Begegnung mit Erich von Däniken in einer neuen Dimension:
Für einmal wollen wir nicht über Ausserirdische
und über seinen vor rund 100 Tagen in Interlaken eröffneten
«Mystery Park» debattieren. Vielmehr möchten
wir ganz Alltägliches von ihm wissen nämlich
wie man ein grosses Stück Fleisch über der offenen
Glut grillt. Ohnehin wird «EvD», wie ihn seine
Freunde und seine Frau Elisabeth nennen, ab und zu auf sein
Lieblingsthema zu sprechen kommen. Wer wollte ihm die Freude
verübeln schliesslich hat sein Themenpark über
die Rätsel der Welt einen derart grossen Erfolg, dass
selbst seine härtesten Kritiker verstummt sind.
Wir nehmen uns im Garten seines Chalets in Beatenberg,
herrlich an einem Steilhang über dem Thunersee gelegen,
eine Auszeit und geniessen einen schönen Sommerabend.
Die Kalbskoteletts liegen nackt und bleich auf der Anrichte
in der Küche sie müssen noch gewürzt
werden. Aber das dauert bei von Däniken nicht mehr als
zweieinhalb Minuten.
Ordnung ist das halbe Küchenleben
Erich von Däniken, der sich gern als Fantast bezeichnet
(«einen wird die Schweiz wohl ertragen»), ist
in der Küche ein rationaler Schaffer, der die Arbeitsabläufe
sauber strukturiert. «Immer Ordnung im Betrieb, sofort
alles in den Geschirrspüler», kommentiert
der ehemalige Kellner und Gastrofachmann seine Arbeit. Und
dann ab in den Garten.
Ich beobachte den quirligen Mann und habe den Eindruck,
er sei ein wenig gestresst. «Überhaupt nicht»,
sagt von Däniken. «Aber die Zeit bis zur Eröffnung
des Mystery Park: Das war Stress.» Journalisten
aus der ganzen Welt waren angereist, und mehr als 1000 Zuschauer
verfolgten die Zeremonie vor Ort. Erich von Däniken lauschte
den Reden der verschiedenen Würdenträger
«Bedenkenträger», wie er sie nennt
und gelobte, selber nicht länger als eine Minute in Anspruch
zu nehmen. Dann die Überraschung: lang anhaltende Standing
Ovations. «Ich war überwältigt und musste
fast heulen.»
Von Däniken am Grill. Mit einem alten Föhn bläst
er Luft in die Holzkohle, um die Glutbildung zu beschleunigen.
Der Haartrockner hängt an einem langen Kabel und hat
für mich etwas altmodisch Modernes an sich. Mir kommt
unweigerlich der Titel von von Dänikens erstem Buch in
den Sinn: «Erinnerungen an die Zukunft».
Seit dessen Veröffentlichung sind 35 Jahre vergangen.
Es folgten Dutzende weitere Werke, die in aller Welt reissenden
Absatz fanden. 60 Millionen Bücher in 32 Sprachen soll
von Däniken bis heute verkauft haben. Eine Auswahl steht
in der Stube auf zwei Gestellen, wobei er nicht bei allen
sicher weiss, in welcher Sprache sie geschrieben sind. Gewisse
Schriftzeichen sind für von Däniken so rätselhaft
wie die im «Mystery Park» beschriebenen «Phänomene
der Menschheit».
Erich von Däniken raucht eine Zigarette nach der anderen
und freut sich auf den ersten Schluck Wein. «Nach einer
alten Tropenregel sollte man Alkohol erst nach Sonnenuntergang
trinken», sagt er. Ansonsten kennt er kaum Tabus, wenns
ums Geniessen geht: «Ich lebe so, dass es mir Spass
macht. Bis dann irgendwann der Gong zur nächsten Runde
schlägt.»
Dass er gern isst, hat von Däniken seiner Mutter zu
verdanken. «Sie war eine hervorragende Köchin.
Auch die einfachen Gerichte wie Würstli und Härdöpfelsalat
schmeckten gigantisch.» Nicht gerade typisch schweizerisch
ist seine Vorliebe für Pikantes. Er, der es «feurig»
liebt, beklagt sich, dass die meisten Restaurants ausschliesslich
schwachen Senf anbieten: «Das ist doch bloss Konfitüre!»
Die Finanzen völlig unter Kontrolle
Wer glaubt, von Däniken sei in allen Bereichen des Alltags
ein wählerischer Kenner, täuscht sich. Er wolle
keine Zeit mit materiellen Gütern verschwenden, sagt
er. Gehe es darum, ein neues Auto zu kaufen, sei das in drei
Minuten erledigt. Noch weniger interessieren ihn Kleider.
«Ich war seit Jahren in keiner Boutique mehr. Meine
Frau kauft alles für mich und bringt es nach Hause. Müsste
ich drei Paar Schuhe anprobieren, ich würde überschnappen.»
Trotzdem behauptet er, den totalen Überblick über
seine Siebensachen zu haben: «Ich weiss jederzeit auf
den Rappen genau, wie viel ich auf dem Konto habe und was
ich mir leisten könnte.»
Noch ist das Fleisch nicht gar. Von Däniken wendet
es einige Male, gibt Kohle hinzu, föhnt erneut
und bläst die aufgewirbelte Asche von den Koteletts weg.
Gleichzeitig erteilt er kurz und knapp Aufträge. Befehlsausgabe
für die Vorbereitungen zum Nachtessen. Hat er im Militär
einen hohen Rang bekleidet? «Quatsch!», fegt er
die Frage vom Tisch. «Ich habe zwar eine Panzer-RS gemacht
und bin mit diesen Monstern wie ein Irrer durchs Zeug geblocht.
Aber das wars dann schon.»
Wie erträgt seine persönliche Mitarbeiterin,
die heute mit ihrem Mann beim Chef zum Essen eingeladen ist,
EvDs manchmal unwirschen Ton? «Ich höre ihm zu
und erledige dann die Arbeit auf meine Art. Und wenn er mal
ausrastet, ists in fünf Minuten vorbei.» Von Däniken,
der nach eigenen Angaben früher «wie en Aff»
auf Kritik reagiert hatte, schmunzelt.
Während er mit dem elektrischen Messer die Koteletts
voneinander säbelt, kündigt der Hausherr bereits
das «ausserplanetarische Dessert» an, das seine
Frau gemacht hat. Womit wir wieder beim «Mystery Park»
wären, der wie ein Ufo auf dem Flugplatz von Interlaken
steht. Von Däniken hat übrigens von seinem Chalet
aus direkten Sichtkontakt. Dass er von oben herab die Besucher
einzeln mitzählt, dürfte aber ein Gerücht sein.