Die unsichtbaren Feinde des Schlafs
Wohngifte, Elektrosmog, Wasseradern, Allergenträger: Das Bett und seine Umgebung müssen frei von störenden Faktoren sein, damit man zu gesundem Schlaf findet.
aktualisiert am 9. März 2021 - 12:09 Uhr
Im Schlafzimmer verbringen wir rund einen Drittel unseres Lebens – Grund genug, einen vertieften Blick hineinzuwerfen. Wer gut schlafen will, sollte zuallererst darauf achten, dass sich der Schlafraum gegen Lärm und Licht abschotten lässt. Auch Wärme und Feuchtigkeit spielen eine Rolle: Ideal sind eine Temperatur von 18 bis 20 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent.
Schwieriger wird es bei Einflüssen, die sich nicht per Thermostat oder mit dem Schliessen eines Fensters beeinflussen lassen: Strahlungen jeglicher Wellenlänge, Elektrosmog, Wasseradern, Gifte aus Möbeln, Allergenträger wie Tierhaare, Textilien oder Pflanzen und manches mehr.
Gut feststellbar ist die elektromagnetische Strahlung, von der wir ständig umgeben sind – so zum Beispiel von Licht. Sie entsteht überall, wo Strom fliesst. Schon ein Kabel, in dem Spannung besteht, erzeugt ein elektrisches Feld. Wissenschaftlich erwiesen ist: Sehr starke elektromagnetische Wellen reizen die menschlichen Zellen. Solchen Wellen ist man aber höchst selten ausgesetzt, denn für Elektrogeräte, die im Haushalt üblich sind, gelten verbindliche Grenzwerte.
Wer schlecht schläft und als Ursache elektromagnetische Strahlen vermutet, sollte elektrische Geräte wie Radiowecker und Lampen sowie Leitungen möglichst weit vom Bett entfernt installieren. Strahlung aus elektrischen Kabeln lässt sich mit Metall recht wirkungsvoll abschirmen. Helfen kann auch ein Netzfreischalter, der die Spannung in den Leitungen auf ein Minimum reduziert.
Weniger halten Wissenschaftler von Geräten, die Schutz vor magnetischen Feldern aus Elektrogeräten oder vor Handysmog versprechen. Zwar ist dies technisch möglich, jedoch nur mit riesigem Aufwand.
Anders sehen das Geobiologische Berater, die sich auf die Abschirmung und Sanierung von Wohnungen spezialisiert haben. Für viele von ihnen gelten gewisse Edelsteine, in einer bestimmten Konstellation um das Bett angeordnet, als Voraussetzung für einen bestrahlungsfreien Schlaf.
So weit, so gut, wäre da nicht noch der Einfluss von Wasseradern. Denn alles habe eine Schwingung, so Geobiologen: Farben , Bäume, Töne und auch wir Menschen. Im Unterschied brächten aber unterirdische Wasserläufe unsere Schwingungsharmonie durcheinander.
Erstes Symptom dafür sei ein unruhiger Schlaf. Oft reiche es bereits, das Bett in eine andere Ecke des Schlafzimmers zu stellen. In hartnäckigen Fällen könne man einen Rosenquarz aufstellen, der die negativen Schwingungen umlenken soll.
Rutengänger empfehlen, jeden Schlafplatz einer ganzheitlichen Raumanalyse zu unterwerfen. Wie seriös ein Rutengänger arbeitet, kann ein Laie aber kaum beurteilen, da sich letztlich der Erfolg erst langfristig zeigt, wenn man besser schläft.
Marianne Martinelli, seit über 30 Jahren Spezialistin für Wohnraumenergie und Wohnbiologie, sieht das anders: «Die Wirkung einer Strahlenschutzmassnahme muss sofort spürbar sein, sonst ist sie Humbug.» Bei der europäisierten Version der chinesischen Feng-Shui-Lehre, die sie bei Wohnungsanalysen anwendet, ist viel von Energie die Rede: «Wer einen meiner Edelsteine, die Energie umleiten, in der Hand hält, spürt die Wärme, die davon ausgeht.»
«In energetisch ausbalancierten Räumen ist die Luft besser, man muss weniger lüften und heizen.»
Marianne Martinelli, Wohnbiologin
Kurz gefasst lautet ihre Theorie: In Europa haben die Menschen verlernt, mit Energieflüssen umzugehen. Der Körper müsse Energiedefizite oder -überschüsse ausgleichen; schaffe er das nicht, werde der Schlaf gestört: «In energetisch ausbalancierten Räumen ist die Luft besser, man muss weniger lüften und heizen. Das Entscheidende aber: Man schläft besser .»
Martinelli weiss, dass sich auf dem Esoterikmarkt viele unseriöse Wohnraumanalysten tummeln, die von der Arglosigkeit gutgläubiger Schlechtschläfer leben. Letztlich bleibt es dem gesunden Menschenverstand jedes Einzelnen überlassen, wie weit man sich auf diese Theorien einlassen will, um besser zu träumen.
Vielleicht aber liegt die Ursache für Schlafstörungen auch bei den Möbeln, Wänden oder Textilien rund um das Bett. Dort kann sich eine breite Palette von chemischen Stoffen verbergen, denen man jede Nacht ausgesetzt ist. «Wohngifte rauben zwar nicht direkt den Schlaf», sagt Charlotte Braun-Fahrländer, eine der Pionierinnen auf dem Gebiet der Umweltepidemologie und emeritierte Professorin des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts in Basel, das eng mit der Universität Basel verbunden ist. «Sie können aber bei empfindlichen Personen die Schleimhäute reizen und Unwohlsein hervorrufen, was zweifelsfrei nicht schlafförderlich ist.»
Mögliche Reizquellen sind das Formaldehyd in Spanholzmöbeln, der Leim von Spannteppichen, Lösemittel in Farben, Schutzmittel auf Naturholz und gewisse Kunststoffe. Wer seine Wohnung neu einrichtet, sollte Möbelhändler und Handwerker nach giftfreien Produkten fragen. «Es gibt meistens eine Lösung ohne Gift», so Braun-Fahrländer, «und die muss nicht teurer oder schlechter sein.»
Wer das Schlafzimmer auf Wohngifte untersuchen lassen will, sollte einen Spezialisten beauftragen. Doch wie bei den «Strahlen- und Schwingungsexperten» ist es auch hier nicht einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen. Manche kantonalen Laboratorien führen Listen der Spezialisten, mit denen sie zusammenarbeiten.
Als wichtigste Massnahme gilt die Sanierung von Bett und Schlafzimmer:
- Rund 90 Prozent der gesamten Belastung einer Wohnung durch Hausstaubmilben konzentrieren sich im Bett (vor allem in Matratze und Kopfkissen).
- Hausstaubmilben entwickeln sich am besten bei 22 bis 25 Grad Zimmertemperatur und bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 55 Prozent – also ideal im Bett!
- Eine Bettsanierung macht allerdings nur Sinn, wenn alle Betten des gleichen Zimmers saniert werden.
- Decken und Kissen aus tierischem Material sollten aus dem Bett (und dem Schlafzimmer) entfernt werden. Auch Teppiche mit Tierhaaranteil, Tierfelle, Haustiere, Topfpflanzen oder alte Stoffmöbel gehören nicht in Schlaf- und Kinderzimmer.
- In den warmen Jahreszeiten können Fenster dauernd in Kippstellung belassen werden. Im Winter hingegen würde so übermässig Heizwärme verloren gehen.
- Es empfiehlt sich, während oder gleich nach Tätigkeiten, die die Luft übermässig belasten (Kochen, Duschen, Putzen, Malen, Rauchen), gründlich zu lüften. Machen Sie dazu drei bis fünf Minuten kräftig Durchzug, indem Sie das Fenster und die gegenüberliegende Tür ganz öffnen.
- Um die Wohnung den Tag über richtig zu lüften, gilt Folgendes: zwei- bis dreimal pro Tag während drei bis fünf Minuten kräftig Durchzug machen. Oder zwei- bis dreimal pro Tag während zehn bis 15 Minuten das Fenster ganz öffnen und die Tür schliessen. In Neubauten mit stark dichtenden Fenstern kann es auch häufiger sein.
- Beschlagene Fenster und Spiegel deuten auf zu hohe Luftfeuchtigkeit hin. Das heisst: öfter lüften. Die ideale Luftfeuchtigkeit beträgt höchstens 50 Prozent.
3 Kommentare
Wenn sich die einen Esoteriker:innen als glaubhafter darstellen als andere ist das natürlich gute Eigenwerbung, eissenschaftlich belegbar sind alle nicht.
(Was soll man dann sagen, wenn man eine Bodenheizung hat? Da wäre nach Ansicht solcher Schwurbler an ein schlafen gar nicht mehr zu denken sein.)
Ich bin enttäuscht, solche Artikel im Beobachter zu finden. Bitte weniger davon
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Nur weil BasilDietlicher offenbar keinen Elektrosmog spürt, muss er/sie Artikel wie diese nicht als Esoterik abqualifizieren. Das wäre schon höchst anmassend. Denn auch wenn nur eine Minderheit der Menschen Strahlen körperlich und bewusst "spüren" (also z.B. auf der Gausskurve das obere 10% Perzentil), dann heist es dennoch nicht, dass es für diejenigen, die es nicht spüren, nicht ebenfalls gefährlich wäre.
Daher sind Artikel wie diese für ALLE von höchster Relevanz, und diejenigen, die es nicht verstehen, weil sie es nicht spüren, könnten ja zumindest einfach mal ihre Meinung für sich behalten, und gerne weiterhin in elektrostatisch aufgeladeen Umgebungen schlafen, wenn sie es wünschen. Damit wäre allen geholfen.