Im Herbst 2020 besuchte Natallia Hersche wie jedes Jahr ihre ursprüngliche Heimat. Am 19. September nahm sie an einem Marsch gegen die Wahlfälschung durch den Diktator Alexander Lukaschenko teil. Sie wurde verhaftet und wegen Widerstands gegen einen Polizisten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Während der Untersuchungshaft wurde die politische Gefangene mit Schlafentzug gequält. Nach dem Urteil wurde Hersche in eine Gefängniskolonie für Frauen gebracht. Dort sollte sie Uniformen nähen. Sie weigerte sich und wurde dafür in Einzelhaft gesteckt.

40 Tage verbrachte sie in dem ungeheizten Verlies, das gerade mal 1,5 mal 3,5 Meter misst. Zwei Betonsockel dienten als Sitzgelegenheit, zwei Bretter als Bett. Matratze oder Bettzeug gab es nicht, nur ein Tuch in der Grösse eines Geschirrtüchleins. «Damit konnte ich gerade mal die Füsse oder einen Arm bedecken.»

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Sie hätte ihre Haft abkürzen können, dafür aber ein Begnadigungsgesuch unterzeichnen müssen. «Das wollte ich nicht. Ich hatte ja nichts verbrochen. Also musste ich auch nicht begnadigt werden.»

Die Demokratieaktivistin Hersche kam erst nach 17 Monaten frei – dank der Schweizer Diplomatie. Sie ist bis heute gesundheitlich wie psychisch von der Haft gezeichnet. Doch sie ist überzeugt, dass sie genau das Richtige getan hat. Sie sagt: «Ich würde es wieder genauso machen.»