Ich arbeite in einem 80-Prozent-Pensum als Redaktor bei einem Magazin. Meine Hauptaufgaben sind das Schreiben von Artikeln und das Suchen neuer Themen. Führungsverantwortung habe ich keine. Ich habe an der Universität Zürich Politik und Geologie studiert, danach ein Jahr als Lehrer an einer Kantonsschule gearbeitet. Dann wechselte ich in den Journalismus und wurde Redaktor, später Ressort-Leiter bei einer Regionalzeitung. Seit fünf Jahren arbeite ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber.
Meine Frau ist ebenfalls Journalistin und arbeitet ebenfalls 80 Prozent. Wir haben einen kleinen Sohn, der bald 1 Jahr alt wird. Unter der Woche übernimmt jeder von uns einen Tag die Betreuung, zweieinhalb Tage geht er in die Krippe, einen Nachmittag die Woche schauen meine Eltern zu ihm. Wir versuchen, alle Aufgaben bei der Betreuung und im Haushalt gleichmässig aufzuteilen, so gut es eben geht.
Ich verdiene mit meinem 80-Prozent-Pensum im Monat 6900 Franken brutto, dazu kommen 200 Franken Kinderzulage. Netto erhalte ich 6300 Franken. Meine Frau verdient ähnlich viel. Zusammen kommen wir also auf ein Netto-Einkommen von gut 12 000 Franken.
Wohnen: Wir leben in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung in Wiedikon, einem Quartier in Zürich. Die Miete beträgt 1300 Franken. Das ist sehr wenig für Zürich und erst recht für Wiedikon. Der Grund: Es handelt sich um eine Genossenschaftswohnung, das heisst, wir zahlen nur Kostenmiete. Die Mehrfamilienhaussiedlung ist alt (Baujahr 1931), wird in ein paar Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Versicherungen und Gesundheitskosten: Bei der Krankenkasse sind wir alle allgemein versichert, haben ein HMO-Modell und die höchstmögliche Franchise. So kommen wir auf 900 Franken pro Monat. Mit Selbstbehalt und Franchise zahlen wir pro Jahr etwa 1000 Franken für Zahnarzt (Dentalhygiene) und Arzt- , Frauen- und Kinderarztbesuche. Haftpflicht und Hausratsversicherung kosten 40 Franken.
Kinderbetreuung: Wir zahlen 1300 Franken im Monat für 2,5 Tage Kita die Woche
Mobilität: Wir haben kein Auto. In Zürich brauchen wir keins. Für Transporte leihen wir uns ein Auto von Freunden, in den Ferien mieten wir manchmal eins. Wir haben beide ein Jahresabo für den Verkehrsverbund des Kantons Zürich. Weil unsere Arbeitgeber einen Teil der Kosten übernehmen, zahlen wir dafür nur 600 Franken. Wir arbeiten beide in der Stadt und benutzen für den Arbeitsweg meist das Velo. Reparaturen und Service kosten etwa 100 bis 200 Franken im Jahr. Pro Monat macht das also für beide zusammen etwas mehr als 100 Franken, was sehr wenig ist.
Haushalt: Wir gehen fast jeden Tag einkaufen, meist bei Migros oder Coop. Das kostet dann so um die 60 Franken für Essen, Haushaltsartikel, Windeln, Babynahrung etc. In der Regel kaufen wir Bio, Fleisch kaufen wir nie. Ende Monat kommt so ein Betrag von fast 2000 Franken zusammen. Das scheint mir sehr viel. Wir schauen ehrlich gesagt nicht so sehr auf den Preis, ich denke aber trotzdem, für eine Familie mit einem Kleinkind ist das normal. Bei der Arbeit essen meine Frau und ich fast immer in der Caféteria unseres jeweiligen Betriebs. Das macht zwei mal vier mal die Woche ca. 15 Franken, also knapp 500 Franken im Monat.
Mein letztes Schnäppchen: Ich bin darin nicht sehr gut. Meine Frau hat aber auf einer internen Tauschbörse ihres Arbeitgebers einen fast neuen, wunderbaren Holzlastwagen für Kinder ergattert, zum Preis von 10 Franken.
Kleidung: Kleider kaufe ich nach Bedarf, alle paar Monate. Ich würde sagen, für alles zusammen, inklusive Schuhe, komme ich pro Jahr auf Ausgaben von ca. 3000 Franken. Das klingt für mich nach sehr viel, aber ich kaufe sicher drei paar Hosen im Jahr, drei Pullover, zwei Jacken, zwei Paar Schuhe, zwei Hemden, die in der Regeln zwischen 100 und 300 Franken kosten. Dann mal noch eine Tasche, T-Shirts- und Unterwäsche. Wahrscheinlich ist es sogar mehr. Monatlich wären das 250 Franken - krass!
Telefon und Internet: Mein Handy-Abo (Salt) kostet 30 Franken im Monat, unser Abo für Internet und TV (Salt) 50 Franken.
Abos und Streaming: Ich habe den Tages-Anzeiger abonniert. Als Journalist bekomme ich ihn mit 40 Prozent Rabatt, darum kostet er mich nur 350 Franken im Jahr, also ca. 30 Franken im Monat. Dazu kommen 19 Franken für den Spotify-Familien-Account. Das Netflix-Abo zahlt meine Frau, da ich es praktisch nie nutze. Pro Monat macht das rund 65 Franken.
Freizeit: Seit unser Kind da ist, bleibt nicht mehr viel freie Zeit übrig. Ein Feierabendbier mit Kollegen (30 Franken pro Abend) liegt nur noch alle zwei Wochen drin, alle zwei Monate gehe ich an einen Match meines Lieblingsfussballvereins Grasshoppers (50 Franken inklusive Bier). Ebenfalls höchstens noch alle zwei Monate gehe ich mit meiner Frau auswärts essen. Wir mögen es beide eher unkompliziert, nicht zu chic und sind auch keine Fine-Dine-Junkys. Weil die Restaurants in Zürich generell teuer sind, kommt pro Abend aber doch leicht ein Betrag von 150 Franken zusammen. Gehören Bücher auch zur Freizeit? Pro Jahr kaufe ich etwa 6 Bücher a 20 Franken, das wären 5 Franken pro Monat. Dazu kommt ein Fitnessabo fürs Gym, 600 Franken im Jahr, also 50 im Monat.
Hier habe ich das letzte Mal richtig Geld verschleudert: Eine klassische Fehlinvestition fällt mir nicht ein. In Ferien mit dem Mietauto fange ich mir aber mindestens eine Busse ein für zu schnelles Fahren, das sind dann rund 100 Franken inklusive Bearbeitungsgebühren. Das ist super ärgerlich, weil ich wirklich kein Raser bin.
«Die Inflation bereitet mir schon Sorgen.»
Manuel Blumer
Ferien: Im Frühling waren wir eine Woche zu dritt in der Provence. Automiete und Wohnung kosteten 1500 Franken. Im September gehen wir für zwei Wochen nach Korsika. Zugtickets nach Genua retour: 300 Franken, Fähre nach Korsika retour 400 Franken, Automiete 1000 Franken, Bungalow inklusive Halbpension 2000 Franken, also mit Ausgaben für Gelati, Ausflüge, Verpflegung sicher 5000 Franken alles zusammen. Zwei bis drei Mal pro Jahr machen wir mit der Familie ein verlängertes Wochenende, das kostet schnell 500 bis 700 Franken. Pro Jahr macht das 8000 Franken für Ferien mit der Familie. Dazu gehe ich eine Woche Rennvelofahren nach Mallorca (ca. 1500 Franken) und einmal mit Freunden an ein Fussballspiel der Bundesliga oder der italienischen Seria A, 500 Franken. Das wären insgesamt 10 000 Franken für Ferien, mehr als 800 Franken pro Monat. Viel mehr, als ich gedacht hätte.
Steuern und Altersvorsorge: Letztes Jahr zahlten wir fast 15 000 Franken Steuern, da arbeiteten wir aber beide noch in einem Vollpensum. Pro Monat müssen wir also über 1000 Franken dafür auf die Seite legen. Weiter versuchen wir, den Maximalbetrag in die 3. Säule zu zahlen, also zwei mal 6800 Franken im Jahr oder beide zusammen 1140 Franken pro Monat.
Hier die Tabelle zum Selberberechnen herunterladen.
Spenden: Meine Mitgliedschaft bei Pro Natura kostet 120 Franken im Jahr, dazu spende ich je 60 Franken für den WWF, Solarspar und Médecins sans Frontières. Macht 360 Franken im Jahr oder 30 Franken im Monat.
Sparen: Wir zahlen pro Monat 2000 Franken auf unser gemeinsames Sparkonto ein. Von dort nehmen wir das Geld für Steuern und häufig auch für die Ferien sowie für andere unvorgesehene Ereignisse wie Umzüge oder neue Möbel. So bleibt Ende Jahr auf dem Sparkonto fast nichts übrig.
Ich selber zahle pro Monat 500 Franken in einen nachhaltigen Aktienfonds. Zudem lege ich 1000 Franken auf die Seite. Damit zahle ich meine Veloferien, Rennvelozubehör, vor allem aber die 3. Säule. So bleibt abgesehen vom Aktienfonds auch hier fast nichts übrig. Bei meiner Frau sieht es ähnlich aus. Über den Daumen gepeilt können wir zusammen wohl etwas mehr als 1000 Franken pro Monat auf die Seite legen.
Im Moment wenig. Da ich vorher lange nur für mich selbst sorgen musste, habe ich aber für Notfälle eine Reserve von einigen Zehntausend Franken zusammengespart, die ich nicht anrühre.
Habe ich Schulden? Nein. Und mir schuldet auch niemand Geld
Wie spüre ich die Inflation? Ich nehme sie wahr, jedes Mal, wenn ich im Laden einkaufe. Bier, Pasta, Babynahrung - gerade die alltäglichen Dinge sind viel teurer geworden! Ich schaue schon mehr auf die Preise als früher, bin aber nicht wirklich konsequent. Ja, die Inflation bereitet mir Sorgen, da mein Lohn gleich geblieben ist, es keinen Teuerungsausgleich gab, und auch mein weniges Erspartes laufend an Wert verliert.
Mir und uns als Familie geht es finanziell gut. Wenn wir etwas wollen, kaufen wir es, wollen wir verreisen, tun wir das. Wir leisten uns viel, dh, wir leben etwa den Schweizer Durchschnitts-Standard. So fühle ich mich auch, wenn ich um mich blicke. Es gibt sehr viele Leute, die mit sehr viel weniger auskommen müssen. Wenn ich aber meine Arbeitskollegen und meine Freunde anschaue, habe ich das Gefühl, sie haben eher mehr Geld zur Verfügung und geben auch mehr aus, insbesondere für Wohnen, Mobilität und Ferien.
*Name geändert, richtiger Name der Redaktion bekannt.
Aufgezeichnet von Raphael Brunner.