Markus H.: «Mit meinem neuen Chef gibt es eine Menge Ärger und Auseinandersetzungen. Statt dass mir aber meine Frau zu Hause den Rücken stärkt, gibt es auch da immer mehr Spannungen. Wieso muss immer alles zusammenkommen? Und wozu ist man zu zweit, wenn man nicht unterstützt wird?»

Mir scheint, es sind eigentlich nur rhetorische Fragen, die Sie stellen. Sie zeigen vor allem Ihre Enttäuschung darüber, dass Sie Ihre Partnerschaft in einer Krisensituation nicht stützt, sondern die Belastung noch erhöht. Was Sie erleben, ist glücklicherweise nicht die Regel, aber doch ein häufiges Muster. Partnerschaftliche Beziehungen können beides sein, sie können in Krisensituationen helfen und stärken oder alles noch viel schwerer machen. Es hängt von der Qualität der Beziehung ab.

Grundsätzlich steckt in einer Partnerschaft ein grosses Potential. Man entscheidet sich, das Leben mit jemandem zu teilen, den man liebt und von dem man sich geliebt fühlt. Man möchte sich gegenseitig in allen Lebenslagen unterstützen. Dass die Hälfte der Ehen geschieden wird, zeigt, dass dies oft misslingt.

Das hängt nicht zuletzt mit einem ungünstigen Umgang mit Stress zusammen. Es gibt den äusseren und den inneren Stress. Von aussen sind es Druck und Belastungen am Arbeitsplatz und die Verantwortung für die Kindererziehung. Der innere Stress entsteht in der Partnerschaft selber. Die Partner reden mit der Zeit immer weniger miteinander und fühlen sich deshalb oft unverstanden und allein. Es entstehen Missverständisse, und die Spannungen wachsen.

Man kann Partnerschaft trainieren

Wenn äusserer und innerer Stress zusammenkommen, entwickelt sich ein Teufelskreis. Unter der äusseren Belastung bricht das bereits fragile innere Gleichgewicht zusammen, was einen wiederum für die äusseren Probleme schwächt.

Es muss nicht so herauskommen, denn in einer Partnerschaft stecken grundsätzlich auch Ressourcen, die es ermöglichen, dass schwierige Situationen gemeinsam leichter zu bewältigen sind als allein. Guy Bodenmann von der Universität Zürich hat ein Trainingsprogramm entwickelt, das auf einer DVD erhältlich ist und mit dem man seine Partnerschaft in dieser Richtung verbessern kann.

Der Teufelskreis lässt sich nur durchbrechen, wenn man seinen Mechanismus erkennt. Als Nächstes geht es darum, für beide Bereiche neue, fruchtbarere Verhaltensmuster zu erlernen. Der innerpartnerschaftliche Stress reduziert sich, wenn man grundsätzlich und auch in Zeiten ohne Probleme einen wertschätzenden Kommunikationsstil pflegt. Statt zu kritisieren, zu entwerten und anzuklagen, soll man seine Gefühle mitteilen und Verständnis für die Gefühle des anderen zeigen. Man muss nicht einer Meinung sein, aber man soll die Sichtweise des anderen respektieren.

Sachlich bleiben statt jammern

Beim äusseren Stress geht es darum, nichts zu verdrängen oder zu verharmlosen, sondern den Tatsachen ins Auge zu sehen, die Belastungen klar zu erkennen, zu benennen und dem Partner in einer geeigneten Form mitzuteilen. Nicht beschönigen, aber auch nicht jammern und nicht schimpfen, sondern sachlich bleiben und sagen, wie man sich fühlt. In der Not nicht allein zu sein ist eine grosse Chance. Man kann lernen, diese nicht zu verspielen. Wenn der andere weiss, was einen belastet, kann er gezielt Unterstützung geben. Mit diesem Verhalten kann man seinen Partner stärken:

  • Verständnis zeigen: «Ich kann nachempfinden, was du erlebst.»
  • Mut machen: «Ich traue dir zu, dass du das schaffst.»
  • Solidarisierung: «An deiner Stelle ginge es mir ähnlich.»
  • Betonung des Zusammenhalts: «Wir sind ja zu zweit und können das gemeinsam schaffen.»
  • Hilfe bei der Umbewertung: «Alles hat zwei Seiten, schau mal die positive an.»
  • Beruhigen: «Lass uns zuerst mal eine Runde spazieren gehen und durchatmen.»

DVD-Tipp

Guy Bodenmann: «Paarlife. Glücklich zu zweit trotz Alltagsstress»; eine interaktive DVD zur Verbesserung der partnerschaftlichen Kompetenzen.