Elektroauto kaufen, einstecken – und künftig bloss noch den Strom zahlen? So einfach ist es sehr oft nicht. Wenn es keine Ladestation gibt, brauchen Mieterinnen und Stockwerkeigentümer die Zustimmung von Vermieter oder Gemeinschaft für die Installation. Und man muss klären, wer die Kosten trägt.

Bis zu 15'000 Franken zahlt man für die Grundinstallation in einem Mehrfamilienhaus mit 18 Parkplätzen. Dazu kommen oft monatliche Fixkosten.

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Diese Erfahrung machte Markus M. (Name der Redaktion bekannt). Seit Dezember ist er Mieter in einer Neubausiedlung der Gemeinnützigen Gesellschaft von Neumünster (GGN) in Zürich. Eigentlich ist der 51-Jährige in einer komfortablen Lage: Die Stiftung hat die nötige Grundinstallation gleich beim Bau in die Mauern eingelassen.

Aber eine Ladestation gibt es noch nicht bei seinem Tiefgaragenplatz, für den er monatlich 250 Franken zahlt. Nicht mal eine Steckdose. Darum steht sein Elektrotöff bislang nur herum – trotz schönem Wetter.

Die Verwaltung hat ihm mitgeteilt, dass er die Box auf eigene Kosten anbringen lassen muss. Markus M. sieht bei einem Online-Händler eine passende Ladestation für rund 700 Franken, ein Elektriker offeriert ihm den Einbau für 800 Franken.

Doch die Verwaltung lehnt ab: Die Stiftung GGN hat die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) beauftragt, die Grundinstallation, ein Flachbandkabel und das Lastmanagement, einzubauen. Also könne er die Box nur über die EKZ beziehen.

«Solche Preise verhindern doch die Energiewende.»

Markus M., Mieter

Ein Lastmanagement braucht es, wenn mehrere Ladestationen angeschlossen werden, damit für das Haus und alle Parkplätze genügend Strom verfügbar ist. Ansteuern kann es nur die Firma, die es installiert hat.

Die EKZ schlagen Markus M. zwei Varianten vor: Er kann ein Gerät kaufen oder es mieten. Beim Kauf kostet es inklusive Installation 2500 Franken.

«Ein stolzer Preis», findet Markus M. Doch diese Option steht ihm ohnehin nicht offen: «Aufgrund des aktuellen Vertrags mit den EKZ bieten wir nur das Mietmodell an», sagt Felix Müller, Stiftungsrat der GGN. Dafür fallen monatlich Fr. 49.90 an: 35 für die Gerätemiete und 14.90 für Fernwartung und Stromabrechnung.

Der Parkplatz kostet den Mieter jährlich also satte 600 Franken mehr als ursprünglich geplant. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass man noch kein Kilowatt Strom bezahlt hat. «So wird die Energiewende aktiv verhindert», findet Markus M.

«Auf den ersten Blick eher teuer»

Frage an Claudio Pfister vom Branchenverband Electrosuisse: Sind die Ladelösungen der EKZ tatsächlich vergleichsweise teuer? «Auf den ersten Blick scheint das Angebot eher teuer – im Detail betrachtet erachte ich es aber als fair.» Eine Wallbox in einem Mehrfamilienhaus müsse gewissen Anforderungen genügen.

Zum Beispiel muss sie am Lastmanagement angeschlossen werden können. Grundsätzlich könne man die Box auch selbst kaufen und von einem qualifizierten Installateur anschliessen lassen. Aber: «Er muss Zugriff haben auf das Lastmanagement der Grundinstallation, damit die Box mit dem Gesamtsystem funktioniert.»

Trotzdem wäre es für die Mietenden der Stiftung GGN günstiger gegangen. Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich bietet Boxen für einige Hundert bis etwas über tausend Franken zum Kauf an – je nach Modell und Anzahl.

Die monatlichen Servicegebühren für die Abrechnung betragen Fr. 9.90. Auch die St. Galler Stadtwerke sind günstiger als die EKZ: Dort könnte Markus M. für rund 1400 Franken eine Ladebox kaufen. Allerdings bieten die St. Galler ihre Dienstleistung nur in der Stadt und der näheren Umgebung an. Bei der BKW im Kanton Bern sind die Kosten hingegen ähnlich hoch wie bei den EKZ.

Für Markus M. hat sich die Diskussion unterdessen erübrigt. Er hat zähneknirschend das Abo der EKZ abgeschlossen – und kann endlich in die Töffsaison starten.