Neulich irgendwo unter den Sternen
«Ab und zu muss auch der verheiratete Mann mal wieder seinen Marktwert testen.»
Veröffentlicht am 19. Januar 2009 - 14:15 Uhr
Törnen Sie die kalten Füsse des Bettnachbarn ab, wenn sie sich unter der Decke fies herüberschleichen, um abzutasten, wie es um Ihre sexuelle Bereitschaft steht? Denken Sie beim Stichwort Küssen momentan eher ans «Chriesisteichüssi» als an den Austausch von Zärtlichkeiten? Können Sie es deshalb kaum erwarten, bis es endlich Frühling wird?
Sie dürfen gern neidisch sein: «Ihre Liebessterne funkeln das ganze Jahr über hell. Schon im Februar spüren Sie den Frühling.» Eigentlich mag ich Madame Etoile nicht, weil sie sich jeden Samstagmorgen über den Äther in unsere Küche schleicht, sich gegen meinen Willen zu uns an den Frühstückstisch setzt und meiner Frau die astrologische Grosswetterlage fürs anstehende Wochenende prophezeit – Blitze und Erdbeben inklusive. Mein Horoskop für 2009 hingegen ging runter wie der Glühwein an Silvester. Tja, Schütze muss man sein.
Ich sagte mir also: Der Februar ist nah, die Vorboten des Frühlings müssten eigentlich schon zu spüren sein – und ging aus. Allein. Nur mal abchecken. Man ist ja treu. Ehrlich. Ein Mann, ein Wort. Doch ab und zu muss auch der verheiratete Mann mal wieder seinen Marktwert testen. Nur fürs Gemüt. Und hatte die Etoile beim Horoskop meiner Frau nicht was gefaselt von: «In der Liebe ist die Zeit reif für einen Neubeginn»? Na warte…
Da stand ich also an der Bar und kam tatsächlich schon bald mit einer Dame ins Gespräch. Man redete über dies und jenes. Trank Wein. Lachte viel. Der Himmel hing – und um nur das gehts in solchen Momenten – voller Konjunktive: Man könnte, wenn man wollte… Just da klopfte mir plötzlich jemand auf die Schulter und schrie: «Hey, Sven, hast du mal wieder Ausgang! Wie gehts Frau und Kind?»
Vielen Dank. Der Abend war gelaufen. Das Tête-à-Tête wurde zur platonischen Ménage à trois. Man redete übers Kindermachen, Kinderkriegen, Kinderhaben. Ich war der Experte.
Lieber Philip: Wenn du mich das nächste Mal mit einer fremden Frau an einer Bar siehst, lass mir den Spass. Und das mit dem «Frau und Kind» ist mein letzter Trumpf – und der sticht alles. Ich weiss das. Glaub mir.