Joel hasst seine Sonnenbrille. Mit Inbrunst. Wann immer seine Mama wegschaut, reisst der Vierjährige sich das Ding von der Nase. Warum auch soll er so ein Plastikteil im Gesicht tragen? Es stört beim Spielen und versperrt die Sicht. Joels Mama aber weiss: Die Sonne ist unerbittlich, und Kinderaugen sind empfindlich.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat auf seiner Website Empfehlungen veröffentlicht, wie man sein Kind am besten vor Sonnenstrahlen schützt. Das Kind solle «eine Sonnenbrille mit 100-prozentigem UV-Schutz tragen, die nach allen Seiten gut schliesst». Doch was tun, wenn das Kind sich partout weigert?

In den Bergen und am Wasser gibt es kein Pardon: In den Bergen ist die UV-Strahlung höher. Nicht, weil man der Sonne ein paar hundert Meter näher ist, sondern weil die Atmosphäre dünner ist und damit weniger Schutz vor Strahlung bietet. Im Alltag jedoch tue es auch eine Mütze mit Schirm. Wichtig dabei ist: Die Augen müssen im Schatten sein. Kneift das Kind die Augen zusammen, muss man handeln.

Eine Sonnenbrille bietet zwar optimalen Schutz, aber nur wenn sie auch auf den Seiten schliesst. Das seitlich einfallende Sonnenlicht kann sonst gefährlich sein, da die Pupille wegen der Sonnenbrille weiter offen ist als ohne und das Auge somit noch verletzlicher.

Besonderen Schutz braucht auch die Kinderhaut – sie ist dünner als jene der Erwachsenen. Wie viel oder wie wenig direkte Sonneneinstrahlung ein Kind verträgt, hängt auch vom Alter ab. Babys sollten überhaupt keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sein. Lässt es sich einmal gar nicht vermeiden, muss man unbedingt Sonnencreme auftragen. Experten empfehlen, Kinder im ersten Lebensjahr möglichst im Schatten zu lassen – und auch dort für ausreichend Schutz mit Hut und Kleidern zu sorgen. Denn die UV-Strahlung erreicht, abgeschwächt zwar, auch schattige Plätze. Meiden sollte man vor allem die Zeit zwischen 11 und 15 Uhr. Dann brennt die Sonne am unerbittlichsten.

Schützt Nachcremen vor Sonnenbrand?

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Wer stundenlang an der Sonne ist, riskiert einen Sonnenbrand – trotz Nachcremen. Warum das so ist.
Quelle: Beobachter Bewegtbild

Der Schutz durch Textilien ist dem Schutz mit Sonnencreme immer vorzuziehen. Die Experten empfehlen weite, leichte Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, sowie einen Sonnenhut. Spezielle UV-Schutzkleidung ist meist nicht nötig. Ein baumwollenes T-Shirt schirmt auch gut ab. Besonders achtgeben sollte man auf die sogenannten Sonnenterrassen des Körpers: Schultern, Kopfhaut, Nase, Ohren, Füsse und Hände.

Ein durchschnittlicher Mitteleuropäer kann in der Regel etwa zehn Minuten direkte Sonneneinstrahlung vertragen, ohne dass er sich die Haut verbrennt. Wie viele Minuten es tatsächlich sind, hängt – neben dem Hauttyp – auch von Faktoren wie der Tageszeit und dem Bewölkungsgrad ab. Aufpassen sollte man bei leichter Bewölkung, die UV-Strahlung ist häufig genauso intensiv, weil die Wolken das Licht reflektieren. Ein guter Indikator sind die Augen. Oft fühlt man sich bereits bei leicht bedecktem Himmel stark geblendet, wenn man keine Sonnenbrille trägt.

Im Licht bildet der Körper Vitamin D

Der Lichtschutzfaktor auf der Sonnencreme gibt an, mit welchem Wert man die Zeit multiplizieren darf, die man ungeschützt in der Sonne verbringen kann. Sind es zehn Minuten und hat die Sonnencreme Faktor 20, wären es theoretisch 200 Minuten. Nach dem Rat von Experten sind es allerdings nur 100 Minuten, ausser man kleistert sich richtiggehend mit Sonnencreme voll. Das jedoch ist gerade bei Kindern unrealistisch.

Nicht vergessen soll man auch die Zeit, die man vielleicht zusätzlich zum Aufenthalt in der Badi draussen verbringt. Erneutes Eincremen verlängert das tägliche Guthaben an Sonnenstunden nicht. Wer im Wasser war, der sollte sich trotz wasserfester Sonnencreme erneut einschmieren.

Vollständig ohne Sonnenlicht geht es dennoch nicht. Das für die Knochen wichtige Vitamin D bildet der Körper dann, wenn er mit UV-Strahlen in Kontakt kommt. Wer täglich die Wohnung verlässt – wenn auch nur für kurze Zeit –, muss sich wegen einer Unterversorgung nicht den Kopf zerbrechen. Kindern sollte man im ersten Lebensjahr Vitamin-D-Tropfen geben. Die verschreiben ihnen Kinderärzte aber meist sowieso standardmässig.

Trau keinem Schutzfaktor!

Der umstrittene organische UV-Filter 4-MBC, der im Verdacht stand, das Hormonsystem zu beeinflussen, ist in Sonnencremen inzwischen verboten. Mineralische Filter dringen weniger in die Haut ein, sie reflektieren vielmehr das Sonnenlicht. Allerdings gab es in letzter Zeit vermehrt Diskussionen um Nanopartikel, die von manchen Herstellern auch in mineralischen Sonnencremen verwendet werden. Man weiss wenig, ob und wie weit sie durch die gesunde Haut in den Körper dringen können und was sie dort anrichten.

Experten warnen davor, dem auf der Sonnencreme angegebenen Lichtschutzfaktor voll zu vertrauen. Um diesen Schutzfaktor zu bestimmen, wird im Labor eine grosszügige Menge Sonnencreme aufgetragen, in der Regel zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. In der Praxis schmiert sich kaum jemand so dick ein. Als Richtwert gelte daher: den Wert des Lichtschutzfaktors halbieren.