Selfscanning bedeutet, den Einkauf selbstständig zu scannen und zu bezahlen. 80 Läden der Migros und 150 bei Coop sind bislang mit Self-Checkout-Stationen ausgerüstet – und es werden immer mehr. Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass es weniger Angestellte an der Kasse braucht, und diese stattdessen als Kontrolleure oder im Lager tätig sind.

Dieses Thema hat der Beobachter unter dem Titel «Umstritten, aber beliebt» thematisiert. Die zahlreichen Reaktionen der Leserinnen und Leser auf Facebook und in den Artikel-Kommentaren zeigten eindrücklich, dass Selfscanning tatsächlich sehr umstritten ist.

Nachfolgend eine Auswahl der Argumente dafür und dawider:

Kritikpunkt 1: Arbeitsplätze werden abgebaut

«Für mich kommt Selfscanning nicht in Frage. Ich unterstütze keinen Stellenabbau!», so ein Kommentar von «Sama». Auch der Tenor vieler anderer Leser ist eindeutig: Das einzige Ziel von Coop und Migros sei das Einsparen von Kosten – und damit Stellenabbau. Das wollen die meisten Kommentatoren nicht gutheissen.

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Stellungnahme der Migros: «Es ist korrekt, dass in Zukunft weniger Kassiererinnen benötigt werden – aber nicht weniger Mitarbeitende. Denn der Supermarkt und die Art des Einkaufens haben sich im Laufe der Geschichte stetig verändert. Und mit ihm haben sich auch die Stellenprofile gewandelt. Eine Kassiererin übernimmt heute auch beratende Funktionen und rotationsweise Aufgaben am Kundendienst. Mit Selfscanning entsteht nun ein weiteres neues Arbeitsgebiet, denn dieser Bezahlprozess ist ohne Mitarbeitende nicht denkbar.»

Stellungnahme von Coop: «Am Platz einer herkömmlichen Kasse stehen in der Regel mehrere Self-Checkout-Kassen. Auch diese Kassen benötigen Personal, das sich um diesen Bereich kümmert. Beratung und persönlicher Kontakt bleiben auch mit Self-Checkout weiterhin wichtig.»

Kritikpunkt 2: Unpersönlich

Der tägliche Einkauf im Detailhandel ist für viele Menschen keine Pflicht, sondern ein Ereignis. Vor allem der persönliche Kontakt mit den Verkäuferinnen wird von vielen geschätzt. Die Befürchtung ist daher gross, dass dieser zwischenmenschliche Kontakt durch die Technologisierung weiter verloren geht:

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Stellungnahme der Migros: «Selfscanning bedeutet nicht das Ende der bedienten Kassen. Solche wird es noch lange geben. Unter all den Kunden, die bei uns einkaufen, wollen wir auch denen entgegenkommen, die ihre Einkäufe gerne rasch und effizient abwickeln möchten.»

Stellungnahme von Coop: «Ob mühselige Pflicht oder Ereignis – es kommt immer auf die Perspektive an. Es gibt Kundinnen und Kunden, die schätzen den persönlichen Kontakt mit dem Verkaufspersonal sehr, für andere ist dies – aus welchen Gründen auch immer – weniger relevant. Wir führen Selfscanning vor allem in grösseren Filialen mit hoher Kundenfrequenz ein und stellen es als weitere Bezahlmöglichkeit zur Verfügung.»

Kritikpunkt 3: Kompliziert und umständlich

Viele Leser betonen, dass sie Mühe mit der Bedienung der Selfscanning-Stationen haben. Das eine Mal funktioniere das Scannen nicht, ein anderes Mal würden Produkte fehlen und ein weiteres Mal seien die Preise falsch – und schon «ist es an der Kasse mit einem Menschen gegenüber wieder bedeutend einfacher.»

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Stellungnahme der Migros: «Das System ist eigentlich selbsterklärend. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die meisten Kunden, die Selfscanning einmal ausprobiert haben, das System immer wieder benützen. Selbstverständlich können Kunden, die ein Problem haben, sich jederzeit an eine Mitarbeitende wenden.»

Stellungnahme von Coop: «Wir zwingen niemanden, die Kassen zu nutzen. Das Self-Checkout ist ein Service für unsere Kunden und viele schätzen dies sehr. Je nach Standort nutzen durchschnittlich 20 bis 30 Prozent diese Möglichkeit.»

Kritikpunkt 4: Die Kunden «arbeiten» gratis

Die vierte Kritik zielt auf eine «dreiste Masche von Coop und Migros» ab: Die Grossverteiler würden Personal entlassen und gleichzeitig die Arbeit auf die Kunden überwälzen. Es wird beklagt, dass es keine Rabatte gebe, obwohl man die Arbeit an der Kasse fortan selber erledigen muss.

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Stellungnahme der Migros: «Wer Selfscanning benützt, profitiert davon, dass der Einkauf effizienter abgewickelt werden kann und man dadurch Zeit gewinnt. Viele Kunden schätzen es, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.»

Pro-Argumente: Praktisch, schnell und zeitgemäss

Es gibt auch Stimmen, die das Selfscanning gerne nutzen. Diese allerdings befanden sich in den Facebook-Kommentaren in Unterzahl. Der grösste Nutzen sei der Zeitgewinn sowie die praktische und intuitive Bedienung, so das häufigste Lob:

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Für manche Personen «stimmt der Einkauf mit dem Selfscanning einfach total». Genau auf diese Kunden dürften Migros und Coop mit ihrem neuen Angebot gezielt haben: Menschen, die den Einkauf als Pflichtübung ansehen und vorwiegend Kleineinkäufe tätigen.

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Schliesslich wird auch die «Technikfeindlichkeit vieler Menschen» beklagt. Der Tenor: Nur weil etwas Neues eingeführt wird, heisst das nicht, dass es schlecht ist:

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