Mitarbeiter in einem Altkleidersortierwerk von Texaid bewegen pro Tag zwei Tonnen Textilien. Meistens sind es Frauen, die diese anstrengende Tätigkeit verrichten. Im Texaid-Sortierwerk in Schlieren müssen sie zudem die Camions leeren, die die Säcke mit den gesammelten Kleidern anliefern. Ein Knochenjob.

42 900 Franken verdiente Elvira Fasini* pro Jahr für diese Arbeit bei einer Vollanstellung. Das macht pro Monat 3300 Franken brutto plus Dreizehnter. Und das nach über fünf Jahren Betriebszugehörigkeit.

Solche Tieflöhne sind nicht branchenüblich. Die Texaid-Konkurrentin Tell-Tex bezahlt ihren Angestellten mindestens 4000 Franken, also rund 700 Franken mehr pro Monat. Und bei Caritas erhält die tiefstentlöhnte Sortiererin im hauseigenen Sortierwerk laut Caritas-Direktor Hugo Fasel rund 1000 Franken mehr.

Hilfswerke als Gewinner

Profiteure der mageren Entlöhnung sind neben der Familie Böschen, der die Hälfte von Texaid gehört, sechs Hilfswerke: Heks, Caritas, die Schweizer Winterhilfe, die Kolping-Werke, das Schweizerische Rote Kreuz und Solidar Suisse besitzen gemeinsam die restlichen 50 Prozent. Zusammen erhalten sie mit weiteren lokalen Organisationen laut Texaid-Direktor Martin Böschen bis zu 90 Prozent des Reingewinns. 2012 waren das 5,4 Millionen Franken.

Der Ex-Gewerkschafter Hugo Fasel will die Löhne von Texaid, die den Hauptsitz in Schattdorf UR hat, nicht kommentieren. Auch Heks & Co. wollen zu den Tieflöhnen nichts sagen und verweisen auf Texaid-Präsident Kurt Sutter.

Dieser erklärte zuerst: «Der Kanton Uri weist derzeit eine Arbeitslosenquote von 1,1 Prozent auf. Unter solchen Bedingungen kann keine Firma marktfremde Tieflöhne bezahlen.» Einige Tage später bezeichnete er die Texaid-Löhne als «im Standort Schattdorf ausreichend für die Bestreitung des Lebensunterhalts einer Familie mit einem Kind». Zudem biete man überdurchschnittliche Sozialleistungen.

Texaid-Direktor und Mitinhaber Martin Böschen seinerseits liess verlauten: «Der Lohn für ungelernte Kräfte liegt in der gleichen Grössenordnung wie etwa der von der Caritas.» 1000 Franken scheinen für ihn keinen Unterschied zu machen.

*Name geändert