In Bern reichte der CVP-Grossrat Daniel Kast eine Motion ein, wonach im Turnunterricht «die Selbstverteidigung eingeübt und das Verhalten in heiklen Situationen thematisiert» werden sollen. Defensive Techniken müssten dabei im Vordergrund stehen.
Der Regierungsrat lehnte ab. Es sei davon auszugehen, dass ein gezieltes Üben von Kampfsportarten eher die Aggression fördere, heisst es in der Begründung. Kast, selber Lehrer, ist enttäuscht: «Die Gewalt hat sowohl anzahlmässig als auch in der Intensität zugenommen. Ich hätte erwartet, dass der Regierungsrat mehr Verständnis dafür zeigt, dass Schüler auf die geänderte Situation vorbereitet werden müssen.»
Anders läuft es in Basel: Dort führte etwa die Stadtbasler Weiterbildungsschule Bäumlihof 2003 Kampfkunst als Wahlfachsport ein, gestützt auf eine Idee der Sportämter und der IG Kampfsport.
Experten geben aber der Berner Regierung recht: «Der Vorschlag der CVP ist wohl eher kontraproduktiv», findet der Kriminologe Martin Killias. Auch der rechtspsychologische Gutachter Hans-Werner Reinfried bezeichnet die bessere Verteidigungsfähigkeit als «Trugschluss»: «Die Schüler trauen sich einfach mehr zu und überschätzen sich.»
JugendgewaltKämpfen gegen Aggression
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Kampfsport als Schulfach: Dies forderte der Jugendexperte Allan Guggenbühl in der jüngsten Ausgabe des «Sonntag». Auf politischer Ebene bricht ausgerechnet die christliche Familienpartei CVP eine Lanze für den Kampfsport - allerdings ohne näher zu definieren, was genau sie darunter versteht.
Von Gian Signorell
Veröffentlicht am 08.07.2008
Veröffentlicht am 08.07.2008
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