Wäre es nicht zum Weinen, müsste man laut lachen: Hodenimplantate für kastrierte Hunde sind in Amerika ein Heuler. Rund 100000 männliche Vierbeiner geben dort den Blick frei auf ihre künstlichen Geschlechtsteile, wenn sie mal müssen. Darüber zeigt sich männiglich erleichtert. Herrchens treuer Begleiter ist jetzt wenigstens optisch wieder der alte.

Hodenimplantate für Hunde? «So ein Unsinn», sagt Cynthia Lerch, Tierärztin beim Schweizer Tierschutz STS. Sie erachtet eine solche Operation aus rein ästhetischen Gründen als absolut «unnötig» und sieht darin ein Risiko für den Hund: «Die Haut im Hodenbereich ist sehr dünn und empfindlich.» Zudem schreibt das Tierschutzgesetz vor, niemand dürfe ungerechtfertigt einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen oder es in Angst versetzen.

«Das erstaunt mich nicht», sagt Susy Utzinger, Gründerin und Leiterin der gleichnamigen Stiftung für Tierschutz in Winterthur. «Schönheitsoperationen bei Tieren – von der Zahnspange bis zum Glasauge – sind in Amerika ein Trend.» Sie hält das für Machtgehabe des starken Geschlechts. Wenn sich ein Macho durch die Kastration seines Vierbeiners in der eigenen Männlich- und Eitelkeit tangiert sieht und das Tier zu einer Prothese verknurrt, ist das in ihren Augen eine «Perversion».

Auch hierzulande bald salonfähig?


Den operativ eingepflanzten «runden Bömbeli» kann auch der tierpsychologische Berater Ernst Krüsi (V.I.E.T.A.) nichts abgewinnen. Er hält nicht nur die Beweggründe der Hundebesitzer für fragwürdig, er distanziert sich auch aus tierschützerischen Überlegungen klar von solchen Schönheitsoperationen. Als «lächerlich» bezeichnet Marlene Zähner, Tierärztin und Geschäftsführerin der Stiftung für das Wohl des Hundes, Hodenimplantate. Doch weit grösser ist ihre Empörung darüber, dass es das Tierschutzgesetz zulässt, ohne Narkose Ferkel zu kastrieren und Welpen die Afterkrallen abzuschneiden.

Werden Hodenimplantate für Hunde auch in der Schweiz salonfähig? Für Tierarzt Christoph Gloor ist das nur «eine Frage der Zeit». An der von ihm mitaufgebauten Tierklinik AW in Oberentfelden wurden in den letzten 15 Jahren zwei solche Eingriffe vorgenommen. Kostenpunkt: rund 1000 Franken. «In der Regel können wir die Hundebesitzer von einem solchen Schritt abhalten», sagt Gloor. Dass zu den Unbelehrbaren auch ein Frauchen zählt, sei hier nicht verschwiegen.

Quelle: Archiv