Weiblein oder Männlein? Diese Frage stellt sich nicht
nur beim balzenden Menschen, sondern auch in der Tierzucht.
Nicht ohne Tragik ist die geschlechtliche Zuordnung in der
Welt der Hühner. Denn dort entscheidet sie über
Sein oder Nichtsein, über Leben oder Tod.
Frei nach dem Motto «Die Guten ins Töpfchen,
die Schlechten ins Kröpfchen» werden die frisch
geschlüpften Küken von kundiger Hand auf ihr Geschlecht
hin untersucht und die dereinst Fleisch und Eier produzierenden
Weibchen von den unnützen Männchen getrennt. Während
Erstere einem zwar ungewissen, aber doch mitunter einige Jahre
dauernden Schicksal zugeführt werden, endet das Leben
der Baby-Güggel bereits sie werden gemeuchelt
und finden allenfalls als Schlangen- oder Hundefutter ihre
letzte Bestimmung.
Schluss machen mit dem Massentöten soll das Kombihuhn
Silver. Dabei handelt es sich keineswegs, wie der doppeldeutige
Name vermuten liesse, um einen Hermaphroditen. Vielmehr ist
Silver eine Neuzüchtung unter Rückbesinnung auf
die Qualitäten alter Hühnerrassen, wie die Schöpferin
des Kombihuhns, die Kag Freiland, verlauten lässt.
Kombihuhn bedroht Handsexerinnen
Die Züchtung zeichnet sich dadurch aus, dass Silver-Hühner
zwar etwas spärlicher als herkömmliche Eierproduzentinnen,
aber dennoch durchaus tüchtig Eier zu legen wissen. Silver-Hähne
hingegen lohnen die Aufzucht zum Masthähnchen, da sie
ganz passabel Fleisch anzusetzen vermögen.
Der historisch bewanderte Gourmet mag sich an den Kapaun
erinnert fühlen, einen Hühnergesellen, der sich
einst als äusserst saftiger und praller Sonntagsbraten
ausgesprochener Beliebtheit erfreute. Die Zartheit seines
Fleisches verdankte der Kapaun seiner Kastration. Dieses Schicksal,
beeilt sich Kag Freiland zu versichern, ereile die Silver-Hähne
nicht. Kein Wunder sie werden noch vor der Geschlechtsreife
geschlachtet.
Hört sich alles vernünftig an, hat aber einen
Haken. Sollte das Kombihuhn tatsächlich Schule machen,
wird dadurch eine andere Spezies vom Aussterben bedroht: die
Handsexerin. So heissen die netten Damen, die, wie eingangs
angetönt, ihre zarten Hände zur Geschlechtsbestimmung
der Jungküken einsetzen. Wer diese Profession trotz mässigen
Berufsaussichten erlernen möchte, kann dies etwa im fernen
Japan an der Zen Nippon Chick Sexing Association tun.