Herd, Kühlschrank, Waschmaschine und Lampen fallen beim Stromverbrauch ins Gewicht. Energiebewusste Konsumenten kaufen deshalb sparsame Geräte. Aber wie viel Strom konsumieren Radio, Computer, Drucker und all die anderen Geräte, die immer betriebsbereit sind?

Um den heimlichen Verbrauchern in unserem Haushalt auf die Schliche zu kommen, habe ich mir beim Energiewerk ein Messgerät geliehen. Laut einschlägigen Broschüren sind elektrische Geräte im Bereitschaftsmodus (Stand-by) und ausgeschaltete, die versteckt Energie absaugen, für etwa zehn Prozent des Stromverbrauchs im Haushalt verantwortlich. Nicht bei uns, dachte ich als energiebewusster Zeitgenosse, der gewissenhaft unnötiges Licht löscht und Geräte nach Gebrauch ausschaltet.

Gleich die erste Messung sorgt für eine handfeste Überraschung. Auf der Frontseite des Digitalradios, das ich vor zirka vier Jahren gekauft habe, leuchtet auch dann eine blaue Anzeige, wenn das Gerät ausgeschaltet ist. Der Empfänger nimmt im Stand-by-Betrieb sage und schreibe sieben Watt auf, fast gleich viel wie im Betriebsmodus. Das summiert sich im Jahr auf 64 Kilowattstunden – genug, um täglich zwölf Tassen Kaffee zu kochen (siehe nachfolgende Tabelle).

Energiefahnder Stefan Stöcklin geniesst Kaffee (Foto: Adrian Sonderegger)

Quelle: Thinkstock Kollektion

Vor zwei Monaten haben wir ein zweites DAB-Radio desselben Herstellers für die Küche angeschafft. Auch dieses sorgt für eine Überraschung, aber für eine positive: Es verbraucht im Stand-by-Betrieb zehnmal weniger Strom. Offenbar wirken die verschärften Vorschriften des Bundesamts für Energie, die Anfang Jahr in Kraft getreten sind. Danach darf die Leistungsaufnahme eines Geräts mit Anzeige im Stand-by- oder Aus-Betrieb höchstens ein Watt betragen. Der Unterschied zwischen älteren und neuen Geräten kann gewaltig sein. Einen Hinweis liefert das Netzteil: Wenn es schwer ist und warm wird, ist der Stromverbrauch in der Regel hoch.

Die nächste Überraschung hält der Tintenstrahldrucker bereit: Das Messgerät registriert selbst beim ausgeschalteten Gerät eine geringe Leistung. Kein Lämpchen leuchtet, kein Motörchen summt, aber es fliesst dauernd etwas Strom. Hier wäre eine abschaltbare Steckleiste angebracht, mit der sich der Drucker vom Stromnetz trennen lässt (siehe «Spartipps»). Weniger verblüffend, aber genauso ärgerlich ist der vergleichsweise hohe Stand-by-Verbrauch des Druckers. Für Stirnrunzeln sorgen auch Modem und Router, die tagein, tagaus eingeschaltet sind. In ihrem Fall drängt sich eine Schaltuhr auf. Wenn alle schlafen, braucht niemand Internetzugang.

Beim Kauf des Verstärkers für die Musikanlage im Wohnzimmer liess ich mich auf ein Gerät ohne Aus-Schalter ein, das man nur auf Stand-by schalten kann. Die Messung ergibt einen vergleichsweise geringen Energieverbrauch, was bei einem modernen Gerät auch zu erwarten ist. Er entspricht zwei Tassen Kaffee pro Tag. Erschreckend hoch ist dagegen der Dauerverbrauch des Vorverstärkers für den Plattenspieler. Er erfordert ein separates Netzteil und besitzt weder eine Stand-by- noch eine Aus-Taste. Auch diese Fehlleistung der Ingenieure ist ein klarer Fall für eine abschaltbare Steckleiste.

Im Fernsehzimmer wiederhole ich die Messungen mehrmals, weil ich den hohen Werten nicht traue. Sowohl beim Fernseher als auch beim DVD-Player ist der Stand-by-Verbrauch überraschend hoch. Letzterer bezieht sogar dann Strom, wenn er ausgeschaltet ist. Mit dem Strom, den die beiden Geräte zusammen brauchen, könnte man täglich 31 Tassen Kaffee kochen. Auch hier muss eine Steckleiste her.

Nun kann mich nichts mehr verblüffen, denke ich, und schreite zur Messrunde ins Zimmer der Jugendlichen. Doch die am Computer angehängte Musikanlage samt Lautsprechern birgt eine letzte böse Überraschung: Sie nimmt selbst ausgeschaltet noch mehrere Watt auf.

Die Abrechnung stellt unserer Familie ein schlechtes Zeugnis aus. Der Stromverlust durch alle Geräte im Bereitschafts- oder Aus-Zustand summiert sich auf 504 Kilowattstunden pro Jahr. Das sind nicht wie erwartet 10, sondern stolze 16 Prozent unseres Stromverbrauchs. Bei den gegenwärtigen Strompreisen könnten wir 117 Franken sparen. Oder mit der ungenutzten Energie täglich 92,5 Tassen Kaffee kochen.

  • Energielieferanten wie die Basler IWB, die Berner EWB oder die Zürcher EWZ stellen gegen eine Depotgebühr gratis Messgeräte zur Verfügung. Informationen dazu liefern die Websites der Unternehmen.
  • Achten Sie beim Kauf neuer Geräte auf den Stand-by-Verbrauch. Angaben dazu findet man zum Beispiel unter www.topen.ch.
  • Steckleisten mit Schalter sind einfach zu bedienen und günstig. Beim Ausschalten der Leiste werden alle angeschlossenen Geräte vom Netz getrennt. Es gibt einfache Leisten mit Kippschalter und solche, die man via Schaltmaus aus der Distanz bedienen kann.
  • Automatische Abschaltleisten trennen ausgeschaltete Geräte nach einer bestimmten Zeitspanne im Stand-by-Betrieb vom Netz. Ihr Eigenverbrauch sollte laut Topten.ch unter 0,5 Watt liegen.
  • Mit Schaltuhren können Geräte nach einem festen Zeitprogramm aus- und eingeschaltet werden.
  • ältere Fernseher
  • Drucker
  • Funktelefon
  • Kaffeemaschine
  • Set-Top-Box
  • Stereoanlage
  • Kochen und Kühlen: 39 Prozent
  • Waschen und Trocknen: 20 Prozent
  • Beleuchtung: 16 Prozent
  • Elektronik: 13 Prozent
  • Haushaltgeräte: 12 Prozent