams etwa verkauft Hotelchecks für 85 Franken, mit denen man drei Nächte in einem von über 2500 Hotels in der Schweiz und in Europa übernachten kann. Als Gast muss man sich lediglich verpflichten, Frühstück und Abendessen zu bezahlen. Für die Hotels steigt damit die Auslastung.

Die Thuner Hotelcard wirbt mit dem Slogan «Halbtax für Hotels». Für knapp 100 Franken im Jahr erhält man eine persönliche Hotelkarte und kann damit in ausgewählten Hotels zum halben Preis übernachten.

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Autor: Mario Stauber
Bilder: Michal Rojek/iStockPhoto, Michelle Chaplow/Alamy, Thinkstock Kollektion
Infografik: Beobachter/Anne Seeger
Quelle: Institute of Tourism (2013), HES-SO Valais.