Zu jung, um schon allein mit Freunden ans Meer zu fahren, zu alt, um noch mit Mami und Papi Sandburgen zu bauen – betreute Jugendreisen ermöglichen selbständigen, aber noch minderjährigen Jugendlichen Urlaub nach ihrem und der Eltern Gusto. Camping in Kroatien, Sportlager an der italienischen Riviera, Partyurlaub auf Teneriffa – all das gehört zum Angebot an Gruppenreisen für Jugendliche. Die Teenager geniessen so elternfreie Ferien, Vater und Mutter erholsame Urlaubstage ohne Miesepeter und Nörgelsusi.

Doch woran erkennen Eltern seriöse Veranstalter? Wie können sie sich sicher sein, dass ihre Kinder gut betreut und die Jugendschutzgesetze eingehalten werden? Die glaubwürdigsten Informationen holt man sich am besten aus dem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis. Ist keiner da mit einschlägigen Erfahrungen, lohnt sich der kritische Blick in die Prospekte oder auf die Homepage des Veranstalters.

Der Veranstalter Feriencamps.ch aus Zürich bietet diverse Themencamps und baut auf klar strukturierten Spielregeln: Allein in den Ausgang gibt es nicht, Alkohol und Drogen sind absolut tabu, Mädchen und Jungs schlafen stets getrennt, gegenseitige Besuche im Schlafraum sind nicht erlaubt. Nichts, worum sich Eltern also Sorgen machen müssten. Bei der Wahl des Reiseanbieters gilt eine einfache Regel: Macht der Veranstalter zu all den Fragen rund um den Jugendschutz keine oder nur sehr ungenaue Angaben, sollten Sie persönlich nachfragen oder gleich die Finger davon lassen.

Genauso wichtig ist die Qualifikation der mitreisenden Betreuungspersonen (bei deutschen Anbietern heissen sie meist «Teamer»). Zumindest die Hauptleiter sollten eine pädagogische Aus- oder Weiterbildung und Erfahrung im Leiten von Jugendlagern haben sowie über 18 Jahre alt sein, wie die Fachstelle Freizeit und Gesundheit der Pro Juventute rät. Ausserdem sollten alle Betreuer insbesondere zu den Themen Alkohol, Drogen und Sucht, sexuelle Übergriffe sowie in Sachen Gleichberechtigung geschult sein. Als optimales Betreuungsverhältnis empfiehlt die Pro Juventute einen Schlüssel von einem Erwachsenen auf sechs Jugendliche, wobei die Hilfsleitenden nicht gezählt werden.

Gezielt nachfragen bei den Anbietern

Während der Ferien ist für seriöse Veranstalter ausserdem eine 24-Stunden-Hotline Pflicht: Eltern sollten jederzeit Mitarbeiter erreichen können, die über die Lage vor Ort im Bilde sind. Und: Gute Anbieter kennen ihre Partner am Reiseziel. Das lässt sich durch gezielte Fragen nach Infrastruktur, Verpflegung, nach Zimmergrössen oder Rückzugsmöglichkeiten prüfen.

Eine weitere Orientierungshilfe bietet das deutsche BundesForum Kinder- und Jugendreisen: ein Zusammenschluss von Jugendreiseveranstaltern und Jugendverbänden, die sich zu gemeinsamen Qualitätskriterien verpflichtet haben. Neben den genannten Punkten müssen sie sich etwa auch für den Schutz vor sexueller Gewalt und Ausbeutung einsetzen und die Jugendlichen in die Programmgestaltung einbeziehen. Mitglieder und Partner des BundesForums sind vertrauenswürdig.

Das sind auch Veranstalter, die das Gütesiegel «SicherGut!» tragen. Für sie gelten noch strengere Standards. Besonderer Wert wird auf die Auswahl der Reiseleiter gelegt. Wer das Label erhalten will, wird genau unter die Lupe genommen. «Externe Auditoren prüfen vor Ort, ob die Kriterien eingehalten werden», sagt Stephan Schiller vom BundesForum.

Massen-Partycamps für Teenager

Jugendreiseunternehmen unterscheiden sich jedoch nicht nur nach Qualitätskriterien. Sie richten sich auch an unterschiedliche Klientelen. Wer eine informative, geführte Reise ohne Rambazamba erleben möchte, ist bei Feriencamps.ch besser aufgehoben als in einem Massen-Partycamp an der Costa Brava. Der Unterschied widerspiegelt sich auch im Preis. Für Eltern ist zu bedenken: Auch die besten Betreuer können nicht verhindern, dass Jugendliche Verbote umgehen und etwa heimlich Alkohol trinken. Diese Gefahr ist bei Partyferien grösser.

Unabhängig von der gewählten Variante können Teenager auf Jugendreisen aber viel lernen und sich durch das neue Umfeld und die Gruppendynamik in einer ganz neuen Rolle ausleben. Das «Prinzessli» ist plötzlich nicht mehr das einzige «Prinzessli» am Strand, und der junge Leitwolf kriegt von einem anderen Alphatier die Stirn geboten. Feriencamps.ch bestätigt das Gefühl vieler Eltern, die ihre Kinder als selbstbewusster und selbstständiger erleben, wenn sie vom Jugendcamp nach Hause kommen. Die Jugendlichen schliessen neue Freundschaften und wollen beim nächsten Mal wieder in das gleiche Camp zurück.

Betreute Jugendreisen: Vertrauenswürdige Anbieter

  • Feriencamps.ch
    Organisiert seit 1990 Ferienlager für Kinder und Jugendliche. Vor allem bildungsorientierte Angebote (Computer- und Sprachlager), aber auch Reisecamps und «Activcamps» (etwa Indianercamp, Outdoorcamp). Es wird grosser Wert auf die 24-Stunden-Betreuung der Teilnehmenden gelegt. Das Summercamp USA kostet ohne Flug und Zusatzoptionen 2680 Franken.

  • Rotary Summer Camps
    Rotary bietet jedes Jahr rund 100 Sommerlager für Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren im In- und Ausland an. Die Campdauer ist unterschiedlich, in der Regel zehn bis vierzehn Tage. Im Vordergrund steht der Austausch mit Jugendlichen aus anderen Ländern, die Teilnehmerzahl pro Land ist auf eine bis zwei Personen beschränkt. Die Eltern müssen nicht Rotary-Mitglieder sein. Neben den eigenen Reisekosten fällt lediglich ein Administrationsbetrag von 250 Franken an.

  • Ruf Jugendreisen
    Der deutsche Veranstalter bietet seit 1981 betreute Jugendreisen an, ist Mitglied beim Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen und trägt das Gütesiegel «SicherGut!». Schweizer Jugendlichen stehen 2014 Flugreisen nach Tarquinia, Italien (Strand- und Partyferien) ab 409 Euro offen sowie zahlreiche Last-Minute-Angebote für Kurzentschlossene.

  • Youngtour
    Organisiert seit 1977 Jugendreisen und ist Partner des BundesForums. Für die Strand- und Partyferien auf Korfu und in Rimini nimmt der deutsche Veranstalter Schweizer Jugendliche je nach Verfügbarkeit ab Basel mit. Kosten: rund 700 Franken für zwei Wochen.

  • Go Jugendreisen
    Bietet seit 1986 Jugendreisen an, ist Partner des BundesForums und hat 2008 das Qualitätslabel «SicherGut!» erhalten. An Reisen nach Frankreich, Spanien und Italien können Schweizer Jugendliche teilnehmen. Zusteigeorte: Basel, Bern, Solothurn, St. Gallen, Winterthur und Zürich. Kosten: rund 600 bis 800 Franken für zwei Wochen.