Der grosse Star lässt sich heute nicht blicken. Aber er ist zu hören – zumindest für das geschulte Ohr von Simon Fuchs, Leiter des Naturzentrums Thurauen. Der Laie dagegen nimmt nur das hektische Geschnatter einer Gruppe Stockenten wahr. Sie scheinen gerade eine Meinungsverschiedenheit auszutragen.

«Irgendwo ist ein Eisvogel», sagt Fuchs, während er mithilfe seines Fernglases versucht, den genauen Standort auszumachen. Der farbenfroh gefiederte Genosse ist – wenn man ihn den erblickt – eines der Highlights auf einer Rundwanderung von Flaach ZH via Rüdlingen SH und Ellikon am Rhein SH. Zu seiner schillernde Färbung soll er gemäss einer französischen Sage dank Noah gekommen sein. In dessen Auftrag hielt er nach Festland Ausschau. Wegen eines Sturmes musste er so hoch fliegen, dass seine Oberseite die Farbe des blauen Himmels und die Unterseite das Rot der Sonne annahm. 

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Im Flussauengebiet Thurauen fühlt sich der Eisvogel besonders wohl. Hier findet er unverbaute, steile Uferbereiche. Perfekt, um Bruthöhlen anzulegen. Die vergangenen zwei Jahre waren allerdings hart für den Vogel. Die Corona-Pandemie lockte mehr Leute als üblich in die Thurauen, so dass er sich beim Brüten gestört fühlte.

Der Januar 2021 sei dann überaus kalt gewesen, erinnert sich Fuchs. Dementsprechend bewegten sich die Fische weniger und in tieferen Regionen als sonst. Keine guten Jagdbedingungen für den Eisvogel, der sich seine Nahrung kopfüber mittels Sturzflug aus dem Wasser holt. Und dann waren auch noch die Hochwasser, die einige Brutstätten wegschwemmten.

Überschwemmungen sind hier keine Seltenheit. Wenn es stark regnet, sind bei der Thur, die kurz vor Ellikon in den Rhein mündet, Pegelunterschiede von bis zu sechs Metern möglich. «Abgesehen vom höheren Besucheraufkommen sind das alles ganz normale Hürden, mit denen Eisvögel zu kämpfen haben», sagt Fuchs.

Ein Paradies für Vogel-Fans – mit etwas Geduld

Das Naturzentrum, dessen Logo der hübsche Eisvogel schmückt, ist Tor zum grössten Flussauengebiet im Mittelland. Auen sind nichts anderes als von Hoch- und Niedrigwasser geprägte Flächen. Flussauen zeichnen sich im Gegensatz zu den anderen vier Auengebieten – Gletschervorfelder, alpine Schwemmebenen, Deltas und Seeufer – durch eine besonders hohe Artenvielfalt aus. Zwischen Rüdlingen und Ellikon am Rhein leben nebst dem Eisvogel denn auch viele andere Vogelarten wie Pirole, Kuckucks, Baumfalken, sechs der insgesamt neun in der Schweiz ansässigen Spechtarten, Rotmilane, Fischadler und Kormorane. Ein Paradies für Vogel-Fans also? Simon Fuchs warnt, es brauche schon etwas Geduld. Denn das Gebiet ist mit seinen rund 400 Hektaren Fläche riesig.

Während wir unterwegs auf dem Uferweg entlang des Rheins sind, haben wir auch ohne viel Warten Glück: Ein Kormoran setzt auf der Höhe, wo sich Rhein und Thur vereinen, zur Landung auf dem Wasser an und lässt sich erstmal gemütlich in der Sonne von der Strömung treiben.

Grosse Biodiversität

Der schmale Pfad auf der Schaffhauser Seite ist so etwas wie die Grenze zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite der mächtige Fluss, der die Kantone Schaffhausen und Zürich voneinander trennt, auf der anderen Seite der Alte Rheinlauf und neu geschaffene Teiche. Dicht bewachsen, umgeben von hohem Schilf und anderen Pflanzen, ein Paradies für Libellen und andere Insekten. Im Frühling und Sommer kreucht, fleucht und summt es hier auf Hochtouren. Auch dem Laubfrosch gefällt das Gebiet, denn gemäss Fuchs entwickeln sich die Bestände der stark gefährdeten Art hier gut. 

Die Spuren eines anderen Bewohners sind während der Wanderung immer wieder gut sichtbar: Sauber abgenagte und geknickte Baumstämme sind das Werk des Bibers. Gleich ein ganzer solcher Baumstamm liegt sogar mitten auf dem Wanderweg. Simon Fuchs fackelt nicht lange, nimmt aus seinem blauen Rucksack eine Handsäge und zerteilt das Holz. So ist der Weg wieder frei – und der Biber hat erst noch etwas weniger schwer zu tragen. 

Buchtipp
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7 schöne Uferwanderungen in der Schweiz

 

 1   Thurauen ZH

Schweizer Karte mit 7 Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Flaach Ziegelhütte ZH – Rüdlingen SH – Ellikon am Rhein ZH – Flaach Ziegelhütte ZH

  • Länge: ca. 14 Kilometer
  • Dauer: 3 Stunden und 30 Minuten
Blick auf den Rhein in den Thurauen

Die Wanderung startet in Flaach (Haltestelle Flaach Ziegelhütte) und führt auf der Schaffhauser Seite via Rüdlingen dem Rhein entlang zur Fähre, die einen auf die Zürcher Seite nach Ellikon am Rhein bringt. Die Fähre wird vom 1. April bis 15. Oktober bedient, ausser bei Hochwasser. Verpflegungsmöglichkeiten gibt es im Restaurant Rhygarte in Ellikon am Rhein und im Naturzentrum Thurauen in Flaach. Letzteres ist wegen der Ausstellungen und dem Erlebnispfad ohnehin ein Besuch wert. – Weitere Informationen: naturzentrum-thurauen.ch 

Quelle: André Schneider

 

 2   Rheinschlucht GR

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Ilanz – Castrisch – Valendas Station – Versam Station – Trin Station – Reichena – Tamins

  • Länge: ca. 12,9 Kilometer
  • Dauer: 3 Stunden und 50 Minuten
Blick auf die Rheinschlucht

Auch die Schweiz hat mit der Rheinschlucht zwischen Reichenau und Illanz einen Grand Canyon. Entstanden ist die einzigartige Landschaft nach einem Bergsturz. Heute kann man diese Spektakel der Natur während einer Wanderung von Nahem erleben. Eine davon führt ab Ilanz durch wildromantische Auenwälder und Naturschutzgebiete entlang des Vorderrheins. Aufmerksame Beobachter sichten vielleicht sogar den seltenen, hier heimischen Flussregenpfeifer. Unterwegs bietet die Aussichtsplattform Islabord einen atemberaubenden Blick über die Rheinschlucht. – Weitere Informationen: surselva.info 

Quelle: Stefanie Blochwitz Fotografie

 

 3   Maggia TI

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Someo – Giumaglio – Lodano – Maggia

  • Länge: ca. 8,2 Kilometer
  • Dauer: 2 Stunden und 10 Minuten
Blick auf die Maggia

Tessin, das ist Sonne und Erholung – und ganz viel Natur. So etwa auch im Talboden der Maggia, wo sich zwischen Someo und Maggia eine der schönsten Auenlandschaften der Schweiz befindet. Genau auf dieser Strecke führt auch ein Wanderweg. Die Tour entlang der Maggia eignet sich auch gut für Familien. Auf dem Lehrpfad «Il fiume Maggia» erfährt man allerlei Wissenswertes über die Dynamik des Flusses. Und sobald es warm wird, lockt mehr als ein lauschiger Platz zum Spielen am Wasser und Planschen. – Weitere Informationen: ticino.ch

Quelle: imageBROKER / Alamy Stock Photo

 

 4   Jaunbachschlucht FR

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Charmey – Broc – Greyerz

  • Länge: 10 Kilometer
  • Dauer: 3 Stunden
Brücke über den Bach Januia

Stausee, Fluss und Schlucht: Während der Wanderung von Charmey nach Greyerz durch die Jaunbachschlucht bekommt man quasi 3 für 1. Unterwegs warten tiefgrüne Wälder, Holzbrücken, Tunnels, Galerien und Wasserfälle. An heissen Tagen sorgt der Bach, der früher Jaunia (die Kalte) genannt wurde, für eine willkommene Abkühlung. Ein besonderer Hingucker ist zudem die Staumauer von Montsalvens. 1921 erbaut, ist sie die erste doppelte Bogenmauer Europas. Schleckmäuler machen einen Stopp in der Schokoladenfabrik Maison Cailler in Broc. – Weitere Informationen: fribourgregion.ch

Quelle: Pascal Gertschen

 

 5   Broye, Carrouge & Bressonne VD

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Moudon – Bressonnaz – Séppey – La Râpe – Hermenches – Syens – Bressonnaz – Moudon

  • Länge: 20 Kilometer
  • Dauer: 6 Stunden und 30 Minuten
Rundwanderung ab Moudon VD

Warum nur einen Fluss entlang gehen, wenn es auch drei sein könnten? Genau das ist während der Rundwanderung ab Moudon im Waadtland möglich. Auf einer Route von rund 20 Kilometern folgt man dem Lauf der Broye, der Carrouge und der Bressonne. Unterwegs warten Höhepunkte wie die historischen Brücken von Bressonnaz. Die Originalstrecke ist derzeit zwar zwischen Séppey und Vucherens gesperrt. Bis sie wieder durchgehend begehbar ist, kann man für die Wanderung bei Bressonnaz auf den Jakobsweg ausweichen. – Weitere Informationen: moudon-tourisme.ch

Quelle: Anthony Demierre

 

 6   Areuse NE

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Noiraigue – Champ-du-Moulin – Boudry 

  • Länge: 11 Kilometer
  • Dauer: 2 Stunden und 45 Minuten
Blick auf den Fluss Areuse

Der kleine Ort Noiraigue im Val de Travers im Kanton Neuenburg ist Ausgangspunkt einer abenteuerlichen Wanderung entlang der Areuse durch die gleichnamige Schlucht. Der Fluss präsentiert sich dabei mal unschuldig dahinplätschern, mal lauthals tosend. Der Weg führt über Steinbrücken – wie diejenige beim «Saut de Brot» –, Stege, Treppen, vorbei an steilen Felswänden und dem einen oder anderen Engpass. Auf gutes Schuhwerk setzen: Bei nasser Witterung besteht Rutschgefahr. Zudem ist der Wanderweg für Kinderwagen nicht geeignet. – Weitere Informationen: j3l.ch

Quelle: Tourisme Neuchâtelois/Gorges Areuse

 

 7   Wasserschloss AG

Schweizerkarte mit 7 empfohlenen Flusswanderungen
Quelle: Beobachter/Kristina Bruder

Strecke: Brugg – Brugg

  • Länge: 10 Kilometer
  • Dauer: 2 Stunden und 30 Minuten
Blick auf den Auenschutzpark bei Brugg

Brugg im Kanton Aargau ist in Sachen Flüsse ein ganz besonderer Ort. Hier vereinen sich Aare, Reuss sowie Limmat und bilden das mit nationaler Bedeutung ausgezeichnete Wasserschloss. Das beeindruckende Gebiet des 172 Hektar grossen Auenschutzparkes lässt sich wunderbar während einer Wanderung ab Brugg über insgesamt acht Brücken aus drei Jahrhunderten entdecken. Dabei lohnt es sich, immer wieder Pausen einzulegen und die Gegend zu beobachten: Mit etwas Glück entdeckt man einen Laubfrosch oder Eisvogel. – Weitere Informationen: aargautourismus.ch

Quelle: Aargau Tourismus
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