Die 51-jährige Rosmarie B. hat aus heiterem Himmel ein rotes Auge bekommen. Bis auf einen lästigen Schnupfen sei sie kerngesund. Woher kommen die Beschwerden?

Rosmarie B. hat kein Augenjucken, keinen Tränenfluss und spürt keinen Fremdkörper im Auge. Auch Sehstörungen nimmt sie nicht wahr. Die Rötung ist zum Augenrand hin scharf begrenzt, zur Augenmitte hin jedoch halbkreisförmig. Das restliche Weiss ist unverändert.

Diese Angaben lassen auf eine herkömmliche Bindehautblutung schliessen (Hyposphagma). Ursache ist ein geplatztes Äderchen der Bindehaut. Wenn eine Verletzung des Auges vorausgegangen wäre, müsste umgehend ein Augenarzt konsultiert werden. Auch plötzliche Sehstörungen sollte man sofort abklären lassen.

Meist treten Bindehautblutungen ganz spontan auf. Gelegentliche Ursachen für die «Verletzlichkeit» der Blutgefässe sind hoher Blutdruck, Arteriosklerose, Diabetes oder Nierenkrankheiten. Auch hormonelle Veränderungen kommen als Auslöser in Frage, da während der Menstruation vermehrt Bindehautblutungen auftreten. Lokale Entzündungen, blutverdünnende Medikamente oder Störungen der Blutgerinnung erhöhen das Risiko einer Blutung ebenfalls.

In solchen Situationen genügt meist eine plötzliche Druckerhöhung im Venensystem – zum Beispiel durch Husten, Niesen, Pressen –, und schon platzen die Äderchen. Eine Therapie ist meist nicht nötig. Die Blutung kann sich anfänglich bis an den Rand der Regenbogenhaut (Iris) ausdehnen, bildet sich im Lauf von ein bis zwei Wochen aber wieder vollständig zurück. Dabei verfärbt sich die betroffene Stelle, ähnlich wie bei einem Bluterguss, zunächst blau und in der Folge grünlich-gelb.

Rosmarie B. ist beruhigt. Dennoch will sie demnächst den Blutdruck messen und den Blutzuckerspiegel bestimmen lassen – eine gute Entscheidung.