Der Weg ist nicht immer das Ziel.Zwar bietet der Winterwanderweg von Vnà ins Val Sinestra durchaus einige Attraktionen. Zum Beispiel die Erdpyramiden von Prà San Peder. Die skurrilen Gebilde sind aus einer ausgewaschenen Gletschermoräne entstanden und thronen Türmen gleich über dem Tal. Auch sonst ist die Gegend ganz hübsch. Immerhin wurde das Val Sinestra 2011 von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz zur Landschaft des Jahres erkoren. Aber eben: Manchmal ist das Ziel wirklich das Ziel – beim Restaurant Hof Zuort ganz bestimmt.

Quelle: Privat Privat
Fast wäre der Hof verscherbelt worden

Wer in die Gaststube tritt, wähnt sich in einer Zeitkapsel. Hier der warme Kachelofen. Da ein riesiges Wandgemälde. Dort ein massiver Buffetschrank von 1524. Und überall ausgestopfte Eulen, Bartgeier und Auerhähne. Auch die Speisekarte erzählt Geschichte: Sie bietet neben hausgemachten Engadiner Spezialitäten auch Kaiserschmarren oder Knödelsuppe – Österreich liegt gleich hinter dem nahen Fimberpass.

Zuort war jahrhundertelang Alpwirtschaft, Zollamt und Säumerstation. 1920 ging der Weiler in den Besitz des holländischen Dirigenten Willem Mengelberg. Er erweiterte das Anwesen um ein stattliches Chalet sowie eine Holzkapelle mit prächtigen Schnitzereien. Sein Erbe floss in die Mengelberg-Stiftung, die den Hof Zuort vor zwei Jahren wegen finanzieller Engpässe in Stücke zerschlagen und Immobilien und Antiquitäten einzeln verscherbeln wollte.

Peter R. Berry rettete den Hof. Das nötige Kleingeld war für den besten Steuerzahler von St. Moritz kein Problem. Berry ist Enkel des gleichnamigen Malers und Kurarzt in der vierten Generation. Er will den Hof im Sinne des Zuorter Lehensvertrags von 1482 weiterführen, als ein sich selbst tragendes, kollektives Eigentum. Mit etwas Glück trifft man den bodenständigen Millionär sogar vor Ort. Bei unserem Besuch reparierte er gerade die Kuckucksuhr.

Quelle: Privat Privat
  • Anreise: Von Scuol-Tarasp mit dem Postauto nach Vnà mit Umsteigen in Ramosch.

  • Route: Wegweiser ab Dorfmitte, nach rund drei Kilometern links runter auf direktem Weg nach Zuort oder rechts hoch über Griosch – eineinhalb bis zwei Stunden Marschzeit.

  • Einkehr: Restaurant Hof Zuort, Telefon 081 866 31 53, www.zuort.ch; ganzjährig offen, warme Küche fast rund um die Uhr.

  • Übernachtung: Zimmer mit Frühstück ab 85 Franken pro Person.