Verzweifelt gesucht: Arbeit
Ein Leben lang gearbeitet und doch finanziell am Abgrund: Wer mit über 50 den Job verliert, gerät leicht in eine fatale Negativspirale. Die Stiftung SOS Beobachter hilft.
Veröffentlicht am 7. November 2019 - 18:10 Uhr
Alle paar Monate schneidet Alexander Linder* seiner Frau die Haarspitzen. Ein Stuhl in der Küche, ein Badetuch um ihre Schulter, damit die Enden nicht auf den Pullover rieseln. Danach ist er an der Reihe. Er trägt sein graues Haar kurz. So kann sie es ihm einfacher schneiden.
Alexander Linder ist 53, gelernter Maschinenmechaniker, diplomierter Betriebsökonom – und Sozialhilfebezüger. Er und seine Frau leben von 1590 Franken im Monat. Der Coiffeur liegt da nicht drin. Linders Frau ist krank, kann nicht arbeiten und schämt sich, dass sie und ihr Mann Sozialhilfe beziehen müssen.
Linder ist einer von mehr als 33'000 Arbeitslosen über 50 in der Schweiz. Die Ausgesteuerten tauchen in der offiziellen Statistik nicht auf. 2018 waren es jedoch über 11'000 Personen ab 50. Ausgesteuert heisst: Sie müssen von ihrem Ersparten leben. Erst wenn es aufgebraucht ist, erhalten sie Sozialhilfe. Das bedeutet finanziellen Ruin, wenig Rente, sozialen Abstieg. Nur wenige können sich dann noch aufrappeln.
Im Fall von Alexander Linder heisst das: Er hat Schulden. Wenn er die nächsten zwölf Jahre nicht arbeiten und kein Geld in die Pensionskasse einzahlen kann, muss er im Alter mit einer sehr kleinen Rente leben. Deshalb sucht der Ostschweizer eine neue Stelle, doch er findet keine.
Um Situationen wie diese zu vermeiden, will der Bundesrat bis 2021 ein Bundesgesetz für Überbrückungsleistungen für ältere Arbeitslose schaffen. Eine Alternative zur Sozialhilfe. Klingt gut. Doch hilft das den Betroffenen wirklich?
Mit dem neuen Gesetz sollen über 60-Jährige bis zu ihrer ordentlichen Pensionierung besser unterstützt werden. Mit Massnahmen für eine bessere Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und einer Überbrückungsrente, finanziert mit rund 30 Millionen Franken aus der Bundeskasse. Ab 2030 rechnet der Bund mit Kosten von 230 Millionen Franken pro Jahr. Die Rente will verhindern, dass die Ausgesteuerten erst ihr Vermögen aufbrauchen müssen, bevor sie Unterstützung vom Sozialamt erhalten.
Alexander Linder wird das neue Gesetz nicht helfen. Er ist zu jung. Nur wer erst mit 58 seinen Job verliert und dann zwei Jahre Arbeitslosengeld bezieht, kann profitieren. Dabei zeigt eine neue Studie: Schon ab 46 steigt vor allem in Städten das Risiko, bei der Sozialhilfe zu landen. Zudem sind es vor allem die 50- bis 59-Jährigen, die keinen Job mehr finden. Sie machen 74 Prozent der 50-plus-Arbeitslosen aus. Fakt ist auch, dass über 50-Jährige doppelt so lange wie 15- bis 24-Jährige brauchen, um eine neue Stelle zu finden. Das Ergebnis: Langzeitarbeitslose
.
33'000 Arbeitslose über 50 gibt es in der Schweiz.
Alexander Linder hatte bisher kein Glück. 1300 Bewerbungen hat er verschickt, 50-mal konnte er sich vorstellen. Einen Job hat er noch immer nicht
. «Überqualifiziert, zu alt, zu teuer. Das sind die Standardbegründungen für die Absagen», sagt er.
Der soziale Abstieg begann. «Es war ein schleichender Prozess. Von Monat zu Monat wenden sich mehr Leute von einem ab.» Zuerst die vermeintlichen Freunde, jetzt auch noch die Schwester und der Schwager.
Arbeitslosigkeit ist noch immer ein Tabu. Daher will Linder hier auch nicht seinen richtigen Namen lesen, er kennt die Reaktionen. «Sobald man nicht mehr Teil der Wirtschaft ist, ist man komplett sozial isoliert .» Ausgrenzung, Endstation Abstellgleis. «Ich möchte endlich wieder Geld verdienen, damit meine Frau und ich wieder einmal in einem Restaurant zu Abend essen können. Mit einem Glas Rotwein. Und einer Kerze auf dem Tisch. Richtig romantisch. Das ist mein Ziel für die nächsten zwölf Jahre.»
So dreckig es ihm auch geht: Linder trägt den Bart kurz gestutzt, das Hemd ist gebügelt, er will nicht den Anschein eines faulen Kerls erwecken. Alles gegen die Klischees. Doch Linder weiss nicht mehr, was er tun soll. «Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass ich so ein Leben führen muss», sagt er. 2013 hat er seine Frau kennengelernt. «Vor dem Traualtar habe ich ihr versprochen, dass ich immer für sie sorgen werde. Das Schlimmste am Ganzen ist, dass ich dieses Versprechen nicht halten konnte.»
«Von Monat zu Monat wenden sich mehr Leute von einem ab.»
Als er zum ersten Mal in die Sozialhilfe rutschte, war er 50, selbständig mit einem IT-Unternehmen, mit dem er aber nicht genug Geld machte. Zuvor leitete er acht Jahre die Administration eines grossen Bildungszentrums. Innendienst, Prozessoptimierung, Qualitätsmanagement. Ein guter Job, eine angesehene Position. Doch Linder fiel auf einen Schwindler rein. Der versprach einen lukrativeren Bürojob. «Es war alles Betrug. Nach zwei Wochen sass der Typ in Untersuchungshaft. Gefälschte Wertschriftenpapiere.» Und Linder vor dem Nichts.
Von diesem Absturz hat er sich nicht mehr erholt. Einmal noch hatte er einen Job in einer Stiftung für Arbeitsintegration, doch nach 13 Monaten wurde die Stelle abgebaut. Das Spiel fing von vorn an: RAV, Sozialgelder, Leben am Existenzminimum. Schulden, Privatinsolvenz, überzogene Kreditkarten. Der einzige Luxus, den Linder und seine Frau noch haben, ist der Golden Retriever. Für anderes bleibt kein Geld. Deshalb sprang die Stiftung SOS Beobachter ein, als Linder Rechnungen nicht bezahlen konnte und Betreibungen drohten.
«Unsere Stiftung unterstützt Leute, die meist schon einen jahrelangen Abstieg hinter sich haben», sagt Geschäftsführer Walter Noser. Durch die anhaltende Arbeitslosigkeit ist ihr Vermögen längst aufgebraucht, das Einkommen minim. Da tut jede neue Rechnung weh. «Den Arbeitsmarkt können wir nicht beeinflussen», sagt Noser. «Aber wir können Soforthilfe leisten, damit sich die Probleme nicht noch verschärfen.» ( Stiftung SOS Beobachter mit einer Spende unterstützen)
Jetzt weint Rolf Bachmann*, der kaum weinte, als er mit 45 seine Stelle bei den SBB verlor, als man ihn auf dem Sozialamt einen Schmarotzer nannte. Als man ihn ausrangierte.
Er weint, weil ihm etwas klar ist: «Einmal, in einem Praktikum, ich war schon über 50, begleitete ich behinderte Menschen auf einer Reise. Dort habe ich gelernt, dass es Leute gibt, die noch ärmer dran sind als ich.» Er wischt sich die Träne unter dem linken Auge nicht weg, lässt sie über die faltige Backe bis zum grauen Bart laufen. «Das Wasser stand mir in meinem Leben nicht nur bis zum Hals, sondern bis zur Oberlippe. Aber ganz abgesoffen bin ich nie.»
Rolf Bachmann, 63, hat ein Leben lang gekämpft. Um Arbeit, um Geld, um seine Würde. Die Arbeitslosigkeit hat ihn in die Frühpension getrieben. Am 1. Dezember ist es so weit. Dann nimmt ein Kampf ein Ende, der 2001 begann. Mit einem Burn-out. Als Key-Account-Manager im Telekombereich der SBB schob er 16-Stunden-Schichten. Manchmal sieben Tage die Woche. Es fing mit Schlafproblemen an. Dann kam das Zittern hinzu. «Mein Schriftbild veränderte sich. Mir als gelerntem Stahlbauzeichner fiel das auf.» Dann kam der Kollaps, und Bachmann landete in der Psychiatrie.
Damals wusste kaum jemand, was ein Burn-out ist. «Mein Chef nannte mich einen Simulanten, ein Kollegenschwein.» Als Rolf Bachmann nach einem Jahr in Behandlung zurück an den Arbeitsplatz wollte, war die Stelle besetzt. Er wurde dann an der Expo 2002 an Bahnhöfen für die Kundenlenkung eingesetzt. Danach kam der blaue Brief. Bewerbungen schrieb er als ausgebildeter Stahlbauzeichner und Fernmeldesekretär vergebens – diese Berufe waren im Aussterben begriffen. Das Einzige, was ihm blieb, war das RAV.
Rolf Bachmann hatte nie Kinder, aber seine Abenteuer. Er liebt das Reisen, war 32-mal in den USA, 33-mal in Kanada. Schlittenhunde, Eisbären und Polarexpeditionen . Er wollte eine Umschulung für die Tourismusbranche machen. Bezahlen musste er sie selbst. Danach fand er noch zweimal eine Stelle und spielte noch zweimal das Spiel auf dem RAV mit. Im März 2015 wurde er ausgesteuert, mit 60. «Ich hatte gewusst, dieser Tag kommt immer näher. Es war eine Katastrophe.»
Auf dem Sozialamt einer Aargauer Gemeinde fühlte er sich schikaniert. Er hörte Sätze wie: «Hauen Sie ab aus unserem Dorf! Sie leben auf Kosten Ihrer Freunde, Ihrer Nachbarn, der Steuerzahler!» Dann gab es die, die sagten: «Du musst weitermachen, es geht schon ein Türlein auf.» Bachmann: «Wie ich diese Sprüche hasste.» Genau wie die Behauptung, dass ältere Arbeitnehmer gefragt seien – wegen der wertvollen Erfahrung. «Das stimmt nicht.» Bachmann wird wütend, wird laut. «Mir wurde tausendmal gesagt, dass ich zu alt bin. Sogar beim RAV!»
Als ihn seine Partnerin verliess und aus dem Haus warf, konnte er nicht mehr. Den Umzug bezahlte die Stiftung SOS Beobachter. «Allein hätte ich das nicht geschafft.» Bachmann ist nur froh, dass er das alles hinter sich lassen kann. «Die Frühpensionierung ist mein Neuanfang. Ich werde trotzdem noch Reisen leiten. Ansonsten will ich einfach nur noch in Würde alt werden.»
In Würde altern können heute die wenigsten, die Sozialhilfe beziehen. Deshalb versuchen sie alles, um eine neue Stelle zu finden, bevor es zu spät ist. Heidi Joos weiss das nur zu gut. Sie war Politikerin, arbeitete in einer Führungsfunktion bei einer Arbeitsmarktbehörde, dann verlor sie den Job. Vor sieben Jahren gründete sie den Verband Avenir50plus Schweiz. Als Coach berät sie, auch dank Gönnerbeiträgen der Stiftung SOS Beobachter, kostenlos Menschen, die aufgrund des Alters auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden. «Weil es für sie keine zuverlässige Anlaufstelle gibt», sagt Heidi Joos.
Bildung schützt nicht automatisch vor Arbeitslosigkeit, es kann jeden treffen. «Und es sind häufig die Älteren, die im Arbeitsmarkt gedemütigt werden.» Warum? «Ein wichtiger Faktor ist die Pensionskasse. Doch die Älteren können nichts dafür, dass sie höhere Beiträge zahlen müssen als die Jüngeren.»
Lange hiess es, die Wirtschaft regle das Problem schon, Angebot und Nachfrage. In der Schweiz ist die Arbeitslosenquote schliesslich tief. Doch wer so argumentiert, steht auf der Sonnenseite. Solange man Teil des Aufschwungs ist, schaut man weg. Arbeitslosigkeit ist nun mal nicht gesellschaftskompatibel: Man wird in der Schweiz dazu erzogen, fürs Alter Geld auf die Seite zu legen. Also wird 45 Jahre mit dem Ziel gearbeitet, eine sichere Rente zu erhalten. Und auf einmal verliert man die Stelle und muss sein Erspartes aufbrauchen.
So entsteht Wut. Wut aufs System. Und Wut auf sich selbst. Man sieht sich als Verlierer, fühlt sich nutzlos. «Das Leben erscheint sinnlos», sagt Heidi Joos. Bei ihr sprechen viele über Depressionen oder Suizidgedanken. «Kürzlich sagte mir ein Mann, dass er nicht wisse, wann er von einer Mauer springen werde.» Eine Zürcher Studie von 2018 belegt: Jeder siebte Suizid in der Schweiz steht direkt oder indirekt mit Arbeitslosigkeit in Verbindung. 150 Fälle pro Jahr.
Menschen müssten endlich gesetzlich vor Altersdiskriminierung geschützt werden, findet Heidi Joos. Wie es in den EU-Staaten bereits der Fall ist. «Ohne einen solchen Schutz könnten sich die Überbrückungsleistungen zum Bumerang entwickeln.» Das geplante Bundesgesetz könnte bei Arbeitgebern Anreize schaffen, Ältere gewissenloser zu entlassen – schliesslich würden sie besser aufgefangen. Das wurde schon in der Vernehmlassung scharf kritisiert. Wie die Altersuntergrenze von 60 Jahren.
Erarbeitet hat die Vorlage die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (Skos). In einem Positionspapier legte sie vor einem Jahr dar, was vernünftige Alternativen zur Sozialhilfe für ältere Arbeitslose sind. Im Zentrum der Überlegungen stand, dass über 57-Jährige nicht mehr ausgesteuert und in die Sozialhilfe abgeschoben werden. Der Bundesrat stützt sich bei seinem Gesetzesentwurf auf diesen Vorschlag, erhöhte die Altersgrenze aber auf 60. «Für eine bessere politische Akzeptanz», sagt Skos-Präsident Christoph Eymann im Interview mit dem Beobachter.
Inzwischen hat der Bundesrat die Rahmenbedingungen für die Überbrückungsrente festgelegt. Anspruch hat nur, wer weniger als 100'000 Franken Vermögen hat, bei Ehepaaren sind es 200'000. Selbstbewohntes Wohneigentum wird nicht eingerechnet. Die Rente soll für Einzelpersonen maximal 58'350 Franken betragen, für Ehepaare 87'525. 4400 Personen profitieren, schätzt der Bund.
«Ich habe viel geweint.»
Priska Kunz* war 53, als sie im Oktober 2016 knapp vor der Aussteuerung stand. Wenn sie einen Monat länger keine Arbeit gefunden hätte, wäre sie in die Sozialhilfe gerutscht. Sie hat frühzeitig realisiert, dass sie auf den Abgrund zurast. Diese Zeit wird sie nie vergessen: schlaflose Nächte, Gedankenkarussell. «Ich habe viel geweint.» Bis sie in letzter Sekunde eine befristete Stelle und danach einen Job als Pflegeassistentin fand.
Dort kann Priska Kunz nun eine Ausbildung nachholen, die sie im Juni 2020 abschliessen wird. SOS Beobachter unterstützte sie mit der Finanzierung von überbetrieblichen Kursen, für die sie kein Geld hatte. Ein Happy End? «Ich habe die Kurve noch einmal gekriegt», sagt sie. «Aber die Narben von der schweren Zeit davor, die werde ich noch lange tragen.»
Kunz führte eine unglückliche Ehe, erhielt nach der Scheidung kaum Alimente . Vier Jahre lang hatte sie vier Stellen gleichzeitig, um ihre kleine Familie durchzubringen. Bis ein Onkel ihr einen Job in der IT-Branche besorgte. Dort war Kunz 19 Jahre lang die gute Seele der Firma. Bis der Stellenabbau kam. «Als ich ins Büro gerufen wurde, wusste ich, was los ist.» Im April 2015 hatte sie ihren letzten Arbeitstag.
Bis sie den Ausbildungsplatz als Fachfrau Gesundheit fand. «Ich habe in meinem Leben so viel gearbeitet. Ich konnte nicht begreifen, wieso ich keine Stelle mehr finde», sagt sie und zieht an ihrer Zigarette. «Die Umschulung zur Fachfrau Gesundheit war die richtige Entscheidung. Es ist anstrengend. Aber wer weiss, wo ich heute sonst wäre.» Augenringe von den Nachtschichten, Fältchen um die grünen Augen. «Ich arbeite jetzt in einer Branche, in der ich eine Zukunft habe. Und jetzt kommt alles gut. Jetzt steht das Glück mal auf meiner Seite.»
Reparaturen am Sozialsystem sind notwendig. Vor allem im Hinblick auf die steigende Lebenserwartung und die Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer -Jahrgänge. Aber auch im Hinblick auf die vierte industrielle Revolution. Sie lässt durch die Digitalisierung und die Einführung neuer Technologien neue Jobs entstehen, alte verschwinden. Durch sie ändern sich die Anforderungen und die Arbeitsformen in vielen Branchen, viele Niedriglohnjobs gehen verloren. Firmen und die Gesellschaft sind gefordert, sich auf die neue Arbeitswelt einzustellen.
Einer, der das anspricht, ist Martin Vetterli, Präsident der EPFL in Lausanne. Er sagt, dass stetige Weiterbildung und Umschulungen unumgänglich sind, sonst bleibe die Schweiz nicht wettbewerbsfähig. Wenn man das Land sicher durch die vierte industrielle Revolution führen wolle, müsse man die Arbeitswelt und die Gesellschaft darauf vorbereiten. Das gehe nicht ohne neue Sozialversicherung. Vetterli fordert deshalb – analog zur Arbeitslosenkasse – eine «Umschulungskasse».
*Name geändert
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Eine Krankheit, eine Umstrukturierung, eine falsche Entscheidung – und plötzlich ist der Job weg. Wer im Alter von 50 plus arbeitslos wird, merkt bald, wie schwierig es ist, eine neue Stelle zu finden. Je länger das nicht gelingt, umso unerbittlicher dreht sich die Negativspirale. Geldprobleme und Perspektivlosigkeit sind die Folge.
Davon handeln die Geschichten, die wir Ihnen hier erzählen. In einem Punkt sind alle Betroffenen zur gleichen Erkenntnis gelangt: Der heutige Arbeitsmarkt ist nicht auf Menschen über 50 ausgerichtet. Ein bitteres Gefühl für Arbeitnehmer, die lange Jahre zuverlässig Leistung geliefert haben.
Wir von der Stiftung SOS Beobachter können älteren, in Not geratenen Arbeitslosen natürlich keine neuen Stellen bieten. Dafür sind andere zuständig. Aber wir können in die Lücke springen, wenn den Betroffenen das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Zum Beispiel indem wir die Kosten eines Kurses tragen, der die Chancen für eine berufliche Neuorientierung verbessert. Und hoffentlich zu neuer Zuversicht verhilft.
Möglich wird das nur durch Ihre Spendengelder – ganz herzlichen Dank dafür!
Roland Wahrenberger, Präsident der Stiftung SOS Beobachter
SOS Beobachter ist als gemeinnütziges Hilfswerk anerkannt. Ihr Unterstützungsbeitrag kann von den Steuern abgezogen werden. Bei Sofortspenden werden die Spendenbestätigungen Ende Januar 2020 verschickt.
22 Kommentare
Auch ich (w/alleistehend) muss mich hier einreihen. Mit 50 Job verloren (Reorganisation/Massenentlassung). Mit Temporärjobs (Std.Lohn) knapp ein Jahr zusätzlich geschafft, nun wieder RAV mit 53 und noch wenigen Monaten "Gradenfrist". Das ALG reicht noch knapp, ich leiste mir aber auch gar nichts mehr ausser gesundes Essen (also kein Coiffeur, kein Ausgang, keine Ferien, keine neuen Klamotten, nix). Auch mittlerweile 3 Bundesornder voller Bewerbungen, auch viele Vorstellungsgespräche aber immer Absagen. Vor 50ig auch schon 2x Job verloren aber immer noch Glück gehabt und wieder etwas gefunden. In den letzten 2 Jobs immer mit 1 Bein im Burnout (egal, wenigstens Job) und alles gegeben (inkl. meiner Gesundheit). Genützt hat es nichts und nun ist man aussortiert und zu nichts mehr gut genug, nichteinmal für Billigjobs. Das ist schon traurig. Langsam aber sicher finde ich mich damit ab, bald als Sozialschmarotzer auf dem Sozialamt zu landen, in die Frühpensionierung gezwungen zu werden und vermutlich vom kleinen BVG Geld noch Rückzahlungen an das Sozialamt leisten zu müssen und dann in der Altersarmut zu landen. Schöne Zukunftsaussichten nachdem man über 30 Jahre gearbeitet und für sich selber gesorgt und Steuern gezahlt hat. Hoffentlich sterbe ich vorher von alleine oder gebe mir jemand/etwas Kraft, dieses Elend zu beenden! Das ist kein Leben mehr.
GOTT sei DANK und nun warte ich bis die altersguillotine ende oktober 2021 fällt. und da wollen doch tatsächlich einige politiker die altershürde hochschrauben. einen dank an das sozialamt Zürich an alle ärzet die wahrheitsgetreu Auskunft gaben. doch die juristenzunft mit ihren richtern und richterinnen halte ich so viel wie nichts! möge es ausnahmen geben. anm.: mit vollem wanz lässt sich gut reden. das ist weltweit so, denn zualler erst zieht man immer den schwächsten, den "fressnapf" weg. rechtsstaat hin oder her!
sehr bedenklich alle diese artikeln und ihre schicksale dahinter. aber unser "rechtsstaat" lässt das alles zu.
körperlich eingeschrenkt habe ich mich jahrelang durchs arbeitsleben durchgemausert bis es dann eines tages nicht mehr ging, da ich mein arm (lähmungserscheinungen) nicht mehr bewegen konnte. schon früher war ich jahrelang eingeschränkt durch diverse gebrechen, aber ich habe mir nichts anmerken lassen und durchgehalen bis zum def. crach. nach jahrelanegem hin- und her bekam ich dann mit 57 eine iv rente 100%, die umgehend von den richtern 2 jahre später rückgängig gemacht wurde. ein scheinferfahren mit wahrheitswidrigen einträge wie: er war dort nicht in behandlung usw. usf. und doofe richtereinträge, die mit mir rein gar nichts zu tun haben, sind currant normal in diesem rechtsstatt. und niemand wurde zur rechenschaft gezogen. zu guter letzt eine bundesrichterin, die moniert: der iv grad der vorinstanz sei um 50% daneben und trotzdem halste sie mir alle kosten auf. gerichts- und anwaltskosten trieben mich auf das sozialamt von dem ich nun monatlich fr 1454.00 für den grundbedarf und die wg miete. ein schrecklicher gedanke wurde wahr. aber da ich in der stadt zürich wohne,
werde ich hier nicht noch weiter schikaniert. GOTT sei DANK
Teil2:
Ich muss gestehen, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, wo hunderte Bewerbungen verschickt haben. Das hat eigentlich nichts mit Faulheit zu tun, sondern weil ich schlicht nicht so viele Möglichkeiten gefunden habe, wo ich mir überhaupt Chancen ausrechnen konnte. Nun ja, Mutlosigkeit ist so eine negative Eigenschaft und meine Introvertiertheit dazu. Man sollte sich schon etwas verkaufen können, um in der Arbeitswelt einen Platz zu finden.
Und nach 2 Jahren Arbeitslosigkeit habe gänzlich aufgehört, mich zu bewerben. Der Zug ist für mich definitiv abgefahren. Vielleicht finde ich eines Tages ja noch den Mut mich selber zu Entsorgen.