Frage von Emil M.: «Seit längerem fehlt es mir an Lust für meine Arbeit, die mir sehr wichtig war. Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum ich sie überhaupt noch ausführe. Wie kann ich wieder Interesse finden?»

Es ist normal, dass die Motivation schwankt. Eine befriedigende Tätigkeit ist jedoch von grosser Bedeutung für unser psychisches Wohlbefinden. Wenn die Motivation über längere Zeit fehlt, ist es deshalb wichtig, sich zu fragen, was man ändern sollte.

Motivation ist der Motor unseres Handelns, sie beflügelt und setzt Energien frei und lässt uns durchhalten, wenn es schwierig wird. Sind wir motiviert, schaffen wir die täglichen Aufgaben praktisch mit links – ein Gefühl, das wir mögen. Fehlt die Motivation, verwandelt sich die Bewältigung der Aufgaben in einen kräfteraubenden Kampf gegen sich selbst.

Ob wir motiviert – «in Bewegung» – sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Als Erstes braucht es ein Ziel, das für uns bedeutsam ist. Wir erhoffen uns oder haben die Erfahrung gemacht, dass uns das Erreichen dieses Ziels grosse Befriedigung verschafft.

Belohnungen wirken meist nur kurzfristig

Diese Belohnung ist für jeden etwas anderes – je nachdem, was wir brauchen, um uns anerkannt, zugehörig oder bedeutsam zu fühlen. Die Belohnung kann auch in einem Gefühl der Sicherheit und Kontrolle bestehen. Oder wir fühlen uns einfach lebendig – aus Freude, etwas Neues zu lernen oder eine Herausforderung zu meistern. Solche Gefühle sind wichtig für die Motivation. Belohnungen von aussen wie Lob, Geld und Boni haben dagegen oft nur eine kurzfristige Wirkung, die hilft, in einem Motivationstief Energie zu finden. Lediglich zu spüren, was wir brauchen, reicht jedoch nicht aus, um motiviert zu sein.

Wichtig ist auch das Gefühl, das Gewünschte mit seinen Kräften überhaupt erreichen zu können. Wer einen Marathon laufen will, ohne ihn sich wirklich zuzutrauen, wird nicht den nötigen Antrieb entwickeln.

Warum geht Motivation verloren? Ziele und Pläne können sich ändern. Im Verlauf des Lebens erleben wir Erfolge, Misserfolge, Neues entsteht, und Verluste müssen hingenommen werden. Etwas, was einem jungen Menschen wichtig war, kann im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren. Es ist schwierig, sich für Aufgaben zu motivieren, die uns innerlich nicht mehr interessieren. Vielleicht haben wir auch lange Zeit sehr viel Kraft für unsere Ziele eingesetzt und auf vieles verzichtet, ohne den Lohn dafür zu erhalten. Das lässt uns resignieren. Nicht selten ist der Verlust von Motivation am Arbeitsplatz bei hoch engagierten Mitarbeitern ein Zeichen einer Erschöpfung.

Fragen, die Sie sich stellen sollten

Aber: «Keine Motivation» gibt es nicht. Wir haben immer eine Motivation. Aber vielleicht nicht jene, die wir aktuell zu brauchen glauben.

  • Motivation und Emotion hängen eng zusammen. Ohne Motivation keine Emotion, ohne Emotion keine Motivation. Überlegen Sie, was Ihnen im Leben wichtig ist: Was lässt Sie sich lebendig fühlen? Geben Sie diesen Aspekten in Ihrem Leben Platz.

  • Um zu verstehen, wo Sie mit Veränderungen ansetzen können, überlegen Sie sich: Was hat sich für Sie an Ihrem Arbeitsplatz verändert? Haben die Kollegen gewechselt, der Chef, der Aufgabenbereich? Fehlt die Anerkennung? Welche Bereiche Ihrer Arbeit geben Ihnen ein Gefühl der Freude? Welche Bereiche lasten auf Ihnen? Was können Sie verändern?

  • Motivation können wir auch wieder erlangen, wenn wir kleine Erfolge erleben: Überlegen Sie nicht ständig, dass Sie wenig motiviert sind. Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Aufgaben vor, die Sie bewältigen wollen. Und führen Sie diese aus.

  • Wenn Ihre Arbeit Sie unter den vorliegenden Umständen nicht mehr erfüllen kann: Haben Sie den Mut, sich neu zu orientieren.Annette Cina

Buchtipp

Jens-Uwe Martens, Julius Kuhl: «Die Kunst der Selbstmotivierung. Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch nutzen»; Verlag Kohlhammer, 2013, 192 Seiten, CHF 35.90