Am 24. Februar wurde in der Schweiz der erste Mensch positiv auf Covid-19 Covid-19 Was Sie über das Coronavirus wissen müssen getestet. Drei Wochen darauf griff die Regierung zum Notrecht. Um die Spitäler vor dem Kollaps zu bewahren. Um Ansteckungen zu verhindern. Dazu wurden das soziale und das wirtschaftliche Leben schrittweise lahmgelegt. 

Seither sind die meisten Ladengeschäfte, Bars und Restaurants, Coiffeure und weitere Dienstleister zu, die Strassen leer. Viele Angestellte sitzen behördlich verordnet daheim, der Staat zahlt ihnen 80 Prozent des Lohnausfalls.

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Manche Geschäfte sollen offen bleiben, etwa Lebensmittelläden, Apotheken und Drogerien. Sie bauten zwischen Kundschaft und Kasse durchsichtige Wände auf. Manche dürften weiterarbeiten, darunter Möbelschreiner, Grafikerinnen, Floristinnen, Gärtner, Physiotherapeuten, aber auch Architektinnen, Anwaltsbüros, Unternehmensberaterinnen. Aber Arbeit haben sie keine, weil ihnen die Aufträge reihenweise wegbrechen oder die Kundschaft wegbleibt. Am härtesten trifft es die Kleinunternehmer.

»Kleinunternehmern jetzt Geld zu geben, kommt den Staat auf längere Sicht viel billiger zu stehen.»

René Ammann, Beobachter-Redaktor

«Mein grösster Kunde hat den Auftrag von einem auf den anderen Tag storniert. Ich musste meine Eltern um Geld bitten, um die Wohnungsmiete Mit Freunden zusammenziehen So klappts mit der ersten WG zu zahlen. Und das mit über 50», sagt eine Grafikerin. «Es gibt praktisch keine neuen Anmeldungen. So viele Leute wie vorher in einer Woche kommen nun in einem Monat. Neue Patienten erwarte ich auch nicht. Bald muss ich zumachen», sagt ein Physiotherapeut.

«Aufträge für 70'000 Franken sind weg. Darunter Einrichtungen für Reisebüros. Der Staat würde mir 2500 Franken leihen. Aber nur, wenn ich weniger als 10 000 Franken auf dem Konto habe. Mit so wenig Liquidität würde ich meinen Laden sofort schliessen müssen», sagt ein Möbelschreiner. 

«Sämtliche Aufträge wurden abgesagt oder verschoben. Mein Einkommen wird auf null sinken», sagt eine Unternehmensberaterin. Alle sind selbständig, die Ausübung ihres Berufs wurde nicht verboten. Sonst hätten sie Anrecht auf maximal 196 Franken Erwerbsersatz pro Arbeitstag Corona-Krise So funktioniert die Bundeshilfe für KMU und Selbständige . Besitzerinen eines Nagelstudios, ein Coiffeur oder eine Podologin bekommen nur dann Geld, wenn sie als AG oder GmbH organisiert sind. Selbständige Mikrounternehmer wie eine Podologin gehen bislang leer aus.

Krise der Kleinen

Kleinunternehmern, die den Betrieb weiterführen dürfen, hilft der Staat nur, wenn sie als Aktiengesellschaft oder GmbH organisiert sind. Dann haben die Gesellschafter Anspruch auf 3320 Franken pauschal im Monat. Doch das reiche nicht einmal für die Miete, sagt ein Therapeut mit vier Angestellten auf Kurzarbeit Kurzarbeit Ihre Rechte bei reduzierter Arbeitszeit . Wer eine AG oder eine GmbH hat, könnte bei der Bank ein Darlehen aufnehmen. Maximal in der Höhe von 10 Prozent des Jahresumsatzes. Zinsfrei bis im März nächsten Jahres. Und rückzahlbar. 

Die 270'000 Mikrounternehmer fielen bei den Stützungsmassnahmen bisher weitgehend durchs Raster. Sie wollen kein Darlehen. Von allen hört man dasselbe: «Ich will keine Schulden Schuldensanierung Raus aus den Schulden – so gehts .» Und auch keine Bank im Nacken. 

Lieber machen sie den Laden dicht. Doch was dann? Verhindern kann den erzwungenen Massenexodus aus der Selbständigkeit nur Grosszügigkeit. Der Staat hat ihre Existenz in Gefahr gebracht. Der Staat ist in der Pflicht, das wiedergutzumachen. Entweder durch eine kräftige Geldspritze, wie sie grössere Firmen indirekt über die Kurzarbeit erhalten. Oder durch Darlehen, die Selbständige nur zurückzahlen müssen, wenn ihr Geschäft gut läuft.

Den Kleinunternehmern jetzt sofort Geld zu geben, kommt den Staat auf längere Sicht viel billiger zu stehen, als Zehntausende von Erwerbslosen zu unterhalten und ihnen auf dem Sozialamt Lebensunterhalt Sozialhilfe – was heisst das überhaupt? das schöne Lied der Selbständigkeit vorzusingen. Also lieber jetzt ordentlich Geld in die Hand nehmen und über Steuern wieder einkassieren, wenn sich die Lage gebessert hat.

«An uns hat man nicht gedacht», sagt der selbständige Möbelschreiner. Er hat recht. Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert.

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Dominique Strebel, Beobachter-Chefredaktor
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