Wer Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch beherrscht, kommt privat und beruflich weiter im Leben. Kein Wunder, sind mehrmonatige Fremdsprachenaufenthalte bei Schweizerinnen und Schweizern nach der Lehre, der Matur, dem Studium oder nach einigen Jahren Berufspraxis beliebt.

Die Destinationen heissen längst nicht mehr nur England, Frankreich, Italien und Spanien. Englisch lässt sich auch in den USA oder in Kanada, Australien, Neuseeland, Irland, ja sogar auf Malta lernen, Spanisch in Mexiko, Guatemala oder Ecuador, Französisch in Quebec. Seit einigen Jahren sind vor allem Schulen in Übersee beliebt – nicht zuletzt wegen der eingeführten britischen Examen (siehe «Das sind die anerkanntesten Zertifikate»).

Die «Sprachschulindustrie» ist ein riesiges Business, das weltweite Angebot an Schulen entsprechend gross und unübersichtlich. Wichtig ist deshalb, sich vor der Buchung eines Sprachaufenthalts objektiv und umfassend zu informieren – am besten über persönliche Kontakte. Erfahrungen und Berichte von Freunden und Bekannten sagen nämlich mehr aus als die Eigenwerbung eines Sprachinstituts. Referenzauskünfte sollten aber aktuell sein, denn Qualität, Lehrerschaft und Ambiance einer Sprachschule können schnell ändern.

Beraten lassen - ja oder nein?

Den schnellsten und einfachsten Überblick über Sprachschulen verschafft man sich mit Hilfe von Vermittlungsagenturen in der Schweiz. Ihr Angebot und ihre Arbeitsweise unterscheiden sich jedoch gewaltig. Die Palette reicht von der hobbymässig betriebenen Prospektversandstelle ohne Beratung bis hin zum professionellen Beratungszentrum, das individuelle Abklärungsgespräche führt.

Teilweise bieten auch Reisebüros Sprachaufenthalte an. Deren Beratung ist allerdings meist dürftig. Einseitig auf das eigene Angebot ausgerichtet ist die Beratung von ausländischen Schulen mit eigener Vertretung in der Schweiz.

Die meisten Vermittlungsagenturen arbeiten auf Provisionsbasis – und zwar gleich für mehrere Schulen. Für jeden vermittelten Studenten erhalten sie eine Kommission. Diese fällt je nach Schule unterschiedlich hoch aus. So besteht die Gefahr, dass Agenturen primär jene Schulen empfehlen, die hohe Kommissionen bezahlen. Es empfiehlt sich also, die Angebote kritisch zu prüfen.

  • Schulqualität:
    In England bemühen sich Verbände, Organisationen sowie eine staatliche Inspektion um einen hohen Standard ihrer Mitgliedschulen. Wählen Sie eine überprüfte Schule. In Frankreich, Italien und Spanien gibt es keine offiziellen Prüfungsstellen, nur private Verbände. Das führt zu grossen Qualitätsunterschieden. In den USA können sich Schulen freiwillig von den Behörden prüfen lassen. Achtung: Ist von einer «Universität» die Rede, handelt es sich meist nur um ein Uni-Zusatzprogramm ohne Eintrittsbeschränkungen. Das Niveau der Teilnehmer variiert stark.

Wieviel Unterricht?

  • Kursinhalt und Niveau:
    Werden Intensivkurse, allgemeine Kurse, Examen-Vorbereitungs- oder Spezialkurse angeboten? Je grösser die Schule, desto feiner die Niveauabstufungen. Die Zahl der durchgeführten Niveaus (Klassen) hängt von den Schülerzahlen ab – und diese schwanken je nach Saison erheblich. Achten Sie auf die Kursdauer in Wochen.
  • Wahlfächer:
    Sie reichen von Diskussionsgruppen über Literatur- bis zu Volkstanz- und Kochkursen. Wahlfächer umfassen meist nur wenige Lektionen pro Woche und werden nur bei genügender Beteiligung durchgeführt.
  • Lektionen:
    Die Kurse werden in Lektionen oder Stunden angegeben. Eine Lektion kann aber zwischen 45 und 60 Minuten dauern. Ein Preis-Leistungs-Vergleich verschiedener Angebote lässt sich nur mit Umrechnen der Lektionen in Unterrichtsstunden anstellen.
  • Klassengrösse:
    Sie variiert je nach Schule und Niveau. Die maximale Anzahl Studenten in einer Klasse trägt massgeblich zum schulischen Erfolg bei. Je kleiner die Klasse, desto mehr Zeit hat die Lehrkraft für den einzelnen.
  • Schulgrösse:
    Kleine Schulen haben – im Gegensatz zu grossen – eher eine familiäre Atmosphäre und bessere Gastfamilien, bieten aber weniger Kursabstufungen und eine bescheidenere Infrastruktur. Wichtig: Im Sommer sind viele Schulen ausgebucht und stellen temporäre Lehrkräfte ein. Das kann die Qualität beeinflussen.
  • Infrastruktur:
    Hier gibt es grosse Unterschiede – von der einfachen Wandtafel über Sprachlabors, Listening-Centers bis zu Computerschulung und Mediatheken. Einige Schulen haben eigene Freizeiteinrichtungen.
  • Internationalität:
    Je durchmischter die Nationalitäten, desto interessanter der Unterricht. Eine oder mehrere Sprach- oder Nationalitätengruppen sind an jeder Schule dominant. In Australien und Neuseeland kommen rund 90 Prozent der Studenten aus Asien. Generell gilt: Schweizer gibt es überall.
  • Alter der Studenten :
    Das Durchschnittsalter bei internationalen Sprachschulen liegt bei etwas über 20 Jahren. Die Alterszusammensetzung ist ein wichtiges Kriterium, um sich wohl zu fühlen.
  • Schulstandort:
    Aufs Land oder in die Stadt? Die Antwort wirkt sich unter anderem auf den Schulweg, die Lebenskosten, Wohn- und Freizeitmöglichkeiten sowie das Kulturangebot aus.


Stimmt das Umfeld?

  • Unterkunft:
    Je nach Schule gibt es Wohnmöglichkeiten bei Gastfamilien, Privatpersonen, in Hotels, Pensionen, Appartements oder in Studentenwohnheimen auf einem Campus. Achten Sie darauf, ob Sie ein Einzelzimmer haben und welche Mahlzeiten im Preis inbegriffen sind.
  • Freizeitaktivitäten:
    Je nach Schule werden sportliche, kulturelle und soziale Anlässe angeboten. Es werden auch kostenpflichtige Exkursionen organisiert. Erst nach dem Vergleich dieser Kriterien sollte man die Preise abchecken. Ein dreimonatiger Intensivkurs inklusive Unterkunft mit Halbpension, Einzelzimmer und Prüfungsgebühr in England oder in den USA kostet zwischen 6000 und 8000 Franken, in Kanada zwischen 4000 und 5500 Franken.

Hinzu kommen die Kosten für Hin- und Rückreise, Lehrmittel sowie alle persönlichen Ausgaben. Wer eine Sprache gründlich lernen möchte, sollte mindestens sechs Monate einplanen.

Preisunterschiede haben oft wenig oder keinen Einfluss auf die Schulqualität. So kann eine günstige Schule besser sein als eine doppelt so teure. Uberprüfen Sie die Mehrleistung.

Bei der Buchung über eine Agentur ist darauf zu achten, dass Originalpreise verrechnet werden. Jener Preis also, der auch bei einer direkten Buchung fällig wäre. Einige Agenturen arbeiten mit Pauschalpreisen. Dabei zahlen Kunden oft eine Vermittlungsgebühr, was zu saftigen Aufschlägen führt. Wer das nicht realisiert, zahlt je nach Agentur für die gleiche Schule und identische Leistungen unterschiedlich viel.

Originalpreise sind meist in Fremdwährungen angegeben. Hier sind die Wechselkursschwankungen zu beachten, die einen Sprachaufenthalt je nach Buchungsdatum schnell verteuern oder verbilligen können. Geld sparen kann auch, wer die Sprachschule im Ausland erst nach einem Grundkurs in der Schweiz besucht. Das ermöglicht zudem schnellere Fortschritte.

Das sind die anerkanntesten Zertifikate

Die meisten Sprachschulen bieten ein Diplom an. Doch welchen Wert hat es in der Schweiz?

Englische Diplome
Zu den bekanntesten Abschlüssen zählen die Examen der University of Cambridge; das First Certificate und das Proficiency. Sie sind in der Berufswelt fest etabliert. Das Proficiency wird jedoch zusehends vom Certificate in Advanced English verdrängt. Es schliesst die Lücke zwischen First und Proficiency, setzt fundierte Grammatik auf hohem Niveau voraus und legt Wert auf einen engen Bezug zur Praxis. Weltweit ist der Test of English as a Foreign Language (Toefl) das meistabsolvierte Englisch-Examen. Es regelt die Zulassung an Unis und Colleges in den USA und in Kanada. Der Toefl-Test ist schriftlich und am formalen Englisch orientiert – nicht an der Umgangssprache.
Für die Zulassung an eine Uni ist eine bestimmte Punktzahl erforderlich (maximal sind 677 Punkte möglich). Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt hat der Toefl-Test beschränkten Wert, da keine Prüfung zu bestehen ist und Firmen mit einer Punktzahl oft nichts anfangen können.

Französische Diplome
In der Schweiz ist das Diplôme de Langue das bekannteste und populärste Examen auf der Mittelstufe. Auf der Oberstufe ist es das Diplôme Superieur d’Etudes Françaises Modernes. Beides sind traditionelle Examen der Alliance Française und bei Schweizer Arbeitgebern bekannt und akzeptiert. Inzwischen ist allerdings das praxisorientiertere Diplôme d’Etudes en Langue Française (Delf) bei vielen Arbeitgebern beliebter.
Zu den anspruchsvollsten Prüfungen zählt das Diplôme Approfondi de Langue Française (Dalf). Es regelt den Zugang ausländischer Studenten an französische Unis.

Italienische und spanische Diplome
Bisher gibt es keine mit ähnlichem Bekanntheitsgrad wie die Cambridge-Examen oder Diplome der Alliance Française. Bei den Spanisch-Diplomen sind nur die Diplomas de Español como Lengua Extranjera vom spanischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium anerkannt. In Italien gibt keine staatlich anerkannten Sprachdiplome.

Weitere Infos

  • «Sprachaufenthalte im Ausland». Broschüre des Bundesamts für Ausländerfragen (BFA) mit Adressen von Vermittlungsbüros. Gratis beim BFA, Sektion Auswanderung und Stagiaires, Quellenweg 9, 3003 Bern, Telefon 031/322 42 02, Fax 031/322 44 93
  • «Ratgeber für Sprachkurse im Ausland».
    10 Franken.
    Bezug:
    Varia Lingua Plus, Beratungs- und Vermittlungsstelle, Fluhmattweg 10, 6004 Luzern, Telefon 041/410 50 43, Fax 041/410 55 30