Für vieles ist ein Kraut gewachsen
Bei Virusinfekten hat die Schulmedizin wenig Wirksames anzubieten. Anders die Wickel und Tee-Schwitzkuren aus Grossmamis Trickkiste.
aktualisiert am 27. Oktober 2022 - 16:39 Uhr
Pflanzenheilmittel können Beschwerden lindern oder ihnen vorbeugen: Wenn der Hals weh tut, mit Salbeitee gurgeln, bei Kopfschmerzen ätherisches Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfe reiben, Ingwerkapseln helfen gegen Reiseübelkeit und wer von einem Insekt gestochen wird, zerreibt am besten ein frisches Blatt Spitzwegerich auf der Haut: Der Schmerz verschwindet rasch, und eine Schwellung bildet sich erst gar nicht. Wer schlecht einschläft, kann es mit Lavendelöl probieren. Ein paar Tropfen auf einen Duftstein träufeln, ihn aufs Nachttischchen legen, und bald wird man im Land der Träume sein.
Freilich wäre es bequemer, sich einfach Pillen verschreiben zu lassen. Sich ganzheitlicher mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen lohnt sich aber. Nicht nur weil man sich so manchen Gang zum Arzt und manchen Griff zum starken Medikament spart: Man lernt mit der Zeit, auf seinen Körper zu horchen, auf Warnsignale zu achten und das richtige Heilmittel zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden.
Rund 200 Erkältungen mit Schnupfen, Husten oder kratzendem Hals machen wir im Lauf unseres Lebens durch – statistisch gesehen. Babys und Kleinkinder erkälten sich bis zu zehnmal pro Jahr, Erwachsene drei- bis viermal. Die akuten Atemwegsinfektionen, die durch Viren und manchmal Bakterien hervorgerufen werden, befallen uns meist in den Wintermonaten – also dann, wenn unsere Nasen kalt und die Schleimhäute von der Heizungsluft trocken werden und wir in schlecht gelüfteten Räumen auf (weitere) hustende und niesende Personen treffen.
Bei einer echten Grippe (Influenza) machen sich schlagartig heftige Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Atemschwierigkeiten und ein schweres Krankheitsgefühl breit. Das Fieber ist meist höher als 39 Grad. Ein Arztbesuch ist angezeigt. Eine Erkältung verläuft sanfter: Oft lassen sich die Beschwerden mit einfachen Hausmitteln lindern, die sich in jeder Küche finden. Nach zwei Tagen hohem Fieber oder bei Verschlimmerung gilt aber auch hier: besser eine Arztpraxis aufsuchen.
Erkältungen sind wunderbar geeignet, sich in Eigenregie selbst zu behandeln; bei einer Grippe kann zumindest die Leidenszeit abgekürzt werden. Am wirkungsvollsten ist gemäss Experten die Pflanzenmedizin – weil die Schulmedizin bei Virusinfekten kaum etwas Vernünftiges zu bieten hat. Ist eine Erkältung im Anzug, werden Teeschwitzkuren empfohlen, die klassische Hühnerbrühe und Pflanzen mit Scharfstoffen wie Ingwer, Paprika, Pfeffer – zum Beispiel auch in Form eines Gerichts mit schwarzem Curry.
Warum man eine Grippe nicht rausschwitzen kann
Wer der nächsten Erkältung ein Schnippchen schlagen will, dem raten Spezialisten zum Kneippen: tägliche kalte Knie- und Unterschenkelgüsse zum Beispiel oder kalte Armbäder. Anschliessend sollte man jeweils für warme Füsse und Arme sorgen. Auch Saunagänge trainieren die Blutgefässe und bringen das Immunsystem auf Trab. Ein Vorbeugetipp aus der Pflanzenheilkunde sind Bitterpflanzen wie Wermut, Enzian oder Tausendgüldenkraut. Oder sogenannte Adaptogene – Heilpflanzen, die das Immunsystem an Stress anpassen sollen, etwa Sonnenhut, Rosenwurz, Taigawurzel oder Zistrose.
Selber vorbeugen und heilen ist in Mode, hat aber Grenzen: Heilmittel können den Arzt nicht ersetzen. Wer zum Beispiel an Tee kann Nebenwirkungen haben und andere Medikamente beeinflussen. Grundsätzlich gilt: Auch bei harmlosen Beschwerden oder Erkältungen sollte man zum Arzt gehen, wenn es mit Salbei und Co. nach zwei bis drei Tagen nicht besser wird.
Trinken: Holunderblüten oder -beeren als Sirup, heisse Honigmilch mit einem Schuss Grappa oder Ingwertee mit Zitronensaft.
Fieber ist eine Schutzmassnahme des Körpers bei Infektionen: Sie kurbelt die Stoffwechselvorgänge und die körpereigene Abwehr an – und macht Krankheitserregern das Leben schwer. Es ist also nicht a priori sinnvoll, Fieber medikamentös zu unterdrücken. Ausser wenn das Fieber – trotz Hausmitteln – während mehr als zwei Tagen sehr hoch ist oder wenn das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt wird. Ebenfalls ein Grund, das Fieber zu senken, besteht, wenn nicht genug getrunken werden kann, das Fieber auf eine andere schwere Krankheit hindeutet oder wenn Schüttelfrost auftritt.
Wer erhöhte Temperatur oder Fieber hat, braucht mehr Flüssigkeit und sollte sich schonen. Bettruhe ist nicht zwingend nötig.
Trinken: Wichtig ist es, viel Wasser oder Kräutertee, zum Beispiel Lindenblüten- oder Holunderblütentee, zu trinken – diese Heilpflanzen fördern das Schwitzen. Geeignet sind auch Bouillon, verdünnte Fruchtsäfte oder gesüsster Tee, am besten abwechselnd.
So unterstützen Sie Ihren Körper in den verschiedenen Fieberphasen:
1. Wärmen: Wenn die Körpertemperatur mehr und mehr ansteigt, friert man, eventuell zittert der Körper. Das Gesicht ist blass, Hände und Füsse sind kalt. Der Grund für das Frösteln: Der Sollwert der Körpertemperatur im Gehirn ist bereits auf eine höhere Temperatur eingestellt, als der Körper sie tatsächlich hat. Jetzt unterstützt man den Körper am besten mit Wärme: Legen Sie sich warm eingepackt oder mit einer Wärmflasche ins Bett. Oder nehmen Sie ein Schwitzbad mit ansteigender Temperatur: Beginnen Sie bei einer Badetemperatur von 36 Grad (mit Badethermometer messen) und giessen Sie innert 15 Minuten mehr und mehr heisses Wasser zu. Die Endtemperatur sollte dann zirka 37,5 bis 38 Grad betragen.
2. Kühlen: Fällt die Körpertemperatur, schwitzt man, Hände und Füsse sind warm, das Gesicht ist oft rötlich. Jetzt können Sie den Körper dabei unterstützen, die Temperatur zu senken: Nehmen Sie Bettdecken vom Bett, lassen Sie kühlere Luft ins Zimmer, trinken Sie kühlende Getränke. Bei warmen Füssen dürfen Sie kühlende Wadenwickel machen, um das Fieber sanft zu senken: Tränken Sie zwei Küchentücher in lauwarmem Wasser (angereichert mit zwei Esslöffeln Zitronensaft oder Essig auf einen Liter Wasser). Wringen Sie die Tücher aus und umwickeln Sie beide Waden (vom Fussknöchel bis zum Knie) möglichst faltenfrei damit. Anschliessend je ein Handtuch darumwickeln. Decken Sie sich mit einer leichten Decke zu und ruhen Sie 10 bis 15 Minuten im Bett. Vorher und nachher wird die Temperatur gemessen. Wenn das Fieber nicht gesunken ist: Prozedur wiederholen.
Bei Kleinkindern: Mit einem fiebernden Baby (unter zwölf Monaten) oder bei Neigung zu Fieberkrämpfen sollten Sie sofort zum Arzt. Ärztlichen Rat einholen sollten Sie auch, wenn Ihr Kind mehrmals erbricht, Durchfall hat und dabei ungenügend trinkt. Der Gang zum Arzt ist ebenfalls angesagt, wenn weitere Symptome dazukommen.
Halsweh entsteht, wenn die Halslymphknoten anschwellen. Wenn es im Hals brennt und kratzt und das Schlucken zur Qual wird, können folgende Mittel aus Grossmutters Trickkiste helfen:
Trinken Sie viel, am besten entzündungslindernden Kamillen-, Salbei-, Thymian- oder Zistrosentee – mit Honig, wenn Sie mögen. Oder: heisse Honigmilch mit einem Schuss Grappa. Kräuter-, Honig- oder Früchtebonbons lutschen hilft auch, das regt die Tätigkeit der Speicheldrüsen an, und der Rachen trocknet nicht aus. So lässt sich die Reizung lindern.
Gurgeln besänftigt den Hals: Gurgeln Sie mehrmals täglich mit lauwarmer Ringelblumentinktur (zehn Tropfen auf einen Deziliter Wasser) oder Salzwasser (ein Teelöffel Salz auf drei Deziliter Wasser). Oder: Zitronensaft und Wasser im Verhältnis 1 zu 3 gemischt; 2 Deziliter Wasser, gemischt mit 2 Teelöffeln Honig und 3 Teelöffeln Apfelessig; Salbeitee oder fünf Deziliter abgekochtes Wasser mit einem gestrichenen Teelöffel Kochsalz.
Luftfeuchtigkeit: Sorgen Sie zudem für ausreichende Luftfeuchtigkeit im Krankenzimmer; ideal sind 40 bis 50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit.
Halswickel können die Entzündungsprozesse hemmen sowie schmerzlindernd und abschwellend wirken. Bei Halswickeln entscheidet der Kranke selbst, ob ein wärmender oder kühlender Wickel angenehmer ist. Magerquark im Gazetuch oder direkt auf die Haut legen, mit mehreren Baumwolltüchern abdecken und befestigen, etwa 20 Minuten wirken lassen. Für warme Wickel eignen sich entweder weich gekochte Kartoffeln, gedämpfte Zwiebelstückchen oder mit heissem Wasser übergossene und gut abgetropfte Zitronenscheiben. Selbstverständlich sollten die Zutaten auf ein erträgliches Mass abkühlen.
Brustwickel: halbierte Zitronen in einem halben Liter Wasser auskochen, etwas abkühlen lassen, Schalen anritzen, damit das ätherische Öl austreten kann; Gazetuch in der warmen Flüssigkeit benetzen und für Wickel auf Brustkorb verwenden.
Bei fast jeder Erkältung läuft die Nase, nicht selten entwickelt sich daraus eine Nebenhöhlenentzündung. Sie kann sich durch ein Druckgefühl in Backenknochen und Stirn oder durch leichtes Kopfweh bemerkbar machen.
Fussbad: Bei beginnendem Schnupfen kann ein ansteigendes Fussbad helfen: Füsse mit den Unterschenkeln in zirka 36 Grad warmes Wasser tauchen und nach und nach heisses Wasser hinzugiessen, bis die Temperatur etwa 40 Grad beträgt. Badedauer: rund zehn Minuten. Den Körper während des Fussbads warm halten, anschliessend warm eingepackt nachruhen.
Meerrettich: Ein altbewährtes Hausmittel ist Meerrettich. Man reibt von einer frischen Wurzel etwas ab, mischt es mit Honig und nimmt bis zu dreimal täglich einen Teelöffel davon ein. Diese Meerrettichkur öffnet die Nase, verflüssigt zähes Sekret und beschleunigt die Heilung. Alternativ können Sie auch Meerrettich aus dem Glas oder aus der Tube löffeln.
Trinken: Besonders geeignet sind schleimverflüssigender Schlüsselblumentee, aber auch Thymian-, Majoran-, Fenchel- und Eisenkrauttee.
Spülung: mit Kochsalzlösung die Nase spülen
Balsam: Nasenöffnungen zum Schutz der Haut mit Olivenöl einreiben
Inhalieren: Dämpfe von Thymiantee
Dämpfe: halbierte Zwiebel neben das Bett legen. Auch eine Kompresse mit Meerrettichsalbe aus der Apotheke bringt Linderung: Streichen Sie einen Millimeter Salbe auf ein gefaltetes Taschentuch und legen Sie die Kompresse einige Sekunden lang in den Nacken (Geübte können sich an die Stirn oder die Backen- und Nasenflügelpartie wagen). Waschen Sie die behandelten Stellen anschliessend mit lauwarmem Wasser gut ab. Dieses Mittel sollten Sie höchstens zweimal täglich anwenden.
Husten ist eine Reaktion des Körpers, bei der Fremdkörper, Erreger oder Schleim aus den Atemwegen katapultiert werden. Bei Erkältungen folgt auf einen trockenen Reizhusten meist ein Husten mit Auswurf von schleimigem Bronchialsekret. Auch hier gilt: viel trinken und falls nötig Luftfeuchtigkeit erhöhen.
Trinken: Ein Reizhusten ist mit schleimhaltigen Heilpflanzentees zu lindern, etwa mit Spitzwegerich-, Eibischwurzel- oder Käslikraut-Tee (Malve). Die Schleimstoffe legen sich schützend auf die entzündete Schleimhaut und wirken reizmildernd. Oder: heisse Honigmilch mit einem Schuss Grappa.
Inhalieren: Dafür wird eine standfeste Schüssel oder ein Topf mit kochend heisser Flüssigkeit gefüllt. Unter einem Tuch entsteht so ein Kopfdampfbad. Dämpfe von Thymian- oder Lavendeltee helfen. Fünf bis zehn Minuten inhalieren. Bis zu dreimal täglich wiederholen.
Umschlag: heisse Gschwellti zerdrücken und in ein Gazetuch einwickeln; das Päckchen auf den Brustkorb legen, mit Baumwolltüchern umwickeln und zirka 30 Minuten lang wirken lassen
Brustwickel: in Olivenöl getauchtes Gazetuch in Plastiksack zwischen Bettflaschen erwärmen, dann das Gazetuch im Bronchienbereich auf die Haut legen, mit weiteren Baumwolltüchern abdecken und eine halbe Stunde lang wirken lassen
Zwiebel-Hustensirup: 2 gehackte Zwiebeln mit 2 Esslöffeln flüssigem Honig vermischen, zwei Stunden ziehen lassen, absieben und mehrmals täglich einnehmen.
Trinken: Bei schleimigem Husten mit Auswurf eignen sich Heilpflanzen, die den Schleim verflüssigen und das Abhusten der Sekrete beschleunigen. Hier helfen Schlüsselblumen-, Fenchel-, Anis- oder Thymiantee.
Inhalieren: Das Inhalieren über Dampf ist bei Husten ebenfalls zu empfehlen. Die Schleimhäute werden benetzt, was das Abhusten der Sekrete erleichtert: Zum Beispiel mit Thymian-, Kamillentee oder Salzwasser (ein Teelöffel Salz auf fünf Deziliter Wasser).
Brustwickel: Weisskohl- und Wirzblätter waschen, Mittelrippe entfernen, mit leerer Flasche darüber rollen, bis sich ein starker Geruch entwickelt, oder eine Minute blanchieren; dachziegelartig auf die Haut auflegen, mit Tüchern umwickeln, eine Stunde wirken lassen; lauwarm abwaschen.
Leinsamenpäckchen: mit wenig Wasser gekochte Leinsamen in Gaze einwickeln, zu mehreren Päckchen formen; während 30 Minuten alle fünf Minuten ein neues heisses Päckchen auf Stirn und Nasenwurzel legen
Meerrettich: eine kleine Scheibe Meerrettich in den Nacken legen, eine Minute wirken lassen oder immer wieder etwas Meerrettich essen
Zwiebelpäckchen: gehackte Zwiebeln in ein Gazetuch packen, auf einer Bettflasche erwärmen und aufs Ohr legen.
Knoblauch gilt in der Naturheilkunde als Tausendsassa. Er soll unter anderem den Cholesterinspiegel und den Blutdruck leicht senken und dafür sorgen, dass das Blut besser fliesst. Das wirkt vorbeugend gegen Arterienverkalkung. Empfohlene Tagesdosis: eine halbe bis eine ganze Zehe. Wem die Knolle zu streng riecht, kann zu Zwiebelgewächsen wie Lauch oder Schnittlauch greifen. Sie haben eine ähnliche Wirkung. Auch das Frühlingsgewächs Bärlauch gilt als «Arterienputzer».
Artischockenblätter wirken sich positiv auf den Fettstoffwechsel aus und senken die Cholesterinwerte. Die Wirkstoffe stecken aber leider nur in den bitteren Laubblättern und nicht im edlen Gemüse. Am besten Artischockensaft trinken - für ihn wird die ganze Pflanze verarbeitet.
Ein gutes Hausmittel, um den Kreislauf und den Stoffwechsel anzukurbeln: Vermischen Sie ein bis drei Tropfen ätherisches Rosmarinöl mit einem Teelöffel Rahm und geben Sie die Mischung ins Fussbad (nicht über 38 Grad). Es durchwärmt den Körper und wirkt durchblutungsfördernd.
Blätter des Olivenbaums helfen gegen hohen Blutdruck - sie enthalten blutdrucksenkende Wirkstoffe. Die Blätter gibt es als Tee, aber auch in Form von Tinkturen und Kapseln.
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