Grüezi zusammen
Im Titel steht etwas provokant die Hypothese zu einem neuen Konzept namens "Companeat" (company = engl. für Begleitung, eat = engl. für essen)
--> "Durch mind. 6 Wochen wandern kommt man von der Bulimie los"
Es handelt sich hierbei um eine Hypothese, welche durch eine Vielzahl logischer Begründungen gestützt wird. Ausführliche Informationen sowie das Konzept selber, finden sich auf der Webseite: www.companeat.ch
Ich suche aktuell nach Menschen, die an Bulimie leiden und bereit sind und Lust haben, sich mind. 6 Wochen auf Wanderschaft zu begeben, um die Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen. Du entscheidest selber, wo du wandern möchtest, du organisierst alles selber und wanderst alleine oder mit einem Freund/Freundin (Auf Wunsch helfe ich dir natürlich bei der Organisation). Im Rahmen des Konzept Companeat möchte ich überprüfen, ob die Hypothese stimmt oder nicht. Dazu wäre ich froh, wenn du mir vor deiner Wanderung den aktuellen Stand deiner Bulimie beschreibst - was hast du bisher dagegen unternommen, wie war der bisherige Krankheitsverlauf, was denkst du über Companeat etc. Die Daten dazu werden selbstverständlich anonym behandelt. Gerne helfe ich dir auch bei der Suche eines geeigneten Trails. EIn paar Vorschläge findest du aber bereits auf: http://companeat.ch/uebersicht-fernwanderwege/ - oder helfe auf Wunsch beim Zusammenstellen der Ausrüstung usw. Nachdem du von deiner Wanderung zurück gekehrt bist, werde ich dich im Zeitraum von sechs Monaten mind. drei Mal kontaktieren um zu schauen, wie sich die Wanderung auf deine Bulimie ausgewirkt hat (leidest du nach wie vor an Bulimie oder nicht? Welche Erfahrungen hast du auf dem Trail gemacht? usw.)
Achtung: Nicht für jeden eignet sich eine Fernwanderung im Rahmen von Companeat. Wer sich dafür eignet, steht ebenfalls im Konzept (PDF) auf der Website http://companeat.ch/konzept-companeat-ein-weg-aus-der-bulimie/. Das wichtigste ist, dass du trotz Bulimie psychisch und physisch fit bist. Du müsstest mir hierzu schriftlich bestätigen, dass dein Hausarzt grünes Licht für eine Fernwanderung gibt.
Noch kurz zu mir: Ich bin Studentin an der Hochschule Soziale Arbeit in Luzern, und das Konzept basiert auf eigenen Erfahrungen. Meine Kontaktdaten findest du ebenfalls auf der Website (Kontaktformular) sowie im Konzept (E-Mail).
Ich würde mich über deine Kontaktaufnahme sehr freuen. Gerne dürfen Interessierte hier auch über das Konzept diskutieren, ihre Meinung kundtun usw. Ich empfehle jedoch, das Konzept zuerst durchzulesen, denn viele Fragen oder Streitpunkte werden dort bereits gelüftet.
Liebe Grüsse, Steffi
Answer by companeat · Mär 02, 2017 at 12:14 PM
Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Sollten die Ergebnisse vorwiegend positiv ausfallen, so wird das Konzept unter Einbezug von Fachpersonen professionel weiterentwickelt. Ich habe bereits viele Rückmeldungen von Fachpersonen aus dem Bereich Essstörungen erhalten, die sich positiv zu Companeat geäussert haben.
Answer by Meliss · Apr 10, 2017 at 01:21 PM
Ja... Naja, für die 6 Wochen vielleicht, weil man durch das viele Wandern sowieso abnimmt, aber in die gleiche Sphäre von früher "als man krank war" wieder einzutauchen bedeutet auch den erneuten Ausbruch, da bin ich mir fast sicher.
Answer by companeat · Apr 10, 2017 at 09:43 PM
Grüezi
Ich verstehe ihr Argument durchaus. Bevor ich hier Gegenargumente positioniere empfehle ich Ihnen aber, im Konzept (http://companeat.ch/konzept-companeat-ein-weg-aus-der-bulimie/) mindestens den Abschnitt mit der Hypothese und den Begründungen kurz durchzulesen (ab Seite 6 ). Unter Punkt 17 ist zum Beispiel ein kurzer Beitrag zu der Zeit nach der Wanderung aufgeführt. Und Sie haben Recht, Companeat natürlich ist nicht für jede(n) die passende Lösung. Die Voraussetzungen dafür, welche Personen geeignet wären, finden Sie ebenfalls im Konzept, gerne nenne ich hier aber einige:
Lust auf ein Abenteuer
Mind. 18 Jahre alt
Motiviert von Bulimie loszukommen
Körperlich fit
Psychisch fit
Offen für neues
Freude an Natur
Durchhaltevermögen
Es stimmt was Sie sagen: Sehr wahrscheinlich nimmt man während des Wanderns tatsächlich etwas ab. Das ist aber durchaus eine kleine Motivation. Das Wandern kann das Essverhalten aber gleichzeitig wieder normalisieren (siehe Begründungen im Konzept). Zudem: Je länger man von der Sucht weg ist, desto geringer ist das Rückfallrisiko - das heisst: je länger desto besser. Ich kopiere jetzt einfach mal die ganze Hypothese mit den Begründungen rein, dann müssen Sie das Konzept nicht extra noch auf der Website suchen und andere haben ebenfalls gleich einen Überblick:
Hypothese:
<
wird man die Bulimie los>>
Hinweis: Im Folgenden wird Bezug auf den Appalachian Trail (AT) in den USA
genommen, da das Konzept ursprünglich darauf aufbaute. Es gibt jedoch eine
Vielzahl von Fernwanderrouten weltweit, die als Alternative zum AT in Frage
kommen.
Begründungen
1. Lösungsorientiert
Im Sinne des lösungsorientierten Ansatzes soll der Fokus auf die Ziele, die Ressourcen und
Wunschvorstellungen gerichtet werden und nicht auf die Probleme und deren Ursache. Das
mehrwöchige Wandern bietet die Möglichkeit, vorübergehend aus dem Problemalltag und der
Bulimie zu entkommen und einen ganz anderen Alltag zu erfahren, in dem das Thema Bulimie
wenig / nicht präsent ist.
2. Essen berechnen – die Unmöglichkeit zu Erbrechen
Das Essen auf dem AT muss selber mitgetragen und somit eingeteilt werden auf die Anzahl
Tage die man braucht, bis man die nächste Einkaufsmöglichkeit erreicht. Das sind
durchschnittlich ca. 5 Tage. Unterwegs Essattacken zu erleiden und zu erbrechen wäre
demnach katastrophal, da die Beschaffung von neuen Lebensmitteln nicht möglich ist.
3. Keine nächtlichen Essattacken
Da man nachts alle Lebensmittel bärensicher zwischen Bäume aufhängen muss, ist man vor
nächtlichen Essattacken geschützt.
4. Hohe Hemmschwelle
Wandert man mind. zu zweit (was ich empfehle) ist Privatsphäre zwar möglich, jedoch nur
beschränkt. Rückzugsmöglichkeiten sind einerseits das Zelt, das jedoch nicht vor Geräuschen
schützt, und andererseits die Natur, die jedoch nicht viel Komfort bietet. Somit sind
Essattacken und Erbrechen heimlich kaum möglich und die Hemmschwelle für Essattacken
steigt.
5. Ablenkung durch stetige Beschäftigung
Man ist ständig beschäftigt. Man wacht auf, macht Feuer, kocht Wasser, baut Zelt ab, packt
Rucksack, wandert los, kommt an, baut Zelt auf, macht Feuer, kocht Abendessen, entspannt,
quatscht oder liest, geht schlafen. Die Nachtruhe auf dem Trail kehrt in der Regel bereits gegen
20.00/21.00 Uhr ein. Erstens weil es dann dunkel wird, zweitens weil man sehr müde ist und
drittens, weil der nächste Tag früh beginnt. Das hohe Mass an Beschäftigung und die vielen
neuen Eindrücke auf dem AT lenken von der Bulimie ab.
6. Gewichtsabnahme durch wandern
Hinter den Essattacken steht oft die Motivation der Gewichtsabnahme bzw. das Verhindern
der Gewichtszunahme. Auf dem AT ist man täglich mehrere Stunden am Wandern und auch
davor- und danach ständig in Bewegung. Ein Gewichtsverlust wird trotz erhöhter
Kalorienaufnahme hoch wahrscheinlich eintreten. Ein möglicher Gewichtsverlust ist in dem
Setting von Companeat kein störender Faktor, weil es die Betroffenen zum Mitmachen
motiviert, man dabei auf natürliche, gesunde Weise abnimmt und das wichtige
Zusammenspiel von Energieaufnahme und Energieausgabe sieht und dadurch (wieder)
erkennt, was Nahrung überhaupt für uns Menschen bedeutet.
7. Die Bedeutung von Essen
Wieso essen wir überhaupt? Die einfachste Antwort auf diese Frage lautet: Um Energie
aufzunehmen, damit unsere Körperfunktionen aufrechterhalten werden. Für BulimikerInnen
hat Essen diese Bedeutung meist schon längst verloren. Um von der Ess-Brecht-Sucht wieder
wegzukommen ist es deshalb wichtig, dass man die Einstellung zum Essen ändert und darin
das erkennt, was es tatsächlich ist: etwas Notwendiges und kein Suchtmittel. Auf dem Trail
erfährt man das am eigenen Leib: wer zu wenig Nahrung aufnimmt, der hat bald mit
Schwächeanfällen zu kämpfen. Wen man dann etwas isst spürt man sofort, wie der Körper wieder an
Energie gewinnt. Diese Erfahrung zeigt die Bedeutung von Essen auf und kann dazu führen,
dass wieder eine gesunde Einstellung zum Essen entwickelt wird.
8. Wandern: Ideal für den Kreislauf
Wandern macht nicht nur körperlich fit, wandern setzt auch Glückshormone frei und wirkt
somit positiv auf die Stimmung. Wandern lindert zudem Stress und Müdigkeit, stärkt das
Immunsystem, verbessert die Herzgesundheit und senkt Bluthochdruck. Wandern reduziert
Depressionen und Angstzustände, senkt das Risiko für viele Krebskrankheiten und mässigt
sogar Heisshungerattacken. Quelle: www.zentrum-der-gesundheit.ch/gesund-durchspazieren.ia.html
9. Die positive Wirkung der Natur auf den Menschen
Die Nähe zur Natur wirkt sich positiv auf die Stimmung aus, sie wirkt stresslindernd und trägt
zur seelischen Ausgeglichenheit bei. Grüne Landschafen verstärken positive Gefühle und
mindern negative. Die Ruhe der Natur wirkt besänftigend auf das Gemüt im Gegensatz zum
Alltagslärm in einer Stadt. Naturerfahrungen steigern das Selbstwertgefühl und fördern die
Konzentration. Die Natur fördert Heilungsprozesse.
Quelle: www.wanderforschung.de/file/natwirkob1258002913.pdf
10. „Verbotene“ Lebensmittel legalisieren
Da das Essen selber mitgetragen werden muss und man durch die ständige Bewegung einen
stark erhöhten Kalorienbedarf aufweist, sollten die mitgeführten Lebensmittel vom Gewicht
her möglichst leicht und gleichzeitig möglichst kalorienreich sein. Ideal sind z.B. Snickers,
welche oft als Mittagessen eingenommen werden, denn mittags fehlt grundsätzlich die Zeit
zum Kochen. Anstatt man also beim Einkaufen auf kalorienarme Produkte achtet, macht man
das Gegenteil: Man sucht die Produkte mit dem höchsten Kaloriengehalt. Das kann dazu
beitragen, die bisherige Einstellung zum Essen auf den Kopf zu stellen, positiv zu verändern
und die Angst vor „verbotenen“ Nahrungsmitteln zu verlieren.
11. Erleichterung / Befreiung durch wandern
Das Erbrechen nach einer Essattacke ist für Betroffene oft eine grosse Erleichterung und wirkt
befreiend. Auch laufen bzw. wandern wirkt befreiend und kann die Erleichterung, die man
sonst durch Essattacken und Erbrechen erlangt, positiv ersetzen.
12. Wieso ausgerechnet auf dem Appalachian Trail?
Wieso nicht in der Schweiz? Hier kann man doch wunderbar wandern? Der Knackpunkt ist: in
der Schweiz kann man jederzeit das Handtuch werfen, eine Bushaltestelle ist von überall aus
in wenigen Stunden erreicht oder man ruft an und wird abgeholt. Man ist mobil, hat das Handy
dabei, ist in Kontakt mit Familie und Freunde, kann gar nicht richtig abschalten. Man hat fast
jeden Tag die Möglichkeit, irgendwo einzukaufen und lernt so nicht wie auf dem AT, sich das
Essen einzuteilen.
13. Selbstbewusstsein
Die Erfahrung, einen solchen Trip selber zu planen und durchzuführen, sowie der Aufenthalt
in der Natur, stärken das Selbstbewusstsein. Während der Wanderschaft fängt man meist
früher oder später an, sich mit sich selber auseinander zu setzen. Erkenntnisse, die man
dadurch gewinnen kann, können ebenfalls zur Stärkung des Selbstbewusstseins beitragen.
14. Alles was man braucht in einem Rucksack
Wir sind Teil einer Konsumgesellschaft – wenn wir shoppen gehen, scheint es unendlich viele
Dinge zu geben, die wir plötzlich dringend brauchen. Auf dem AT wird man sich bewusst, wie
wenig wir tatsächlich brauchen, um dennoch glücklich und zufrieden zu sein. Lernfeld: weniger
ist mehr – Konsum macht nicht glücklich. Das gilt auch für die Bulimie!
15. Soziale Kontakte
Auf dem Trail lassen sich soziale Kontakte knüpfen mit Menschen aus der ganzen Welt, aus
unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Kulturen. Die Gründe, weshalb jemand auf dem
AT wandert, sind individuell und sehr verschieden. Die Begegnungen sind oft sehr inspirierend
und können andere Blickwinkel vermitteln.
16. Dauer - Rückfallrisiko mindern
Je länger man suchtfrei ist, desto geringer ist das Risiko, rückfällig zu werden. Deshalb
empfehle ich mind. 6 Wochen oder länger. Um den ganzen AT abzuwandern braucht man ca.
4-6 Monate.
17. Wie geht es nach dem Trail weiter?
Es ist von Vorteil, für die Zeit nach dem Trail einen „Plan“ zu haben. Ein gutes soziales Umfeld
und ein strukturierter Alltag. Zu empfehlen ist allenfalls ein veränderter Alltag, um Situationen,
die die Bulimie bisher negativ beeinflussten oder auslösten, entgegen zu wirken oder zu
lernen, auf andere Weise mit ihnen umzugehen (systemischer Ansatz).
18. Dinge machen, die man gerne macht - Motivation
In der Zeit nach dem AT ist es wichtig darauf zu achten, dass man Dinge macht, die man gerne
macht. Sich Zeit nehmen um ein Buch zu lesen, vielleicht in Verbindung mit einem Buchclub.
Im Garten Gemüse anbauen, einem Turnverein beitreten, eine Weiterbildung starten. Egal
was, aber etwas, das Spass und Freude bereitet. Denn auch im Alltag muss es Motivation
geben! Auch die Aussicht auf den AT soll Motivation in den aktuellen Alltag bringen.
19. The Key: Umdenken
Die Alltagssorgen sind während des Trails plötzlich weg, und nach der Rückkehr sieht man sie
meist aus einem anderen Blickwinkel - im besten Fall lösen sich diese Probleme dann sogar in
Luft auf, weil sich die Gedanken unter dem Einfluss der Natur und der Erfahrungen so
entwickelt haben, dass sie das vorhandene Problem als keines mehr betrachten.
Schlussendlich definieren wir ja selber, ob etwas ein Problem ist oder nicht - wenn wir also
unsere Einstellung zu einem bestimmten Sachverhalt ändern, dann ändert sich auch die
Bewertung dazu. Das haben wir alle schon selber erlebt, sei es in Form eines veränderten
Musik- oder Kleidergeschmacks, bei Veränderungen in zwischenmenschlichen Beziehungen,
bei politischen oder gesellschaftlichen Wertvorstellungen usw. Um aus der Bulimie zu kommen
ist es wichtig, sich selber und sein Körpergewicht nicht weiter als „Problem“ zu definieren,
sondern als etwas Positives. Es ist doch schön, haben wir überhaupt einen Körper, der uns von
A nach B tragen, der unser ganzes Hab und Gut transportieren, der uns unsere Gefühle
wahrnehmen lassen, der uns sprechen, sehen, riechen und lachen lassen kann.
20. Kosten
Die Kosten sind unter der Rubrik „Budget“ beschrieben. Im Gegensatz zu einer langjährigen
ambulanten Therapie oder einem stationären Klinikaufenthalt halten sich die Kosten für
Companeat sehr gering. Jedoch ist Companeat nicht Krankenkassen anerkannt und die Kosten
müssten selber getragen werden
Liebe Grüsse
S. K.