Ein kleines Dorf inmitten von Wiesen, Hügeln und Wäldern im oberen Tösstal, Kanton Zürich. Feierabendstimmung hat sich in die idyllischen Landhäuser eingeschlichen. Feierabend heisst es auch für Ramona Egger, eine junge Frau, adrett geschminkt und modisch gekleidet. Sie sitzt am grossen Tisch aus Massivholz, der prominent in der hellen Küche steht und zum Verweilen einlädt.

Holz, das ist das Material, dem sich die 18-Jährige auch beruflich verschrieben hat: Als Schreinerlehrtochter hobelt, schleift und sägt sie seit zwei Jahren in der Werkstatt eines Familienunternehmens. Eine körperliche Schwerarbeit, die ihr gefällt. Denn Bäume und Wald bedeuten Ramona Egger sehr viel. So viel, dass sie auch einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit für den Wald investiert – beziehungsweise für eine ganz bestimmte Sorte seiner «Bewohner»: die Pilze.

Toxikologie büffeln

Schon seit sie acht Jahre alt ist, beschäftigt sich Ramona mit diesen Organismen. Ihre Mutter ist Pilzkontrolleurin und betreute schon damals jeden Herbst die Einsteigerkurse in Pilzkunde im Schwarzwald. Ramona durfte mit und nach dem Besuch des Kurses war es um sie geschehen. Mittlerweile war sie sechs Mal mit dabei und hat ihr Pilzwissen fortlaufend vertieft. Ihr Ziel ist es, die Prüfung für Pilzfachleute zu bestehen und nebenberuflich als Kontrolleurin tätig zu sein. Dafür büffelt die 18-Jährige heute schon Toxikologie, lernt Gattungen- und Pilzarten auswendig und schult ihr Auge.

«Mich fasziniert, wie verschieden die Pilze sind, sei es im Aussehen, im Geruch oder in den Farben», erklärt Ramona ihre Leidenschaft für Pilze. «Ausserdem haben Pilze wichtige, ganz unterschiedliche Funktionen in der Natur. Die einen befallen, die anderen zersetzen und nochmals andere arbeiten mit den Bäumen zusammen.»

«Leichtsinniges Bestimmen ist fatal!»

Pilze einfach nur zu kennen reicht nicht, um einwandfrei zu kontrollieren, regelmässige Weiterbildung und Wissen darum, welche Auswirkungen Pilze im Körper haben, gehört mit zur Grundausstattung einer guten Kontrolleurin. «Ein Pilz wird nur freigegeben, wenn er zu 100 Prozent bestimmt werden kann. Beim kleinsten Zweifel wird er beschlagnahmt und auf dem Kompost entsorgt oder in den Wald zurückgebracht», erklärt Ramona Egger einen zentralen Grundsatz der Pilzkontrolle.

Sie warnt davor, Pilze einfach anhand von Fotos zu bestimmen. Denn auf einer Aufnahme könnten die spezifischen Eigenschaften, wie etwa die Farbe, verfälscht sein, was zu fatalen Fehleinschätzungen führen könne. Wer Pilze bestimmen wolle, tue gut daran, sich mit «Bestimmungsschlüsseln» in Pilzbüchern vertraut zu machen, um die Pilze anhand von Merkmalen wie Form, Beschaffenheit, Standort et cetera genau zu identifizieren.

Auch das Wetter verändere einen Pilz: «Wäscht der Regen die Punkte des Fliegenpilzes ab, wird dieser dabei orange und erhält äusserlich plötzlich eine ‹falsche› Identität.» Über die Leichtsinnigkeit vieler Hobbypilzsammler ist Ramona Egger immer wieder empört: «Die Folgen von unachtsamer Handhabung oder von Selbstüberschätzung können einen Menschen teuer zu stehen kommen, wenn nicht sogar tödlich sein!»

Exotisches Hobby, klares Ziel

Ramonas Lieblingspilz heisst «Tricholomopsis rutilans» – purpurfilziger Holzritterling. Der Grund dafür ist seine Schönheit, die Farbe, der Name und die Erinnerung an einen Kurs: Um sich den lateinischen Namen zu merken, schrieb ihn Ramona sich täglich auf die Hand. Die lateinischen Bezeichnungen haben im Pilzjargon Vortritt, denn sie geben Hinweise auf die Gattung und die Art des Pilzes im Gegensatz zu den volkstümlichen Namen, welche oft von Region zu Region unterschiedlich sind.

Und wie reagieren die Freunde, wenn sie all die Bücher sehen, aus denen sich Ramona das «Fachchinesisch der Pilzkunde» aneignet? «Die einen finden es cool, die anderen eher voll daneben», antwortet sie. Aber egal, was andere denken: Ramona Egger bleibt auf ihrem Weg zum ersehnten Ziel, so bald wie möglich die Prüfung zur Pilzkontrolleurin zu bestehen.

Richtiges Sammeln, Verhaltensregeln

Pilze sammeln

  • Zum Sammeln einen Korb verwenden. Plastiksäcke sind ungeeignet.
  • Nur bekannte Pilze sammel.
  • Keine durchnässten Pilze sammeln.
  • Beim Pflücken Pilze sorgfältig ausdrehe.
  • Stiel nie abschneiden, sonst gehen wichtige Erkennungsmerkmale verloren.
  • Gesammelte Pilze bereits im Wald säubern.


Tragen Sie Sorge zur Natur

  • Pilze mit Mass sammeln.
  • Nur so viele Pilze pflücken, wie verwertet werden können.
  • Unbekannte Pilze stehen lassen oder höchstens ein bis zwei Exemplare zur Bestimmung auf die Pilzkontrollstelle bringen.

  • Unbekannte oder giftige Pilze nicht zertreten.


Ratschläge für die Küche

  • Pilze möglichst rasch verwerten, da sie schnell verderben.
  • Gekochte Pilzgerichte können am nächsten Tag nochmals aufgewärmt werden, wenn sie sofort abgekühlt und im Kühlschrank aufbewahrt werden.
  • Aufgetaute Pilze nicht wieder tiefkühlen.
Pilzvergiftung

Symptome einer Pilzvergiftung

  • Erbrechen
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Schwindel
  • Schweissausbrüche


Erste Hilfe bei einer Pilzvergiftung

  • Sofort einen Arzt konsultiere.
  • Pilz- oder Mahlzeitresten (auch Erbrochenes) sicherstellen.
  • Kontaktnahme mit der amtlichen Pilzkontrollstelle. Ausserhalb der Bürozeit einen Pilzkontrolleur oder -kontrolleurin über die Stadtpolizei anfordern.
  • Tox-Zentrum www.toxi.ch in Zürich kontaktieren, wenn kein Arzt oder Pilzkontrolleur erreichbar ist oder für weitere Auskünfte.

Amtliche Pilzkontrollstelle Winterthur

Adresse der Kontrollstelle
Stadthausstrasse 31, 8400 Winterthur

Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch, Freitag:  17.00–17.30 Uhr
19.August bis 30.Oktober 2013

Wochenendkontrolle: Samstag/Sonntag, 17.00–18.30 Uhr
17./18. + 24./25. August
14./15. + 21./22. + 28./29. September
12./13. + 19./20. + 26./27. Oktober

Keine Kontrolle während des Sammelverbots in den ersten zehn Tagen jedes Monats.

Informationen: 052 267 52 85
www.ugs.winterthur.ch/pilzkontrolle