Endlich Geld – und jetzt?
Bankkarte, Konto, Geld anlegen: Was Jugendliche über den Umgang mit Geld und Banken wissen müssen.
Veröffentlicht am 29. September 2022 - 11:20 Uhr
Das sind die wichtigsten Aspekte zum Geld für Jugendliche:
«Sobald du dein eigenes Geld verdienst, kannst du machen, was du willst – aber erst dann!»
Berühmte Worte von Eltern
Gerade hatten die Eltern noch ständig genervt mit diesem Spruch. Und jetzt ist er plötzlich da, der erste eigene Lohn. Endlich nicht mehr fragen müssen, um die neuen Sneakers zu kaufen! Endlich nicht mehr abhängig sein! Endlich selbst bestimmen dürfen! So schmeckt Freiheit – selbst wenn man sie sich hart verdienen muss.
Mit dem eigenen Lohn beginnt ein neues Kapitel jedes und jeder Jugendlichen. Das bedeutet aber auch mehr Verantwortung: dafür, dass am Ende des Monats die Rechnung aufgeht. Gerade während der Lehre reicht der bescheidene Lohn meist noch nicht aus, die Eltern müssen ihren Teil beitragen . Umso wichtiger ist ein Learning: einteilen können, Prioritäten setzen, die Grenzen des finanziell Machbaren erkennen und sie auch einhalten.
Es ist der Moment gekommen, die Finanzen in die eigene Hand zu nehmen. Das gilt natürlich auch für Studierende, die noch kein eigenes Einkommen haben, sondern auf Zuwendungen der Eltern oder Stipendien angewiesen sind. Worauf kommt es bei Budget-, Bank- und Finanzfragen wirklich an? Was braucht es zwingend, was ist in der Kategorie: «Nice to have, aber es ginge auch ohne»?
1. Bankkonto
Klar: Ein Privat- oder Lohnkonto ist unverzichtbar, schliesslich zahlt kaum eine Chefin den Lohn bar auf die Hand. Auch der Zahlungsverkehr, also das Bezahlen von Rechnungen und Daueraufträgen , klappt nicht ohne Konto.
Wer cool ist, wählt einen rein digitalen Anbieter, bei dem alles übers Smartphone läuft, von der Anmeldung (via Videocall oder dank Abfotografieren der Identitätskarte) bis zum Zahlungsverkehr und zum Kontakt mit der Bank (via Chat). Das ist praktisch und günstig – allerdings hat man ein Problem, wenn man das Smartphone wechselt oder verliert. Die bekanntesten Schweizer Anbieter sind Neon, Yapeal, Zak (Bank Cler), CSX (Credit Suisse) und Yuh (Postfinance/Swissquote).
Tipp: Übersicht über Leistungen, Vor- und Nachteile: www.moneyland.ch.
Wer lieber auf eine klassische Bank setzt, bei der man nötigenfalls in einer Filiale beraten wird, erhält bei praktisch allen Anbietern günstigere Konditionen für Jugendliche und Studierende. Ab dem 20. Geburtstag oder mit Studienende fallen aber teils hohe Gebühren an.
Sinnvoll ist ein zweites Konto für gezieltes Sparen, etwa für die nächsten Ferien oder eine grössere Anschaffung. Bei klassischen Banken geht das über ein separates Sparkonto, bei den digitalen Anbietern meist über den gleichen Account, bei dem man mehrere Töpfe oder Spaces für verschiedene Ziele einrichten kann. Wer es sich leisten kann, richtet einen Dauerauftrag ein, um regelmässig Geld vom Lohnkonto dorthin zu verschieben. Aber Achtung: Sparkonten haben in der Regel spezielle Rückzugsbedingungen. Wer grössere Beträge abheben will, muss das teils mehrere Monate vorher ankündigen oder zahlt hohe Strafgebühren.
2. Karten
Eine Bankkarte gehört zum Konto, kostet aber in einigen Fällen extra – bis zu 40 oder gar 50 Franken im Jahr. Mit der Karte lässt sich bezahlen und Geld abheben. Je nach Anbieter gibt es für Jugendliche und Studierende Spezialangebote, etwa die Stucard von mehreren Kantonalbanken, die mit Rabatten für Läden und Freizeitaktivitäten lockt.
Wer allerdings ins Minus rutscht, muss hohe Zinsen zahlen. Um das zu verhindern, sollte man die monatliche Ausgabenlimite heruntersetzen.
Tipp: Bevor man in die Ferien fährt, rechtzeitig die Bank kontaktieren, um die Limite allenfalls wieder zu erhöhen (gilt auch für Kreditkarten).
Wer von seiner Bank eine moderne Debitkarte (Debit Mastercard oder Visa Debit) erhält, kann sie bei immer mehr Shops für Onlinekäufe nutzen.
Praktisch ist ferner die Twint-App , in Verbindung mit fast jedem Bankkonto möglich. Damit lassen sich unkompliziert und kostenlos Überweisungen an Freunde tätigen (etwa um eine Restaurantrechnung aufzuteilen). Wichtig: zuerst die eigene Bank fragen, welche der verschiedenen Twint-Apps man herunterladen muss und wie der Anmeldeprozess genau vor sich geht.
Mit alldem kommt man im Inland bestens über die Runden – für Auslandreisen kann aber eine Kreditkarte praktisch sein. Für eine Kreditkarte braucht es ein regelmässiges Einkommen. Die Bezüge werden gesammelt und monatlich abgerechnet. Man zahlt per Rechnung, oder der Betrag wird per Lastschriftverfahren vom Bankkonto abgebucht. Achtung: Wer nur Teilbeträge abstottert, zahlt horrende Kreditzinsen. Auch Bargeldbezüge – vor allem an Automaten im Ausland – sind teuer.
Eine Alternative können sogenannte Prepaid-Kreditkarten sein. Man muss sie vorher mit Zahlungen aufladen, ein Überzug ist fast nicht möglich. Fürs Aufladen werden aber happige Gebühren fällig, darum sind Prepaid-Kreditkarten nur eine Notlösung.
3. Budget
Ein bünzligeres Vorhaben mag es kaum geben, trotzdem ist es damn wichtig, ein Budget zu erstellen – jedenfalls solange man nicht Millionärin oder Millionär ist. Man muss es den Freunden ja nicht auf die Nase binden, dass man so was Spiessiges tut.
Ein Budget schafft Überblick über Einnahmen und Ausgaben. Es ist wichtig, damit man nicht mehr ausgibt, als hereinkommt. Ein Budget ist eine Momentaufnahme, die man immer dann wiederholen sollte, wenn sich etwas Wichtiges im Leben ändert: bei Lehrbeginn, beim Umzug in die erste Wohnung , bei einem Jobwechsel.
Bünzlig – doch es gibt Tools, die einem bei dieser freudlosen Aufgabe helfen, etwa die Gratis-Apps BudgetCH oder MoneyControl. Die Einnahmenseite ist meist einfach ermittelt, komplizierter sind die Ausgaben. Nützlich ist es, ein paar Monate lang aufzuschreiben, wie viel man für Kleider und Ausgang ausgibt, und daraus einen Durchschnitt zu ermitteln. Es gibt auch komplette Musterbudgets, die man verwenden kann, damit nichts vergessen geht – aber anpassen an die eigene Situation muss man sie natürlich selber.
Tipp: www.jugendbudget.ch; Vorlagen: www.budgetberatung.ch
Zurücklehnen kann sich, wer mindestens so viel Einnahmen hat wie Ausgaben. Sonst muss nachgebessert werden: mit einem Nebenjob oder geringeren Ausgaben. Oft helfen kleinere Eingriffe: ein günstigeres Handyabo, seltenere Spontankäufe, weniger neue Klamotten. Stark ins Gewicht fällt die auswärtige Verpflegung: Muss wirklich jeden Mittag ein Restaurant sein, oder taugt auch die mitgebrachte Lunchbox? Das spart mehrere Hundert Franken im Monat. Wichtig: Ohne einen Posten «Reserve» (etwa für unerwartete Zahnarztbesuche) ist kein Budget vollständig.
Wer ein vierstelliges Defizit im Budget hat, sollte professionellen Rat holen: Budgetfachstellen helfen, Geldfresser aufzuspüren und das Konsumverhalten in den Griff zu bekommen.
Wenn man noch bei den Eltern wohnt, gibt es oft Streit darüber, wie viel man vom Lohn abgeben muss . Rechtlich ist klar: Der Lehrlingslohn gehört der oder dem Lernenden. Die Eltern dürfen aber einen «angemessenen Beitrag» für Kost und Logis verlangen. Was das konkret heisst, hängt erstens vom Lehrlingslohn ab und zweitens von den Leistungen, etwa: Wird gekocht? Wie oft? Wird Wäsche gewaschen? Professionelle Budgetberatungsstellen haben Leitlinien ausgearbeitet, an denen man sich orientieren kann.
Tipp: Nach «Budgetberatung Richtlinien» googeln.
4. Geld anlegen und vorsorgen
Klingt hart: Gerade erst eigenes Geld erarbeitet – und jetzt soll ich es zur Seite legen? Für später? Für härtere Zeiten? Fürs Alter ? Wer bin ich denn, Alter?!
Zuallererst: Das ist alles freiwillig, eine gut gemeinte Empfehlung. Das Schweizer Sozialsystem lässt niemanden verhungern oder unter der Brücke schlafen. Aber wer sich vielleicht mal luxuriösere Ferien auf den Malediven gönnen will, wer später für eine Weiterbildung den Job aufgibt, aber nicht bloss Spaghetti kochen will, wer von einem Auto träumt, der kommt ums Sparen nicht herum.
Zuerst gilt es, einen finanziellen Notvorrat anzuhäufen. So viel Geld, wie man normalerweise während dreier Monate braucht, als «eiserne Reserve» auf einem Bankkonto. Nur was man darüber hinaus ansparen kann, kommt in Frage fürs Anlegen.
Grossmutter empfiehlt fürs Ersparte vermutlich das Sparkonto. Damit erhält man das mühsam ersparte Geld dereinst wieder – allerdings nagt die Inflation daran: Die 10'000 Franken sind in zehn Jahren noch da, aber weniger wert als heute, weil die Preise steigen.
Wer das austricksen will, muss sein Geld anlegen, in Wertschriften etwa, das verspricht längerfristig eine höhere Rendite. Aber Achtung: Der Kumpel mit dem angeblich todsicheren Geldanlage-Tipp sagt es nicht, die Influencerin mit den Traumferien-Selfies ebenso wenig: keine Rendite ohne Risiko, nie! Je höher der versprochene Gewinn, desto höher die Gefahr, einen Teil oder gar alles zu verlieren. Wer in Kryptowährungen investiert , kann sich genauso gut im Casino an den Roulettetisch setzen.
Ein vernünftiges Verhältnis zwischen Rendite und Risiko bieten sogenannte ETF oder Indexfonds aus einer Vielzahl unterschiedlicher Aktien. Die Kosten sind tief, und das Risiko ist – langfristig betrachtet – klein. Es gibt keinen Mindestbetrag, schon mit wenigen Franken ist man dabei. Die meisten Banken bieten einen Onlinezugang zu den Handelsplattformen.
Tipp: Clevere lassen per Dauerauftrag zum Beispiel monatlich 100 Franken in einen solchen Fonds verlagern.