Klimapolitik: Weniger ist weniger
Plastiksackverbote und Kompensationszahlungen werden nicht reichen. Wenn wir den Klimawandel bremsen wollen, müssen wir unseren Konsum zurückfahren.
Flaschen- oder Dosenbier? Es ist praktisch egal, aus welchem Behältnis man sein Bier trinkt. Für die Gesamtumweltbelastung macht das keinen grossen Unterschied. Wir sollten aufhören, derart viel Gehirnschmalz für Detailfragen aufzuwenden. Wer wirklich einen Bei-trag zum Umweltschutz leisten will, für den heisst die Antwort nicht «Flasche» oder «Dose», sondern «eins weniger». Nicht «online» oder «Laden», sondern öfter mal «gar nicht». Die gute Nachricht lautet darum: Es ist gar nicht so kompliziert. Es ist sogar sehr einfach. Die schlechte Nachricht: Es ist anstrengend. Das Zauberwort heisst «weniger». Weniger Konsum. Weniger Fleisch, weniger Milch. Weniger bauen. Weniger Autos, weniger fliegen, weniger heizen. Weniger Gift, weniger Ordnung. Weniger Haustiere, weniger Kinder. An dieser Stelle der Diskussion folgt oftmals eine tröstliche Floskel à la «Weniger ist mehr». Doch das ist eine falsche Fährte. Gewiss, manche werden an der Askese Gefallen finden, und den meisten würde ein bisschen weniger Konsum guttun. Aber wir sprechen hier von echtem Verzicht, und der tut richtig weh. Keine Angst, niemand wird hungern oder darben müssen – das nicht. Aber auf die eine oder andere Annehmlichkeit verzichten, das schon. Weniger ist weniger.
Answer by Kobold · Jan 09 at 01:33 PM
Das Zauberwort à la @alescha: „WENIGER“ -- Fleisch. Milch, Bauen, Autos, Fliegen, Heizen, Gift, Ordnung, Haustiere, Kinder!“
Nach Überprüfung meiner am 31. Dezember 2020 / 24:00 Uhr gefassten guten Vorsätze für das Jahr 2021 bin ich zu nachstehendem Schluss gekommen:
Bei Fleisch muss ich passen, ich liebe nun mal Fleisch direkt vom Bauern in allen Variationen; bei Milch kann ich voll zustimmen, Milch pur ab Kuh ist nicht mein Ding; ebenfalls bei Bauen; mein Haus ist Schnee von gestern und ein Um- oder Aufbau nicht geplant; dito bei Autos, meine Karre aus Fernost macht es noch einige Jahre; als Weltenbummler bin ich, obwohl mir alle übrigen Transportmittel, inklusive alles andere als umweltfreundliche Dieselloks sympathischer sind, wohl oder übel auf gelegentliches Fliegen über grössere „Wässerchen“ angewiesen; mit Heizen haben meine alten etwas klapprigen Knochen gewisse Ansprüche, nicht unter 22 Grad ist die Norm; bei Gift kann ich zustimmen, obwohl böse Zungen meine Lieblingsgetränke als Gift bezeichnen; Ordnung ist für mich ein weiter Begriff und je nach Perspektive des Betrachters bin ich ein Vorbild oder kein Vorbild; ausser Vögel und Nachbars Katze die unseren Garten besuchen gab es gestern, heute und auch morgen keine Haustiere und weitere Kinder sind in unserem Alter mit gewissen Problemen verbunden. Also lassen wir das!
Mit Genugtuung stelle ich nun fest, dass ich immerhin bei den 6 Begriffen -- Milch, Bauen, Autos, Gift, Haustiere und Kinder sehr gut dastehe und sehe deshalb bei den restlichen 4 Begriffen -- Fleisch, Fliegen, Heizen und Ordnung keinen Grund in den nächsten Jahren, die ich noch auf unserem Planeten verbringe etwas zu verändern!
Kobold
Answer by skywings · Jan 10 at 12:19 PM
Verzichten ist nicht nötig, angemessener Verbrauch reicht. Es wird überall überflüssig immer noch zuviel konsumiert und verbraucht. Schaut mal in eine Brocki, die überquellen. Nur 2 Beispiele: Viele fahren mit dem eigenen Auto, aus Bequemlichkeit, viele heizen ihr Wohndomizil auf 23 Grad.
Answer by Transmitter · Jan 10 at 02:09 PM
Ich habe mir lange überlegt, was ich so pauschal auf diese Frage antworten kann, bevor ich mich gleich wieder in den Details verliere.
Die Antwort von @skywings liefert mir hier eine Vorlage.
Allerdings ist meine Antwort darauf, eigentlich eine Frage.
Wie viel Lebenssinn stiftet mir ein Konsum von Luxusgütern? Und würde es nicht sinnvoller sein, darauf zu verzichten?
Doch! Es ist ganz simpel: Das erste Bier trinkt man mit mehr Genuss als das fünfte!
Ich fürchte, jetzt muss ich doch noch einen Beitrag schreiben, bei dem ich etwas auf die Details eingehen muss.
Answer by Kobold · Jan 10 at 03:57 PM
Zugegeben, ich bin kein Vorbild für umweltbewusste Mitmenschen. Wenn ich allerdings sehe wie im Restaurant halbleere Teller vom Servierpersonal abgeräumt werden oder auch in unserem Umfeld Rest-Speisen im Abfallkübel landen, stelle ich fest, meine Frau und ich konsumieren Speis & Trank mit Genuss und egal ob vor oder nach der Genussphase, der Abfallkübel ist ausgenommen Rüstabfälle für Zutaten und Speisen Tabu!
Sämtliche Lebensmittel aus unserer Vorratskammer, Keller, Kühl- und Tiefkühlschrank, z.T. schon mit leicht überschrittenen Ablaufdaten auf den Verpackungen, finden den Weg via Herd, Backofen, Grill und Teller in unsere „Mägeli“. Dasselbe gilt auch für Produkte vom Bäcker. Einige Tage altes Brot schmeckt herrlich ab Toaster oder wird zu Paniermehl weiterverarbeitet und von Koboldine z. B. in griechischen pikanten Hackfleischbällchen eingesetzt. Schmeckt herrlich!
Den Luxus, zu Hause oder im Restaurant exzellent zu Speisen gönnen wir uns. Etwas anders sieht es bei weiteren Luxusgütern aus. Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen. Wir brauchen weder einen Zweitwagen, noch in kurzen Abständen das neuste Modell irgendeines Schlitten der oberen Klasse, unsere alte Karre tut es auch. Auch auf einen Pool in unserem alles andere als ein „Schicki/Micki“ Garten mit Rasen den Kids von Gästen nicht betreten dürfen können wir verzichten. Dasselbe gilt auch für Bad und Küche, liebevoll vor Jahren individuell nach unserem Geschmack und nicht nach dem jeweiligen Trend gestaltet, ausgerüstet mit Geräten die heute noch einwandfrei arbeiten.
Für Reisen rund um die Kugel machen wir schon einige „Fränkli“ locker, aber im Gegensatz zu meinen beruflichen Zeiten als ich zwangsläufig im Flieger in der Business Class unterwegs war und in 5 Sterne Luxus-Bunkern logierte, buchen wir heute die Holzklasse und logieren in gemütlichen kleinen Familienhotels.
Abschliessend nur noch dies: Dem Schlusssatz von @Transmitter im letzten Beitrag kann ich voll zustimmen:
„Wie viel Lebenssinn stiftet mir ein Konsum von Luxusgütern? Und würde es nicht sinnvoll sein, darauf zu verzichten?“
Kobold
Answer by Transmitter · Jan 10 at 10:13 PM
@Kobold
ohaa ... lach... jetzt fällt mir doch gerade auch noch so ein alter Lacher ein... der wurde zwar auch schon mal gepuustet.... aber fehlt noch im Witzarchiv von @DamienS.
Jetzt kommt " Datterli" wie üblich an den Stammtisch... schwer beladen mit Einkaufstaschen.
Fragt "Stammtischgrufti".... ja sag mal... du hier so beladen ... was ist denn heute mit dir los?
Ach weisst du ... hatte heute so einen anstrengenden Seniorenalltag. ....
Ja, sag... wie denn?
Ja, weisst du... habe da so ein Zipperlein.... und ging dann mal zum Arzt. Der hörte mir stundenlang zu.
Ja wieso denn das? Wegen einem Zipperlein?
Ja, jaaa. Der will auch noch von etwas gelebt haben.
Ja und was dann? Dann schrieb der mir eine ellenlange Liste von Medikamenten ..... und schickte mich in die Apotheke....
Ja und das war dann so anstrengend?
Ja klar... die schrieben dann eine ellenlange Rechnung... während die mir die Taschen vollpackten...
Aber die müssen ja auch gelebt haben....
Ja und dann?
Ja dann bin ich hierher gekommen....
Ja wieso jetzt das?
Ja, was glaubst du denn... ich will ein Feierabendbier. Und die "Servierdüse" muss ja auch noch von etwas gelebt haben.
Ja. Das kann ich jetzt irgendwie noch verstehen. Also so ohne "Servierdüse" gehts ja gar nicht....
Und was machst du nachher noch? Ja, dann gehe ich noch auf die Recyclingstelle und entsorge diesen ganzen Sondermüll aus der Apotheke...
Aber nein... wieso jetzt das?
Ja, weshalb denn wohl? Ich will ja auch noch gelebt haben!
Proscht!
Answer by Transmitter · Jan 11 at 11:39 AM
Einmal ungeachtet davon, dass vielleicht Eines weniger... besser ist. Und das erste Bier sowieso immer am Besten schmeckt.
Es spielt auch eine Rolle, ob Flasche oder Dose. Und es spielt auch eine Rolle, wo "Bartli" den Most holt!
Wissen sie.... wenn ich gerade in der Schweiz bin.... und ein Bier möchte... dann habe ich Lust auf mein gewohntes Bier. Das wird in Übersee produziert.
Und weil ich so viel Geld zuviel habe .... lasse ich mir gleich eine Tonne davon einfliegen. Selbstverständlich in den kleinen Fläschchen... Denn sonst wird das Bier zu warm, bevor ich es ausgetrunken habe. Schliesslich muss ich ja mein Hotelzimmer auf mindestens 25° heizen.... sonst fühle ich mich nicht wie am Strand zu Hause und kann dann nicht in der Badehose im Wohnzimmer sitzen.... Da kommt einfach kein Feeling auf... und daran ändern auch die Zimmerpalmen nichts.
Und weil ich ja soviel gute Arbeit leiste... kann ich mir das alles leisten!
Also was soll das ganze "Gequatsche" hier?
Wen interessiert es denn schon, dass etwa die Hälfte der Tonne Bier... gar nicht Bier ist... sondern Glas. Wen interessiert es denn schon, dass es die Flugsellschaft nicht interessiert, ob sie nun eine halbe Tonne Glas um die halbe Welt fliegen, wenn sie dafür bezahlt werden? Nur weil irgendein "Idiot" eine "Geschmacksverstimmung" hat?
Und jetzt mal etwas Ökobilanz: Wie viel ist das "Fluggewicht" eine Flasche? Und das einer Dose? Wie viel ist der Recyclingaufwand bei einer Flasche? Und wie viel bei einer Dose? Also mal ganz grob gesagt.... habe ich davon ja keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht. Habe keine Zeit mir solche Gedanken zu machen. Muss zur Arbeit... damit ich mir den Recyclingaufwand noch leisten kann.
PS: Die Fortsetzung meiner Gedankenlosigkeit folgt noch nach....
Ich habe noch die Idee, dass @skywings schon verstanden hat, auf was es hier hinausläuft.
Was hat das "unser Grosi" immer gesagt?
Altes Brot ist nicht hart. Nur kein Brot... ist hart.
Die Brotsuppe von "unser Grosi" war excelent. Da lasse ich aber sofort jeden Kaviar stehen...
Answer by Kobold · Jan 11 at 02:37 PM
@skywings schreibt in seinem Beitrag: „schaut mal in eine Brocki, die überquellen“. So ist es. Wir leben nun mal in einer Wegwerfgesellschaft. Und alle, ich wiederhole alle Konsumenten ob reich oder arm machen da mehr oder weniger mit.
Interessant wäre mal folgendes Experiment:
Eine leere 4-Zimmerwohnung, lediglich ausgerüstet mit den notwendigen Anschlüssen in Küche und Bad ohne ein „Fränkli“ für die Einrichtung auszugeben, geschmackvoll und stilvoll einzurichten.
Auf unzähligen Abfalldeponien und bei angekündigten Sperrgutabfuhren in Wohnquartieren findet man alles was es dazu braucht.
Guterhaltene Polstergruppen, Schränke, Regale, Büchergestelle, Bücher, Tische, Stühle, Teppiche, Kommoden, Betten, Lamellen oder Stoffvorhänge, Lampen in allen Varianten, Bilder, Küchengeräte vom Herd via Backofen mit Grill, Abwaschmaschine, Kühlschrank, Tiefkühlschrank, Mikrowellen, Geschirr bis zu unzähligen Kleingeräten, alles noch voll funktionsfähig und im Bad von der Dusche, Toilette via das Lavabo bis zur Waschmaschine und Trockner, ebenfalls alles noch voll funktionsfähig.
Und „last but not least” vom noch einwandfrei arbeiteten Flachbild TV via die Musikanlage, PC / Tablet, Drucker bis zum Telefonfestanschluss oder Handy, alles manchmal noch fast neuwertig!
Kobold
Und last but not least... sind die berühmten Passwedler noch stolz darauf.
Wir mussten kürzlich eine Wohnung einer verstorbenen Person räumen. Wir fragten bei Brockis an. Die Offerten varierten von 2500 bis über 3500 CHF für die Räumung.
Dabei war praktisch der ganze Haushalt in bestem Zustand. Nur... Die Brockis hätten fast alles in die Sperrgutsammlung gegeben.
Wir beschlossen dann selbst zu räumen. Obwohl wir selbst keine Verwendung für den Haushalt hatten. Wir hatten ja schon Alles.
Wir schleppten also den Hausrat an die Durchgangsstrasse. Da wo die Grenzgänger immer durchfahren. Da blieb er zuerst mal gut zwei Tage lang unangetastet stehen.
Doch am dritten Tag war dann alles "ratzeputz" weg.
Und nein. Die schweizerische Müllabfuhr fährt keine Kleinlaster mit ausländischen Kennzeichen.
PS:
Für den Räumungspreis der von den Brockis offeriert wurde ... hätten wir den ganzen Müll nach Afrika schiffen können.
Und noch bevor es durch den Zoll gegangen wäre.... hätten die Zöllner den ganzen Müll gratis und franko aus dem Container geräumt. Wir hätten bloss auf die Zolldeklaration schreiben müssen: Bedient euch so lange es noch was hat. Smile.
Ist nicht nur in Basel so. Praktisch überall an der Grenze .... wird mitgenommen. Aber die Schweizer sind sich hier etwas zu gut dafür geworden.
Ich habe kürzlich im PC- Schrottcontainer in der Recyclingstelle eine Festplatte mit 500 GB gefunden. Originalverpackt!
Durfte sie nicht mitnehmen...
Answer by Transmitter · Jan 11 at 06:55 PM
Nach dem Intermezzo mit @Kobold erlaube ich es mir jetzt mit dieser Biergeschichte fortzufahren. Und die Biergeschichte ist hier sinnbildlich zu verstehen.
Ich war früher oft zu Gast in einer Stadt. Und da gibt es eine kleine Bierbrauerei. Die haben da so ein Gebinde kreiirt. Mit dreissig CHF Depot drauf. Denn das eigentliche Ziel war es, diese Karaffen zu verkaufen. Damit sie die Kunden dazu verwenden... sie nachfüllen zu lassen. Am Besten direkt in der Brauerei. Kann man. Und man kann da zu Fuss, mit Velo, oder auch mit ÖV hin.
Natürlich kann man auch mit einem Hummer vorfahren.... sofern es auf dem Lastwagenpark noch etwas Platz hat. Damit sich ein Kleintier neben den Hirschen noch etwas zelebrieren kann.....
Nun... das nächste mal schicke ich per online-Bestellung gleich einen Lastwagen hin....
Unser Praktikus macht das neuerdings auch so.... Der hat heraus gefunden, dass er nach dem fünften Bier sein Lieblingsbier nur noch nach der Etikette erkennt. Und angesichts dieser Tatsache hat er angefangen nachzurechnen....
Wenn er anstatt hummermässig vorfährt, gleich einen richtigen Laster hinschickt.... Dann ist das Verhältnis von Leergewicht zu der zu transportierenden Ladung eindeutig zu Gunsten des Hirsches. Und hier ist auch die Öko-Bilanz schon entschieden.
Jetzt lässt sich also Praktikus per Lastwagen die Grosscontainer an Bier anliefern. Und die Dorfbewohner kommen mit der eigenen Karaffe, um das "täglich Brot" zu holen....
Und jetzt liebe Leser....
Was geht hier an der Rechnung noch nicht wirklich auf?
Answer by Transmitter · Jan 12 at 10:52 PM
@Kobold hat mit seinem Beitrag wohl sicher das eigentliche Problem angesprochen.. Je reicher man wird... desto verschwendungsüchtiger wird man... scheint zumindest die allgemeine Tendenz zu sein.
Die Verschwendungsucht abzuschaffen, ist aber noch kein wirklicher Verzicht.
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