Sind E-Autos schlecht fürs Klima?
Elektroautos haben ein Gewichtsproblem. Was bedeutet das für die Umwelt? Wir erklären es in unserer neuen Rubrik auf drei Arten.
Veröffentlicht am 29. Februar 2024 - 07:14 Uhr
So erklären wir es dem Kind
Autos machen Abgas. Und das ist nicht gut für die Natur. Die Lösung: Autos, die mit Strom statt Benzin fahren. Leider sind solche Autos oft sehr schwer, weil sie eine grosse Batterie eingebaut haben. Und grosse Batterien sind schlecht für die Umwelt. Je grösser die Batterie ist, desto schlechter. Im Schnitt wiegt ein neues Elektroauto so viel wie ein kleiner Waldelefant: 2000 Kilo. Ein Auto mit Diesel oder Benzin ist um einen Eisbären – also etwa 400 Kilo – leichter.
So dem Teenie
Wer ein Elektroauto kauft, will möglichst viele Kilometer fahren, ohne die Batterie mit Strom aufzuladen. Um das zu erreichen, sind zwei Grössen entscheidend: Wie viel Strom frisst das E-Auto pro Kilometer? Und: Wie gross ist die gespeicherte Menge Kilowattstunden in der Batterie? Zum Vergleich: Ein Verbrenner kann mit 70 Litern Diesel (59 Kilo) bis zu 1700 Kilometer weit fahren. Ein E-Auto kommt mit einer 600 Kilo schweren Batterie nur etwa 600 Kilometer weit. Um noch weiter zu kommen, bräuchte es eine noch schwerere Batterie. Das Problem: Die Batterieherstellung benötigt viel Energie und viele Rohstoffe. Je grösser die Batterie, desto mehr CO₂ entsteht dabei. Die erwähnte 600-Kilo-Batterie verursacht bei der Herstellung etwa zehn Tonnen CO₂. Bei E-Autos schädigt also die Batterieherstellung das Klima, nicht das Herumfahren – sofern mit Ökostrom getankt wird.
Zur Rubrik «Klima? Klar!»
Und so Erwachsenen
Klar, Elektroautos sind ökologischer als Verbrenner über die gesamte Lebensdauer. Doch leichte Elektroautos sind besser für die Umwelt als schwere. Wie etwa der Hyundai Kona Elektro, der trotz kleiner Batterie (65,4 Kilowattstunden) 410 Kilometer weit kommt in der ADAC-Testfahrt. Sein Gewicht: 1,77 Tonnen.
Damit ist er leicht für ein E-Auto: In der Schweiz wiegt ein neu zugelassenes Elektroauto im Durchschnitt 2,02 Tonnen, ein Hybridauto 1,76 Tonnen und ein Verbrennerauto 1,61 Tonnen.
Die E-Auto-Bauer steigerten zwar innerhalb von zehn Jahren mit immer grösseren Batterien die Reichweiten massiv. Doch dabei explodierte das Gewicht. E-Autos haben in dieser Zeitspanne im Schnitt 30 Prozent an Gewicht zugelegt. Das ist viermal so viel wie bei den Verbrennern gemäss Bundesamt für Statistik.
Haben Sie Fragen zur Klimakrise? CO2, Wärmepumpe, Rebound-Effekt: Die Klimakrise ist komplex. Kein Wunder, überfordert das Thema viele Leute. Wenn auch Sie Fragen haben, auf die Sie sich eine einfache Antwort in der Beobachter-Rubrik «Klima? Klar!» wünschen, dann schreiben Sie dem Beobachter eine E-Mail. Zu den besten Inputs werden wir ein «Klima? Klar!» publizieren.
4 Kommentare
"Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher" sagte einst Albert Einstein. Herr Demuth hat es versucht, aber er hat es zu einfach gemacht, denn es stimmt nicht, dass eine grössere Batterie per se schlechter ist. Die Lebensdauer einer Batterie hängt von der Anzahl Ladezyklen ab. Somit kann man mit einer doppelt so grossen Batterie auch doppelt so viele Kilometer fahren, bevor die Batterie ersetzt werden muss. Ein schwereres E-Auto belastet zwar den Strassenbelag etwas mehr (darum geht es vorliegend gar nicht), aber der Energieverbrauch steigt dadurch kaum. Das ist deshalb so, weil beim Abbremsen eines schwereren E-Autos die mehr benötigte Beschleunigungs-Energie weitgehend zurückgewonnen wird. Bei einer Fahrt mit dem E-Auto vom Gotthardpass hinunter nach Airolo und dann über den Nufenen nach Brig hat die Batterie sogar einen höheren Ladestand als auf dem Gotthardpass!
Eine einfache und glaubwürdigere Erklärung für Kinder und Erwachsene wäre gewesen, dass ein E-Auto viel effizienter ist, weil es auf 100km weniger Energie verbraucht als in 2 Liter Öl enthalten ist. Ein Verbrenner braucht für 100km aber 5 Liter oder auch deutlich mehr, denn der grösste Teil der Energie wird als Wärmeverlust über den Auspuff in die Umwelt verteilt.
Wie unsinnig das Argument mit dem Batteriegewicht ist, sieht man auch an folgendem: Am Ende der Lebensdauer eines E-Autos ist die Batterie immer noch gleich schwer und kann rezykliert werden. Der Verbrenner hätte dann aber weit über 10 Tonnen Öl unwiederbringlich in der Luft verteilt.
Die Wahl der Grösse der Batterie hat auch damit zu tun, dass wir uns heute daran gewöhnt haben, 500km zu fahren, bevor ein Tanken nötig ist. Die wenigsten wollen auf diesen Komfort verzichten. Die weitaus schlechtere Variante zur grossen Batterie wäre, ein Zweitauto mit einer kleinen Batterie für den Nahbereich und einen Verbrenner für die lange Strecke. Diese Lösung gibt es auch als Hybrid-Auto, oder Plug-In-Hybrid.
Bei Geschwindigkeiten bis zu 80km/h ist der Energieverbrauch eines Autos hauptsächlich durch die Rollreibungskraft bestimmt. Und die ist proporional zum Gewicht des Fahrzeugs. Es spielt damit sehr wohl eine Rolle ob ein Auto 1.4T oder 2T wiegt. Die Schwerpunkt der Entwicklung neuer Fahrzeuge sollte daher hauptsächlich auf eine deutliche Reduktion des Gewichts abzielen - dann kann auch die Motorleistung und die Batterie kleiner ausfallen.
Schöne(r) Erklärung(sversuch):
- Für Kinder: sehr bildlich und gute Idee; Inhalt korrekt.
- Für Erwachsene: sachlich und inhaltlich korrekt.
- Für Teenie: hier wird es problematisch, wie es der 1. Kommentar bereits erwähnt. Und wieder einmal bei solchen Vergleichen, sei es aus Unwissen oder bewusster Unterschlagung, was nicht erwähnt wird: Von den Umweltschäden und CO2-Produktion bei der Suche, der Förderung (Stichwort z. B. Deep Water Horizon), Raffinerie und Transport (Rohöl, z.B. Amoco Cadiz, oder raffiniertes Produkt) von Benzin und Diesel wird kein einziger Buchstaben erwähnt, obwohl diese ebenso beachtlich sind wie bei der Batterieherstellung.
Welches Diesel Auto verbraucht 4.12 Liter Diesel auf 100 Kilometer real.
Meistens ist es doch das doppelte davon nämlich 8.5 Liter real auf 100 Kilometer.
Sie verglichen Äpfel mit Birnen und das ist nicht seriös.