So macht man Kinder glücklich
Kinder sollen zufrieden aufwachsen. Eine kleine Anleitung, was Eltern dazu beitragen können.
aktualisiert am 13. Mai 2022 - 15:12 Uhr durch
Den ganzen Tag mit Freunden durch die Wiesen tollen. Mit Löchern in der Hose zufrieden sich nach Hause trollen. Den vorwurfsvollen Blick der Mutter aushalten und aus den Augenwinkeln erkennen, dass sie sich amüsiert – alles halb so schlimm. Nur schon die Erinnerung an solche Erlebnisse lässt Glücksgefühle aufkommen – war das schön!
Sind es auch heute noch diese Kleinigkeiten, die Kinder glücklich machen? Oder ist Kinderglück heute abhängig von Smartphone, Tablet, Designerklamotten und Luxusferien?
Kurze Antwort: Es sind die kleinen und grossen Begegnungen. «Entscheidend für Lebensfreude und Glück ist die Wechselwirkung mit der Aussenwelt», sagt der deutsche Glücksforscher Stefan Klein. Am liebsten unternehmen Kinder etwas mit der Familie, lassen sich durch unverhoffte Geschenke überraschen und verweilen mit Freunden an Örtlichkeiten, die Erwachsenen verborgen sind.
Es sind immer noch die vielen kleinen Momente, wo Eltern und Kinder miteinander lachen, spielen, herumalbern, intensiv die Natur erleben, gemeinsam etwas schaffen. Es sind die Augenblicke, in denen ein Lob von Mami oder Papi stolz macht, in denen Kinder spüren, wie sehr sie geliebt werden – nicht wegen ihrer Leistungen, sondern um ihrer selbst willen.
Natürlich verläuft der Alltag nicht immer unbeschwert. Trennung, Scheidung, Umzug in eine fremde Stadt, Krankheit, schlechte Noten und Sorgen wegen Arbeitslosigkeit oder Armut belasten auch die Kinder. Aber: Sie fühlen sich trotz alledem meistens wohl. Denn sie sind kleine Glücksschmiede, wie Fachleute es nennen – Kinder finden immer einen Weg zwischen den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen. Sie sind kreativ und neugierig.
Trotzdem: Die Erwachsenen – ob Eltern, Verwandte oder Lehrer – sind gefordert, den Kindern jegliche Unterstützung auf dem Lebensweg zu gewähren. Die Glücksforschung kommt zum Schluss: Glückliche Erwachsene haben selber von klein auf einen guten Umgang mit Gefühlen erfahren. Fröhlichkeit kann also zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit werden. Eltern können mit der Erziehung und ihrem Handeln wesentlich dazu beitragen.
Eltern erleben beim Heranwachsen ihrer Kinder ein Wechselbad der Gefühle. Beobachter-Mitglieder erhalten diverse Erziehungstipps für das Kleinkindalter bis hin zur Pubertät. Ausserdem erfahren sie, was sie bei Erziehungsproblemen tun können (beispielsweise Kinder vor den Gefahren des Internets zu warnen).
Schenken Sie dem Kind jeden Tag bedingungslose Liebe
Kinder müssen wissen, dass sie ohne Wenn und Aber geliebt werden. Sie sollen täglich spüren: Mami und Papi haben mich lieb, auch wenn ich mein Zimmer nicht aufgeräumt, eine Zwei in Mathe geschrieben oder den kleinen Bruder geschubst habe. Ein Kind, das sich der Liebe seiner Eltern sicher ist, wird mit den Tücken des Alltags besser fertig. Es weiss: Was auch immer passiert – meine Eltern halten zu mir. Sie lassen mich nicht im Stich, und mit ihrer Hilfe wird alles gut.
Nehmen Sie das Kind so an, wie es ist
Manche Kinder sind schüchtern und müssen behutsam an neue Situationen herangeführt werden, andere sind Wirbelwinde und müssen zeitweise in ihrem Enthusiasmus gebremst werden. Manche sind schweigsam, andere reden wie ein Wasserfall. Wichtig ist, dass Eltern diese Eigenarten erkennen und ihre Erziehungsideale darauf ausrichten – diese aber immer wieder mal überprüfen. Dann fühlen sich Kinder ernst genommen und wohl.
Lassen Sie das Kind eigene Wege gehen und auch mal allein sein
Auf dem Weg zur Selbständigkeit zählen eigene Erfahrungen. Etwa allein zur Schule gehen oder das Reisli mit einem Kollegen antreten. Kinder brauchen zudem Rückzugsmöglichkeiten und Zeit für sich, ohne die Eltern. Im Alleingang erleben sie einen «Flow», wie Psychologen sagen, das absolut beglückende Gefühl des Abhebens in einer Tätigkeit.
Erfüllen Sie nicht sofort jeden Wunsch
Vorfreude ist die schönste Freude. Die Chance auf die Erfüllung der Sehnsüchte führt zu einer positiven Gelassenheit. Die Forschung sagt dazu: «Wir sind immer dann am glücklichsten, wenn wir etwas sehnsuchtsvoll Gesuchtes finden.» Kleiner Nebeneffekt: Das Durchhaltevermögen der Kinder wird gestärkt und belohnt.
Trauen Sie dem Kind etwas zu
Kinder müssen ihre Grenzen ausloten und selber etwas erproben dürfen, ohne gestoppt zu werden. Mutige Taten und Erfolgserlebnisse lassen Kinder aufblühen.
Schmusen Sie mit dem Kind
Zärtlichkeit in Worten und Taten tut Kindern gut. Die richtige Dosierung müssen Eltern in jedem Alter neu finden. Mit den Jahren weichen Kinder dem Körperkontakt aus. Aber ein aufmunternder Blick oder ein Schulterklopfen wirkt trotzdem Wunder.
Lachen Sie möglichst oft miteinander
Lachen lässt alles leichter werden. Glücksforscher belegen, dass Kinder bis zu 400-mal und Erwachsene nur 15-mal am Tag lachen. Lächeln und Lachen unterstützen die Konzentration, stärken die Belastbarkeit und fördern die Fantasie.
Fördern und fordern Sie das Kind
Unterstützen Sie die Stärken des Kindes. Stellen Sie kleine Aufgaben. Denn wer regelmässig Pflichten übernimmt, fühlt sich wertvoll. Das kann die Mithilfe im Haushalt sein, das Einhalten täglicher oder wöchentlicher Ämtli oder der Besuch beim Grosi.
Sorgen Sie für Bewegung und gesunde Ernährung
Kinder brauchen für ihre Entwicklung viel Bewegung. Das hält den Körper gesund und hilft bei der Entwicklung der Intelligenz. Vitamine und Mineralstoffe dürfen auf dem Ernährungsplan natürlich auch nicht fehlen.
Achten Sie auf wiederkehrende Rituale
Ob das Weihnachtsfest oder eine warme Schokolade als Trostpflaster nach der verhauenen Mathearbeit: Jede Familie pflegt ihre eigenen Rituale. Sie geben Kindern das Gefühl von Sicherheit, Zugehörigkeit und Glück.
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