Mehr Luft unterm Baum!
Wie verhindern Eltern, dass Weihnachten zur Materialschlacht wird?
aktualisiert am 2. Dezember 2020 - 15:00 Uhr
Strategisch gut platzierte Spielsachen überall – das Einkaufen mit Kindern wird zum Spiessrutenlauf. Auch zu Hause ist keine Ruhe. Der Briefkasten spuckt Kataloge am Laufmeter aus. So wird der Wunschzettel der Kleinen immer länger.
An Heiligabend geraten dann viele Kinder in einen richtigen Gschänklirausch. Das Papier fliegt in die eine Ecke, das Geschenk nach einem kurzen Blick in die andere. So geht das, bis der Gabenberg abgebaut ist.
Statt Freude stellt sich dann bei vielen Kindern Enttäuschung ein. Was, das war schon alles?
Erwachsene irritiert das oft: Jetzt hat mein Kind so viel erhalten, und es freut sich nicht mal richtig?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der fast alles immer verfügbar ist. Gerade deshalb ist es für Kinder sehr wichtig, zu lernen, dass sie nicht alles haben können. Wie sollen sie eine Frustrationstoleranz entwickeln , wenn sie überhaupt nie mit Enttäuschungen umgehen müssen?
Packen Sie also die Chance und machen Sie den übersteigerten Konsum zum Thema. Erklären Sie den Kindern, dass man zuerst sparen muss, um sich Bedürfnisse erfüllen zu können. Für grosse Wünsche unter Umständen jahrelang. Und manche Wünsche können sogar zu gross sein – sie müssen schweren Herzens unerfüllt bleiben.
Am besten sprechen Sie schon in der Adventszeit mit den Kindern über die Bedeutung von Weihnachten. Was steht bei Ihrer Familie im Zentrum? Die christliche Bedeutung und die Besinnung? Die Zeit, die man als Familie zusammen verbringt? Spielabende, gemeinsames Backen, Musizieren?
Planen Sie das Fest mit den Kindern gemeinsam und besprechen Sie dabei auch das Thema Geschenke.
Finden Sie heraus, was das Kind sich wirklich wünscht: Nehmen Sie seine Wünsche ernst. Prüfen Sie, ob es wirklich Herzenswünsche sind – oder flüchtige Anwandlungen . Kinder sind leicht zu beeinflussen durch die Werbung oder den Wunschzettel Gleichaltriger. Falls der Wunsch über einen längeren Zeitraum konstant bleibt, steckt vermutlich wirklich ein tieferes Bedürfnis dahinter.
Helfen Sie dem Kind, seine Wünsche realistisch einzuschätzen: Thematisieren Sie mit den Kindern, welche Wünsche wohl nicht erfüllt werden können. So reduzieren Sie Enttäuschungen im Voraus.
Verteilen Sie die Geschenke über die Weihnachtstage: Viele Familien feiern mehrmals Weihnachten. Während der Pandemie kann das auch per Videoschaltung geschehen. So ergibt sich die Chance, die Geschenke auf mehrere Tage zu verteilen. Ein Vorteil gerade für kleinere Kinder, die von zu vielen Gaben aufs Mal überfordert sind. Man könnte aber an einem Tag auch komplett auf Geschenke verzichten. So ist es für Kinder erlebbar, dass an Weihnachten auch anderes zählt.
Schenken Sie lieber weniger als mehr: Reduzieren Sie den Gabenberg auf einen Herzenswunsch, den Sie erfüllen. Dazu können Grosseltern, Gotte und Götti finanziell beitragen. Wenn daneben zwei kleinere Präsente ausgepackt werden können, reicht das vollkommen. Vergessen Sie nicht, schon vor Weihnachten mit den Kindern über die Anzahl Geschenke zu sprechen.
Schenken Sie Sinnvolles: Viele Kinder haben eigentlich schon alles. Ein materielles Geschenk wäre da nur noch mehr vom Gleichen. Alternativen können sein:
- Schenken Sie Zeit. Schon kleinere Kinder merken, wie wertvoll es ist, wenn sich die Erwachsenen Zeit ausschliesslich für sie nehmen. Ein gemeinsamer Ausflug oder ein Gesellschaftsspiel bieten Anlass dazu.
- Schenken Sie einen Wunschtag. Das Kind darf alles bestimmen – vom Essen über die Kleidung bis zum Tagesprogramm.
- Schenken Sie ein Abonnement für eine kindgerechte Zeitschrift. Sie sorgt mehrmals pro Jahr für Freude und Spannung.
- Schenken Sie einen Gutschein für etwas, was das Kind mag. Da ist Vorfreude quasi inbegriffen.
- Schenken Sie im Notfall einen Batzen Bargeld. Das ist zwar nicht sehr originell, aber das Kind kann sich damit selbstbestimmt einen kleinen Wunsch erfüllen.